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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Vielleicht blockieren sie die Wächter.«
    Vom Stollen her waren Schritte und Stimmen zu hören.
    »Einsteigen, die Piraten sind uns auf den Fersen.« Eliane zog eine Pistole und zielte auf den Kasten neben dem Generator. Dort, wo der Strahl einschlug, entstand ein Loch. Funken schossen daraus hervor. Eliane schoss noch zweimal auf den Kasten und anschließend noch auf den Generator. Dann erschien der erste Pirat am Eingang der Felskaverne. Sie betätigte einen Hebel neben dem Gleiter und das Fluggerät setzte sich langsam in Bewegung. Dann zielte sie auf den Piraten und schoss. Doch der verschwand wieder im Stollen. Ob sie getroffen hatte, war nicht ersichtlich. Quälend langsam wurde der vorsintflutliche Flieger schneller und glitt auf der Schiene dem Ausgang zu. Gerade, als ein ganzer Schwall Piraten mit gezückten Pistolen in der Kaverne erschien, rauschten sie hinaus in die Leere über dem Abgrund. Der Gleiter sackte sofort in die Tiefe, wurde dabei rasch schneller und fing sich wieder.
    »Wir fliegen«, jubelte Eliane. »Wer hätte das gedacht.«
    Doch das Abenteuer war noch nicht ausgestanden. Sie befanden sich mitten in einer Wolkenschicht und bald wusste Martin nicht mehr, was unten und was oben war. An Elianes Stelle hätte er schon längst die Orientierung verloren, zumal der Gleiter über keinerlei Instrumente verfügte. Er war nur für Sichtflug ausgelegt und besaß weder ein Variometer noch einen künstlichen Horizont.
    Plötzlich ruckte das Fluggerät und Martin hatte den Eindruck in einem Fahrstuhl zu sitzen, der nach oben raste. Der Nebel lichtete sich und auf der linken Seite tauchte die Felswand auf, an der sie entlang flogen. Sie war zum Greifen nah.
    »Du musst weg von der Wand«, rief er. Doch Eliane hatte den Gleiter bereits gewendet. »Und dann musst du nach unten steuern. Wir müssen zum Kurier. Er erwartet uns.«
    »Witzbold«, rief sie zurück. »Wir befinden uns voll im Aufwind, im Moment komme ich nicht runter.«
    Sie schossen vollends aus dem Nebel heraus und befanden sich nun zwischen zwei majestätischen Wolkentürmen. Der Gleiter bockte wie ein wildes Pferd, sackte mal durch, dass Martin glaubte, sein Magen stecke im Hals fest, um dann wieder wie auf einer Achterbahn nach oben zu schießen. Eliane hatte ihre liebe Mühe mit der Steuerung und es gelang ihr nicht, einem der Wolkentürme auszuweichen, auf den der Gleiter zuschoss. Schlagartig schmolz die Sicht auf wenige Meter, als sie darin eintauchten, und das Fluggerät wurde von einem gewaltigen Aufwind gepackt. Eliane hebelte vergebens an der Steuerung. Was sie auch unternahm, es hatte keinen Einfluss. Der Gleiter wurde wild herumgewirbelt und stieg im Innern der Wolke rasant in die Höhe. Martin musste sich festklammern, um nicht herauszufallen.
    »Nicht einmal einen Fallschirm hat die Kiste«, murmelte er und hielt sich an den Drähten der Verspannung.
    Wie lange die führungslose Fahrt gedauert hatte, konnte er im Nachhinein nicht mehr sagen. Der Höllenritt hatte jedes Zeitgefühl ausgelöscht. Doch nach einer scheinbaren Ewigkeit war es plötzlich zu Ende. Sie wurden regelrecht aus der Wolke hinauskatapultiert und nur mit Glück konnte Eliane verhindern, dass der Gleiter ins Trudeln geriet. Die zwei Schwestern strahlten am Horizont, doch der Himmel über ihnen wirkte seltsam bleiern. Weit unten entdeckte Martin in einer Wolkenlücke die Abbruchkante des Stonehenge-Grabens und Fort Tesla als winzigen Punkt. Eine Rauchsäule stieg aus dem Gebäude auf. Sie mussten einige Tausend Meter über dem Fort sein, doch entgegen der Erwartungen war es in dieser Höhe nicht etwa eiskalt, sondern warm wie auf der Erde in der Sahara.
    »Dieser Planet ist total verkehrt«, sagte Martin zu sich selbst. »Total unlogisch.«
    »Wieso unlogisch?«, fragte Eliane, die sein Selbstgespräch mitgehört hatte. Es war nicht nur warm, sondern auch unheimlich still hier oben. Nur das Säuseln des Windes in den Verspannungen war zu hören.
    »Weil in dieser großen Höhe die Luft dünn und kalt sein müsste.«
    »Vielleicht ist bei uns die Luft anders geschichtet als bei dir zuhause.«
    »Nichts ist unmöglich«, gab Martin zurück. »Aber sag mal, wie heißt eigentlich euer Planet, hat er auch einen Namen wie unsere Erde?«
    »Na klar, ich bin verwundert, dass du mich noch nie danach gefragt hast. Meine Welt heißt Tiffany.«
    »Genauso wie der Ort, wo mein Zuhause liegt … ich meine mein zweites Zuhause.« Und nach einer Pause fügte er hinzu:

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