Die Reise zu den Elfeninseln
weiß, dass Lord Khurd ein wichtiger Verbündeter von Turai ist. Aber ist Euch noch nicht aufgefallen, dass ich ihm einen Gefallen tue? Sein Prestige wird wohl kaum steigen, wenn er den falschen Elf verurteilt.«
»Das«, erwidert Zitzerius, »dürfte sehr stark davon abhängen, ob es jemand herausfindet.«
»Ihr wollt sagen, eine schnelle Verurteilung von Elith wäre das Beste, ganz gleich, ob sie es getan hat oder nicht?«
»Genau.«
Ich sehe Zitzerius einen Moment ins Gesicht. In den Bäumen hinter uns kreischen sich bunte Papageien fröhlich an.
»Zitzerius, wenn wir in Turai wären, würdet Ihr nicht wollen, dass ein Unschuldiger für ein Verbrechen verurteilt wird, das er nicht begangen hat, ganz gleich wie bequem das für den Staat wäre. Auch wenn Ihr ein überzeugter Anhänger der Königlichen Familie seid, habt ihr immer Leute vor Gericht verteidigt, die der König liebend gern möglichst rasch am nächsten Galgen hätte baumeln sehen. Ihr seid sogar noch viel aufrechter als ich, zum Teufel!«
Zitzerius widerspricht mir nicht, sondern sieht eine Minute lang den Papageien zu.
»Ihr würdet besser daran tun, die Dinge so zu lassen wie sie sind«, erklärt er schließlich. »Wenn Lord Khurd nicht wüsste, dass es noch schlechter für ihn aussehen würde, wenn ein Menschengast und sein eigener bevorzugter Heiler während des Festes eingekerkert wären, dann würdet Ihr längst in einer Zelle schmoren, weil Ihr seine Wachen eingeschläfert habt. Es wäre sehr unklug, wenn Ihr ihn noch weiter reizen würdet.«
Er hält inne. Die Papageien kreischen weiter. »Aber es interessiert Euch vielleicht zu erfahren, dass die Palastgerüchteküche wissen will, dass Elith-la-Gipt eine Affäre mit Gulag-al-Floros hatte. Das fällt natürlich ebenfalls unter die Tabus. Hohe-Baum-Priester dürfen nicht außerhalb ihres Clans heiraten.«
»Hat die Palastgerüchteküche auch ausgekocht, warum sie ihn umgebracht hat?«
Zitzerius zuckt mit den Schultern.
»Wie Ihr wisst, kolportiere ich niemals irgendwelche Gerüchte«, erklärt er und eilt dann rasch durch das Portal in den Palast. Makri ist schweigsam, während wir zu Cermiths Baumhaus zurückgehen. Selbst die neugierigen Affen können sie nicht aus ihrer Versunkenheit reißen. Wir sind fast da, als sie wie angewurzelt stehen bleibt.
»Was zum Teufel war in dieser Thazisrolle?«, fragt sie und schüttelt den Kopf.
»Thazis, was sonst?«
»Ich habe das Gefühl, als wäre ich eben von einer Reise durch den Magischen Raum zurückgekehrt.«
»Mir ist schon aufgefallen, dass du nicht wie sonst bist.«
Makri schüttelt erneut den Kopf, und eine Brise weht ihre Haare beiseite. Ihre spitzen Elfenohren werden sichtbar.
»Habe ich wirklich eingewilligt, dieses schreckliche Kind in Kampftechnik zu unterrichten?«
»Ich fürchte ja.«
Sie setzt sich hin und lässt ihre Beine über die Hängebrücke baumeln. »Jetzt bin ich echt niedergeschlagen.«
»Dazu hast du auch allen Grund. Dir bleiben sechs Tage, um Isuas umzukrempeln.«
»Jetzt brauche ich eine Thazisrolle.«
12. KAPITEL
Wir nehmen unser Abendessen mit Cermith und seiner Familie ein. Es verläuft ziemlich ruhig. Cermith bespricht zwar mit seiner Frau Einzelheiten des Festes, aber Makri bleibt stumm, und ich bin zu sehr mit Essen beschäftigt, um viel zum Gespräch beizusteuern. Erneut bin ich mit der Verpflegung mehr als einverstanden. Der Rehbraten ist fantastisch, und der Fisch ist erst am Morgen von einem Cousin der Familie gefangen worden. Er hat ein eigenes Fischerboot.
In Turai interessieren sich die meisten Menschen nur unter zwei Aspekten für die Elfen: Sie sind mächtige Krieger, die uns gegen die Orgks helfen, und bestenfalls noch die Schöpfer schöner Gedichte und Lieder. Wir stellen uns nie vor, dass sie auch Fischerboote haben. Oder sich streiten, wenn sie ein Theaterstück inszenieren.
Makri ist ungewöhnlich schweigsam. Später sagt sie mir, dass sie sich merkwürdig fühlte, seit sie das Wasser aus dem Hesuni-Weiher getrunken hatte.
»Doch jetzt bin ich fast wieder normal. Ich frage mich nur, warum es auf dich nicht ähnlich gewirkt hat?«
»Vielleicht wirkt es ja vor allem auf Elfen? Oder auf jemanden, der Elfenblut in den Adern hat.«
Was auch immer der Grund dafür sein mag, es hat jedenfalls etwas damit zu tun, dass Elith ihr Gedächtnis verloren hat. Ich werde mir diese Weiher bei nächster Gelegenheit etwas genauer ansehen. Was Lady Yestar wohl damit meinte, als sie sagte, dass
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