Die Reise zu den Elfeninseln
beginnt in sieben Tagen.
Vases-al-Gipt reitet ein Stück vor uns. Vor einigen Stunden hat er uns eine Nachricht zukommen lassen, dass wir uns dem Domizil seines Bruders nähern. Der Bote, der diese Nachricht überbracht hat, soll Makri und mich dorthin führen, während die anderen weiterreiten. Die turanianische Abordnung wird in den ungeschmälerten Genuss von Lord Khurds Gastfreundschaft kommen. Wir nicht.
»Würde es Sinn machen, Euch zu bitten, keinen Anlass für ein Ärgernis zu geben?«, erkundigt sich Zitzerius, als sich unsere Wege trennen.
»Ihr werdet kaum merken, dass wir hier sind«, sage ich.
»Was Ihr auch tut«, ermahnt Zitzerius mich streng, »mischt Euch in nichts ein, was verpönt ist.«
»Kopf hoch, Zitzerius.« Makri lenkt ihr Pferd neben uns. »Ich bin Expertin, was Elfentabus angeht. Ich bin schließlich selbst eins. Ich werde Thraxas schon von allen Fettnäpfchen fernhalten.«
Makri ist eine gute Reiterin. Das war sie schon, als sie nach Turai gekommen ist. Makri ist in fast allen Dingen gut. Es ist richtig enervierend. Und seit sie das Schiff verlassen hat, ist auch ihre Laune sichtlich besser geworden.
»Ich bin so wohlgemut wie ein Elf im Baum«, meint sie und lacht. Doch dann wird sie nachdenklich. »Allerdings ist mir aufgefallen, dass die Elfen in den Bäumen keineswegs besonders wohlgemut aussehen. Aber sie sind ausgezeichnete Chorsänger.«
Unser Führer leitet uns über einen schmalen Pfad. Für einen Elf ist er auffällig säuerlich. Meine Bemühungen, Konversation zu machen, verpuffen ins Leere. Ich erfahre nur, dass er Coris-al-Nihmt heißt und ein Cousin meines Freundes Vases ist, mehr nicht.
Aber wir müssen uns zum Glück nicht lange ertragen. Coris führt uns rasch zu einer weiteren kleinen Lichtung, wo drei andere Elfen uns erwarten. Zwei sind schon älter. Coris begrüßt sie knapp, verbeugt sich vor uns und reitet davon.
»Seid gegrüßt, Freunde von Vases-al-Gipt. Willkommen in unserem Heim.«
Es sind, wie sich herausstellt, Vases’ Bruder, seine Mutter und seine Schwester.
»Ihr müsst nach der langen Reise müde sein. Wir haben Speisen vorbereitet, und Eure Räume sind bereits für Euch gerichtet. Bitte folgt uns.«
Sie gehen zu einem Baum. Eine Leiter ist flach an dem Stamm angebracht, und sie führt weit hinauf in den Wipfel. Ich bedenke sie mit einem zweifelnden Blick und sehe dann Makri an.
»Wie gefällt dir diese Höhe?«
»Ich bin nicht gerade besonders scharf darauf.«
»Ich auch nicht.«
Wir beißen die Zähne zusammen und klettern hinauf. Wir klettern lange, und ich bemühe mich, nicht hinunterzusehen. Es fällt mir schon schwer, die Treppe zu meinem Büro hinaufzusteigen, und bin von dieser Heimstatt alles andere als begeistert. Erleichtert betrete ich das Ende der Leiter und stehe auf einer Plattform. Das Elfenhaus erstreckt sich über die höchsten Äste des Baumes und reicht bis in den nächsten hinüber. Wir befinden uns am äußersten Rand der großen Elfensiedlung. Von hier aus bis zur Inselmitte erstrecken sich fast über den ganzen Wald die Häuser der Inselbewohner. Die Besiedelungsdichte nimmt zum Zentrum hin immer mehr zu. Von hier aus kann man vermutlich bis in die Mitte der Siedlung gelangen, ohne auch nur einmal den Fuß auf den Boden zu setzen.
Als wir das Haus betreten, begrüßt uns eine gemütliche und heimelige Atmosphäre. Die Räume sind zwar einfach konstruiert, aber hell und mit Gobelins und Teppichen in warmen Farben geschmückt. Man lädt uns ein, uns aus den Wasserkrügen zu bedienen, uns zu waschen und uns dann zum Essen frisch zu machen.
»Ein sehr nettes Plätzchen«, meint Makri, als wir allein sind.
Das finde ich auch. »Schade, dass es nicht am Boden steht. Es wird mir schwer fallen, jeden Tag die Leiter hoch und runter zu kraxeln.«
Es ist mittlerweile später Nachmittag. Nach dem Essen habe ich vor, sofort mit den Ermittlungen zu beginnen.
»Ich muss Elith aufsuchen. Es wird Zeit, die Verdächtige zu befragen und die Dinge ins Rollen zu bringen. Wenn ich sie schnell von dem Verdacht befreien kann, gelingt es mir vielleicht, noch ein bisschen auszuspannen, bevor wir nach Turai zurücksegeln. Ich brauche eine kleine Pause. In letzter Zeit habe ich viel zu viel gearbeitet.«
Vases hat dafür gesorgt, dass mich sein Bruder dorthin bringt, wo Elith eingesperrt ist. Ich will so schnell wie möglich aufbrechen. Cermith ist sehr erfreut, dass ich so schnell wie möglich anfangen will. Er ist etwas jünger als
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