Die Reise zu den Elfeninseln
Zuschauer bitterlich geweint haben. Natürlich haben sie auch den Preis gewonnen. Und die Avulaner wollen das Lorbeerblatt diesmal unbedingt selbst erringen.«
Wie ich sehe, hat Makri keine Zeit verschwendet, noch mehr über die Kultur der Insel zu erfahren. Ich frage sie, ob sie auch etwas über den Jongleurwettbewerb herausgefunden hat. Sie informiert mich etwas von oben herab, dass dies zu dem Rahmenprogramm gehört, mit dem die Zuschauer vor dem Beginn des Theaterstücks in festliche Stimmung versetzt werden sollen.
»Gibt es da einen Favoriten? Vielleicht kann ich ja eine Wette platzieren.«
»Musst du denn auf alles wetten?«
»Ja.«
»Ich glaube nicht, dass es auf Avula Buchmacher gibt«, meint Makri skeptisch.
»Glaub das nur nicht. Nur weil auf dem Fest hochklassige Tragödien geboten werden, muss das noch lange nicht ausschließen, dass jemand irgendwo einen ordinären Wettbetrieb aufgezogen hat. Wenn du einen heißen Tipp für den Jonglierwettbewerb aufspüren kannst, dann kann ich sicher eine Wette darauf abschließen.«
Makri ist jedoch vollkommen auf das Theaterstück fixiert und hat mit Jonglieren wenig im Sinn. Aber sie hat Interesse an dem Turnierwettkampf. Sie bedauert allerdings, dass er nur für die unter Fünfzehnjährigen ist und hätte lieber echte Elfenkrieger gegeneinander kämpfen sehen. Aber letztlich, so sagt sie, ist ein Kampf besser als kein Kampf.
»Ich habe noch nie ein Turnier miterlebt«, erklärt sie ihre Begeisterung.
Deshalb ist sie ziemlich enttäuscht, als ich ihr verrate, wie dieser Wettkampf wahrscheinlich aussehen wird.
»Es sind wirklich nur Übungen, nichts zu Gewalttätiges. Sie benutzen Holzschwerter, und es gibt Beschränkungen, was du tun darfst und was nicht. Man darf zum Beispiel dem Gegner nicht in den Unterleib treten und auch nicht in die Augen stechen.«
»Keine Lendentreter? Keine Augenstecher? Was bringt das alles dann überhaupt?«
»Die Teilnehmer sind alle unter fünfzehn, Makri. Die Elfen wollen ihre Kinder nicht verstümmeln, sondern ihnen einfach nur ein wenig Übung im Schwertkampf verschaffen. Und sag mir jetzt nicht, dass du mit fünfzehn schon Drachen abgeschlachtet hast. Die Geschichte kenne ich auswendig. Aber eine Gladiatorin zu sein, ist nicht dasselbe, wie an einem zivilisierten Turnier teilzunehmen.«
Makri ist aber noch nicht zufrieden. »Das klingt wie reine Zeitverschwendung.«
Ich esse mein Abendessen von einem Tablett. Da meine Gastgeber bemerkt haben, dass ich mit einem gesunden Appetit gesegnet bin, schicken sie mir immer reichlich Nahrung. Es ist zwar nicht ganz das gargantueske Mahl, das ich aus der Rächenden Axt gewöhnt bin, aber es ist nah dran. Während ich die Weinflasche leere, die sie dazugestellt haben, fühle ich mich ein wenig mehr im Einklang mit der Welt.
»Hat Cermith eine Ahnung, warum alle Elfen schlechte Träume bekommen?«
»Nicht genau. Er meint, es hätte etwas mit der Beschädigung des Hesuni-Baums zu tun. Die Avulaner sind irgendwie mit ihm verbunden.«
»Ist er denn nicht wieder gesund? Auf mich wirkte er ziemlich ausgeglichen.«
Makri nickt. Baumheiler haben ihn wieder zu voller Blüte gebracht. Und trotzdem verursacht den Elfen etwas Albträume? Das ist interessant.
»Und nun? Wenn Elith den Priester umgebracht hat, was kannst du dann noch für sie tun? Willst du sie ernsthaft aus dem Gefängnis befreien?«
»Vielleicht. So wie die Elfen die Sache handhaben, wäre das so einfach, wie einen Senator zu schmieren. Eliths vorige Zelle hatte nicht mal Stäbe vor dem Fenster. Sie hat nur ihr Ehrenwort geben müssen, dass sie nicht wegläuft.« Ich verstumme. Es ist sehr, sehr ungewöhnlich für einen Elfen, sein Wort zu brechen. So etwas tun sie einfach nicht. Es ist verpönt. Vases würde lieber sterben, als sich so mit Schande bedecken. Mir wird klar, dass Elith einen überwältigend übermächtigen Grund gehabt haben muss, den Palast zu verlassen. »Aber ich bin nicht davon überzeugt, dass sie schuldig ist. Es gefällt mir nur nicht, dass sie sich nicht daran erinnern kann, den Baum beschädigt zu haben. Entweder lügt sie, oder sie wird von jemandem erpresst. Oder ihr Gedächtnis ist von Zauberei oder Drogen manipuliert worden. Das Mordgeständnis gefällt mir genauso wenig. Sie hat sich die ganze Zeit, die ich bei ihr war, sehr merkwürdig verhalten. Als ich ihr das erste Mal begegnet bin, ist sie einfach ohnmächtig geworden. Du weißt, dass Elfenfrauen nicht so schnell umkippen. Dafür sind
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