Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Detektoren verfügen. Auch trugen sie keine sichtbaren Antennen.
    »Er muss den Sender hier im Labor benutzt haben, der am Generator hängt«, überlegte er laut. Doch wie funktionierte die Steuerung der Wächter? Wurde ein codiertes Signal gesendet? Rasch verwarf er den Gedanken wieder. Das war viel zu kompliziert, für die simple Technik Maribors. Es musste sich um ein einfaches Signal auf einer bestimmten Frequenz handeln, folgerte er. Er eilte vom einen Tisch zum anderen und untersuchte alle Apparate. Doch er fand nichts, was ihm einen Fingerzeig gegeben hätte.
    »Sie müssen sich in Sicherheit bringen und Stonehenge warnen«, sagte die Kommandantin.
    »Das wird wohl das Beste sein«, entgegnete Eliane, »Aber Sie kommen mit.«
    »Nein, ich bleibe hier. Ich verlasse Fort Tesla höchstens als Leiche. Zuunterst in diesem Turm ist eine geheime Tür. Von dort führt ein Stollen zu einem Hangar unterhalb des Forts. Dort steht ein Gleiter, mit dem Sie mit etwas Glück bis nach Stonehenge fliegen können. Gehen Sie, bitte.«
    Sie hat ‚Bitte‘ gesagt, schoss es Martin durch den Kopf. Ein Wort, das er bisher auf dieser schrecklichen Welt noch nicht gehört hatte.
    »Wie Sie wünschen, Kommandantin«, sagte Eliane. »Ich lasse Ihnen eine meiner Ætherpistolen hier. Komm, Martin, beeilen wir uns.«
    »Aber wir dürfen sie doch nicht allein hier zurücklassen. Sie ist verletzt.« Zudem ist sie eine Frau, wollte er noch sagen, behielt den Teil aber für sich. Widerstrebend folgte er Eliane, die vorsichtig die Treppe hinunter schlich.
    »Auf Wiedersehen Milady«, flüsterte er der Kommandantin zum Abschied zu.«
    Sie lächelte.
    »Passen Sie gut auf sich auf, Außenweltler Martin.«
    Unten an der Treppe drückte Eliane auf einen Stein mit einer Markierung, so wie ihr die Kommandantin erklärt hatte. Ein schmales Stück Mauer entpuppte sich als getarnte Tür und schwang zur Seite. Dahinter war ein langer Stollen sichtbar, der schräg nach unten führte. Sie schlüpften hindurch und drückten die Tür wieder vorsichtig zu.
    »Wir hätten sie nicht allein lassen dürfen, sie hat gegen die Piraten keine Chance«, sagte Martin.
    »Sie ist die Kommandantin, sie wird als Heldin in Ehre sterben.«
    Martin fragte sich, ob es noch andere gab, die irgendwo im Fort Widerstand leisteten. Oder hatten die Piraten schon alle umgebracht? Wieso nur hatte Maribor die Wächter außer Betrieb gesetzt und den Piraten damit Tür und Tor geöffnet. War es ihm nicht genug gewesen, die Piraten vor den »Zeremonien« heimlich mit Fallschirmen auszurüsten? Wie hatte er sich nur dermaßen in diesen skrupellosen und brutalen Gesellen täuschen können?
    Er wurde aus seinem Grübeln gerissen, als sie den Hangar erreichten, eine große Felskaverne, in deren Mitte auf einer Schiene der Gleiter stand. Als er ihn in Augenschein nahm, begann er zu zweifeln, dass das Ding fliegen konnte. Der Gleiter war nicht mehr als eine Seifenkiste, die unter zwei, aus Sperrholz und Papier gebauten Vogelschwingen hing. So mussten die Geräte der ersten Flugpioniere auf der Erde ausgesehen haben, dachte er. Die beiden Sitze waren hintereinander angeordnet und links und rechts waren Hebel angebracht, mit denen über Drahtzüge die Stellung der Flügel und des Schwanzruders verändert werden konnte.
    »Damit sollen wir nach Stonehenge fliegen? Weißt du denn mit einer solchen Kiste umzugehen?«
    »Das wird sich zeigen«, sagte Eliane und lachte. Martin wurde es mulmig zumute. »Komm, steig schon ein!«
    Er wollte sich gerade in die Kiste setzten, da fiel sein Blick auf eine Apparatur im hinteren Teil der Felskaverne. Offenbar handelte es sich um einen Generator, der von einer kleinen Dampfmaschine angetrieben wurde. Vom Generator führten Kabel zu einem großen Kasten, der daneben stand. Aus diesem führten wiederum Drähte über Isolatoren zum Ausgang der Höhle, dort, wo auch die Schiene für den Gleiter endete. Eine Antenne, schoss es Martin durch den Kopf. Das war offenbar ein Sender und er war in Betrieb. War es möglich, dass die Steuerung der Roboter noch einfacher war, als er vermutet hatte? Waren sie vielleicht nur außer Betrieb, während ein Sender auf einer bestimmten Frequenz ein Signal ausstrahlte, und würden sie wieder funktionieren, sobald dieser Sender abgestellt wurde?
    Natürlich! Das war die einfachste Lösung und sie bot zugleich eine gewisse Sicherheit.
    »Halt«, rief er Eliane zu. »Wir müssen die Geräte dort drüben außer Betrieb setzen.