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Die Reise zu den Elfeninseln

Die Reise zu den Elfeninseln

Titel: Die Reise zu den Elfeninseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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verstimmt ihn. »Nein«, antwortet er schließlich. »Kenne ich nicht.«
    Ich glaube, dass Lasses lügt. Ich will ihn weiter befragen, als er anfängt, leise zu singen. Er schließt die Augen und rollt den Kopf von der einen Seite zur anderen. Das Licht von Fackeln und Stimmen von der anderen Seite der Lichtung kündigen Elfen an, die vom Palast kommen. Ich mache mich aus dem Staub. Der Weg zurück zu Cermiths Haus kommt mir ziemlich lang vor. Müde klettere ich in mein Ersatz-Heim und finde Makri in meinem Zimmer. Sie hockt da und liest in einer Schriftrolle.
    »Wie läuft’s?«, erkundigt sie sich.
    »Es wird schwieriger«, erwidere ich. »Elith-la-Gipt ist gerade angeklagt worden, den Hohen-Baum-Priester erdolcht zu haben.« Ich ziehe mir die Stiefel aus. »Und ich habe immer noch kein Bier gefunden. Langsam beschleicht mich der Verdacht, dass die Elfen es mir aus reiner Bosheit vorenthalten.«

9. KAPITEL
    Vases-al-Gipts Bruder hat Makri und mich vom ersten Moment unserer Ankunft an sehr gastfreundlich behandelt, und wir sind ihm dafür auch äußerst dankbar. Wir können unsere Mahlzeiten mit Cermiths Familie einnehmen oder allein, ganz wie wir wünschen, und sie machen keinerlei Versuche, unser Kommen und Gehen zu reglementieren. Wenn es ihnen merkwürdig oder anstößig vorkommt, jemanden mit Orgk-Blut unter ihrem Dach zu beherbergen, dann lassen sie es sich jedenfalls nicht anmerken. Makri gesteht mir, dass ihr Glauben in das Elfenvolk teilweise wieder hergestellt ist.
    »Nach der Reise dachte ich noch, ich würde sie alle hassen. Aber Vases-al-Gipts Verwandte sind wirklich nett. Als du unterwegs warst, haben sie mich gefragt, ob sie mir etwas bringen könnten, und dann hat Cermith mich eingeladen, mit ihm auf einen Baum zu klettern und die Sterne zu betrachten.«
    Elfen haben eine Schwäche für die Nacht. Sie stehen spät auf und bleiben lange wach, um die Schönheiten des mitternächtlichen Himmels zu erleben. Jedenfalls die meisten. Vielleicht müssen ja die Bauern unter den Elfen früher aufstehen. Ich frage Makri danach, aber sie weiß es auch nicht.
    »Auf der Innungshochschule lernen wir nur elfische Mythen, ihre Geschichten und die Geschichte ihrer Kriege und dergleichen kennen. Die Frage, ob Elfen früh aufstehen, um ihre Kühe zu melken, ist niemals aufgekommen. Das ist eigentlich merkwürdig, weil Professor Azulius gerade im letzten Semester immer wieder betont hat, wie wichtig der durchschnittliche Bürger in der Geschichte der Stadtstaaten war. ›Geschichte besteht nicht nur aus Königen, Königinnen und Schlachten‹, hat er immer gesagt. Glaubst du, dass es niedere Elfenklassen gibt, die die Abwässerkanäle im Baumpalast reinigen?«
    »Das denke ich doch. Sie können schließlich nicht alle Epen dichten und in die Sterne gucken. Weißt du, auch ich habe fast meinen Glauben an das Elfenvolk verloren. Mir ist zwar klar, dass ich ihnen Schwierigkeiten verursache, aber sie waren vom ersten Tag der Reise an so unfreundlich wie ein zweifingriger Troll. Jedenfalls weit weniger herzlich als meine Gastgeber bei meinem letzten Besuch auf den Inseln.«
    »Das ist doch schon lange her«, meint Makri ganz richtig. »Vielleicht sind sie nach dem letzten Krieg Fremden gegenüber misstrauischer geworden. Wusstest du schon, dass vermutlich die ganze Insel unter schlechten Träumen leidet?«
    »Wirklich? Alle?«
    »Anscheinend«, erklärt Makri. »Cermith jedenfalls hat welche. Ich glaube allerdings nicht, dass die Elfen gern darüber reden. Mit Fremden über Krankheiten zu sprechen, ist strengstens verpönt.«
    »Leiden nur die Avulaner darunter oder auch die Elfen von den anderen Inseln?«
    Das weiß Makri nicht. Sie hofft, dass die anderen Elfen gesund sind, denn sie freut sich schon mächtig auf die Theateraufführungen. Mich begeistert diese Aussicht weniger.
    »Drei Versionen der Legende von Königin Leeuven. Hätten sie sich nicht etwas anderes ausdenken können?«
    »Natürlich nicht. Die Aufführungen bei dem Fest drehen sich immer um Königin Leeuven. Deshalb feiern sie doch.«
    »Das klingt ziemlich langweilig.«
    »Na ja, sie wählen natürlich immer andere Episoden aus der Saga aus. Aber es ist alles ziemlich formal, weißt du. Die Zuhörer kennen die Geschichten bereits sehr gut. Es geht darum, wie sie erzählt werden. Beim letzten Fest haben die Venianischen Elfen eine so tragische Version vom Tod der Königin Leeuven dargeboten, die ja irrtümlich von ihrem Bruder getötet wurde, dass alle

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