Die Reise zu den Elfeninseln
Beispiel. Aber gut, damit werde ich auch fertig. Sagt mir alles und beeilt Euch. Was ist mit dem Baum passiert, und wieso könnt Ihr Euch an nichts erinnern? Wie seid Ihr aus dem Gefängnis entkommen, und warum hat man Euch mit einem Messer neben dem toten Priester gefunden?«
Elith ist schockiert. Die Behandlung durch ihren Vater hat ihr zwar sichtlich gut getan, aber sie ist immer noch extrem durcheinander, was nicht verwunderlich ist. Ich blicke ihr direkt ins Auge und befehle ihr, sich zu konzentrieren.
»Wir haben keine Zeit für Plaudereien, also kommt zum Punkt. Lord Khurd ist unterwegs hierher und drei seiner Wachsoldaten schlafen, dank meines Schlafzaubers. Das wird ihn nicht sonderlich heiter stimmen. Also muss ich in der kurzen Zeit, die uns bleibt, alles erfahren. Seufzt nicht, weint nicht und schweift nicht ab. Erzählt mir einfach, wie es passiert ist.«
Diese Worte ringen Elith-la-Gipt ein schwaches Lächeln ab.
»Ich kann mich jetzt wieder daran erinnern, dass Vater von Euch gesprochen hat«, meint sie. »Ihr taucht in vielen seiner Kriegsgeschichten auf. Es ist gut, dass Ihr gekommen seid. Aber Ihr könnt wirklich nichts für mich tun.«
»Das überlasst mir. Erzählt mir von dem Baum. Habt Ihr ihn beschädigt?«
Sie schüttelt langsam den Kopf. »Ich glaube nicht. Aber es könnte sein. Ich kann mich einfach nicht daran erinnern. Sie haben gesagt, ich hätte es getan.«
»Wer hat das gesagt?«
»Gulag, der Baumpriester. Und sein Bruder Lasses.«
»Und warum könnt Ihr Euch nicht erinnern?«
Sie blickt mich ausdruckslos an und antwortet dann, sie könnte es eben nicht. Als Klientin geht sie mir schon jetzt auf die Nerven.
»Was wolltet Ihr bei dem Baum?«
»Ich bin nur spazieren gegangen. Wir wohnen in der Nähe.«
Ich hätte sie gern noch weiter dazu befragt, aber die Zeit ist knapp, und wir haben ja noch einen Mord auf der Liste.
»Wie seid Ihr heute aus Eurer Zelle gekommen?«
»Ich war nicht eingesperrt. Lord Khurd hat mich nur in einem Raum des Palastes unter Arrest gestellt, und ich habe ihm mein Wort gegeben, dass ich nicht versuchen würde, ihn zu verlassen.«
»Und warum habt Ihr Euer Versprechen gebrochen?«
Sie zuckt mit den Schultern.
Ich werde langsam ungeduldig. »Habt Ihr eigentlich nur diese hilflose Elfen-Girlie-Nummer drauf? Ist Euch nicht klar, in was für einer Jauche Ihr steckt?«
Elith sitzt einfach nur da: groß, schlank, blond und anscheinend mit einem nachhaltigen Anfall von Amnesie geschlagen. Ich frage sie, was passiert ist, nachdem sie den Palast verlassen hat.
»Ich bin in den Wald hinuntergestiegen und zu dem Hesuni-Baum gegangen.«
»Und warum?«
»Ich wollte mich mit Gulag-al-Floros treffen. Er war der Hauptankläger wegen der Beschädigung des Baums.«
Sie hält inne und Tränen laufen ihr über das blasse Gesicht.
»Was ist dann passiert?«
Sie antwortet nicht. Ich ändere meine Taktik. »Euer Cousin Eos-al-Gipt ist auf der Reise von Turai nach Avula gestorben. Kanntet Ihr ihn gut?«
Elith erschrickt. »Nein«, sagt sie schnell. »Ja«, gibt sie dann zu. »Ich kannte ihn. Warum?«
»Weil sein Tod mich wundert. Wisst Ihr einen Grund, aus dem er sich so ungeschickt verhalten haben könnte?«
Elith verstummt, und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie mir etwas verheimlicht. Ich frage sie erneut, was passiert ist, als sie den Palast heute Nachmittag verlassen hat.
»Sie hat Gulag erdolcht, das ist passiert!«, dröhnt eine Stimme hinter mir, während die Tür auffliegt. Lord Khurd marschiert herein, und vier Elfen mit gezogenen Schwertern flankieren ihn.
»Wie könnt Ihr es wagen, einen Detektiv bei einem privaten Gespräch mit seinem Klienten zu stören!«, schreie ich ihn an. »Habt Ihr denn keine Ahnung von Euren eigenen Gesetzen hier auf Avula?«
Khurd schreitet auf mich zu und schiebt sein Gesicht drohend vor meines. Dafür muss er sich allerdings mächtig bücken. Seine Männer umringen mich und zielen mit ihren Schwertspitzen auf meine kaum zu verfehlende Körpermitte.
»Habt Ihr meine Wachen schlafen gelegt?«, will er wissen.
»Wachen? Ich habe keine Wachen gesehen. Nur einen leeren Hinterhof mit einer gemütlichen Zelle an seinem anderen Ende. Würdet Ihr mir jetzt bitte ein wenig Zeit mit meiner Klientin gewähren? Ich muss darauf bestehen …«
Die Diener wollen mich ergreifen. Ich will aber nicht ergriffen werden, also weiche ich ihnen aus und mache mich bereit, um mich zu verteidigen. Elith verhindert eine hässliche
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