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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Atomkraftwerken?«
    »Nein, aus Wind und dem Gang der Gezeiten, doch der größte Teil stammt von der Sonne. Meine Welt ist mit einem Gleichstromnetz überzogen, das sich um den ganzen Planeten spannt.«
    Martin war fasziniert. Eine solche Welt hätte er auch gerne mal besucht. Viel lieber als diesen barbarischen Eisplaneten, dessen Leben sich in tiefen Schluchten und Kesseln oder unter der Erde abspielte und dessen Zivilisation auf Dampf und Mechanik setzte.
    »Wie speichert ihr denn all die Elektrizität? Oder ist es so, dass die sonnenbeschienene Seite des Planeten ihren Strom auf die Nachtseite schickt?«
    »Genauso ist es. Trotzdem werden natürlich Speicher verwendet. Hauptsächlich adiabatische Luftdruckspeicher und für mobile Anwendungen natürlich Nanoharz-Akkumulatoren.«
    »Nanoharz?« Martin staunte und er fragte sich, ob die gesellschaftliche Entwicklung in Thomas Welt ebenso unterschiedlich wie die technische verlaufen war. In diesem Augenblick fiel ihm Alexandra wieder ein, die Thomas als Proviant an die Schremp verkauft hatte.
    »Stammt Alexandra auch aus deiner Welt?«
    »Du meinst Alexandria? Ja, sie ist auch von dort«, brummte er und widmete sich wieder seinem primitiven Elektromotor. Martin war klar, dass er nicht über dieses Thema sprechen wollte. Da kam Eliane hinzu.
    »Die Hüllen sind fertig, wir können starten.«
    »Halt, nicht so eilig«, entgegnete Thomas, »uns fehlt noch die Gondel. Aber Martin kann dir schon mal bei der Befüllung helfen. Doch seid ja vorsichtig mit dem Knallgas.«
    »Knallgas?« Martin war entsetzt. »Du willst das Luftschiff mit Wasserstoff füllen?«
    »Was denn sonst? Es gibt kein Helium auf diesem Planeten. Aber keine Sorge, das Elektrolysegerät, das wir zur Verfügung haben, liefert ziemlich reinen Wasserstoff.«
     

 
    DIE EISWÜSTE
     
    Martin war nicht wohl bei der ganzen Sache, und als er in den nächsten Tagen sah, welch komisches Gefährt da entstand, schwand sein Vertrauen noch weiter. Das Luftschiff bestand nicht aus einer einzigen, zigarrenförmigen Hülle, sondern aus zwei nebeneinanderliegenden. Dabei erhielten diese ihre Gestalt nicht etwa durch ein starres Skelett aus Aluminium, wie das bei Zeppelinen der Fall war, sondern durch die Form der Hülle selbst und ein Netz, das diese überspannte. Damit wurden die beiden Hüllen nicht nur zusammengehalten, auch die Gondel mit den Batterien und dem Elektromotor hing daran. Der Motor, mit der starr verbundenen Luftschraube, war schwenkbar gelagert wie ein Außenbordmotor bei einem Boot. Es war die einzige Steuermöglichkeit, über die das seltsame Gefährt verfügte. Der Pilot musste vor dem Motor Platz nehmen und die mit Ausgleichsgewichten versehene Schwenkvorrichtung bedienen. Für die übrigen Passagiere und ihr Gepäck war ein anderer Ort vorgesehen. Oben in der Mitte zwischen den beiden Hüllen war das Netz verstärkt worden und trug eine hölzerne Plattform. In diesem Adlernest sollten Eliane und Martin mitsamt ihrem Gepäck Platz nehmen. Sie war mit einer Strickleiter erreichbar und Martin wurde schon schlecht, als er nur daran dachte, dass er zu ihr hochsteigen musste. Um das Luftschiff auszutarieren, wurden unten an der Motoren-Gondel einige Sandsäcke angebracht.
    Als nach drei weiteren Tagen das Luftschiff fertig war und Thomas‘ Elektromotor seinen ersten Test bestanden hatte, öffneten sie das große Tor der Halle und schoben das Gefährt ins Freie. Sie hatten die beiden Hüllen gerade soweit mit Gas gefüllt, dass das Gefährt ohne Pilot und Passagiere über dem Boden schwebte und nicht davonflog. Der Proviant für die Reise war schon im Adlernest verstaut. Draußen war es fast dunkel. Am Himmel über dem Kessel flackerte eine Aurora, in deren Schein sie Pflöcke einschlugen, um das Luftschiff festzubinden.
    »Wir werden es morgen fertig mit Gas füllen und dann bei Tagesanbruch starten«, erklärte Thomas, als sie nach getaner Arbeit draußen zusammensaßen und das Schauspiel am Himmel betrachteten. Sie hatten es sich auf leeren Kisten gemütlich gemacht, allerdings ohne ein Feuer anzuzünden. Das wäre in der Nähe der halb gefüllten Hüllen zu gefährlich gewesen. Es war das erste Mal, dass sie längere Zeit draußen sein konnten. Bisher hatten sie die Homunkuli immer zurückgedrängt, wenn sie durch die kleine Tür ihre Nasen ins Freie gesteckt hatten. Sie waren streng bewacht worden und mussten die ganze Zeit in der Halle beim Licht der Glühbirnen verbringen. Doch jetzt waren

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