Die Reise zu den Elfeninseln
proportioniert?«
»Könnten wir vielleicht einen Augenblick meine Leibesfülle hintanstellen? Was wollt Ihr?«
»Dasselbe wie Ihr. Bier.«
Sie kommt zu mir, und wir gehen nebeneinander weiter.
»Ich nehme an, Ihr seid eher eine Poetin als eine Waffenschmiedin?«
»Allerdings. Ich bin Sendru-la-Vallis. Ihr dürft mich Dru nennen.«
»Nett, Euch kennen zu lernen, Dru.«
Nachdem ich mich von dem Schreck erholt habe, ist mir ein bisschen Gesellschaft eigentlich ganz angenehm. Dru ist offensichtlich ein Elfenmädchen, das kein Problem hat, mit Fremden zu plaudern. Sie sagt mir, dass sie fast jede Nacht zu den Drei Eichen kommt, um sich mit anderen Poeten zu treffen.
»Und um Bier zu trinken«, fügt sie hinzu.
»Ich dachte, die Dichter der Elfen trinken Wein.«
»Nur die Älteren«, klärt Dru mich auf. »Und ich darf wohl sagen, dass Wein sehr gut dazu passt, Epen zu verfassen. Aber die Poesie entwickelt sich weiter, wisst Ihr. Seht, da ist die Lichtung. Es gibt einen Hügel, von dem aus man durch die feine Gischt eines Wasserfalls die Sterne betrachten kann. Es ist sehr inspirierend. Wir Poeten haben diesen Ort schon immer geliebt.«
»Aha. Und was ist mit den Waffenschmieden?«
»Sie benutzen die Kraft des reißenden Stroms für ihre Schmieden. Das ist zwar nicht sonderlich poetisch, aber wir kommen gut mit ihnen aus. Ist es wahr, dass Ihr mit einer Frau reist, die Orgk-Blut in den Adern, bemalte Fußnägel und einen Ring in der Nase hat?«
Wie ich sehe, verbreitet sich Makris Ruhm bereits genauso schnell wie meiner. »Ich gehe nirgendwo hin ohne sie. Außer heute Abend. Sie braucht Ruhe.«
Dru scheint ein bisschen enttäuscht, aber sie sagt, dass sie sich freut, einen Detektiv kennen zu lernen.
»Ich brauche neue Erfahrungen, und es gibt so wenig Möglichkeiten für eine junge Elfe, die Insel zu verlassen. Ich wollte eigentlich nach Turai segeln, aber mein Vater hat es mir nicht erlaubt. Wollt Ihr allen Fragen stellen?«
»Vielleicht einigen. Aber hauptsächlich will ich mir Bier bestellen.«
Wir haben die Lichtung erreicht. Selten hat sich mir ein einladenderer Anblick geboten. Unter den mächtigen Eichen sind Bänke aufgebaut, und in dem hohlen Stumpf eines mächtigen, leider verstorbenen Baumes steht ein Elf und schenkt Bier aus. An zwei großen Tischen sitzen kräftige Elfen mit Lederschürzen, vermutlich die Waffenschmiede, und an einem weiteren Tisch dichter am Strom hocken jüngere, dünnere Elfen, wohl die Poeten. Sie winken Dru zu, und auch einige der Waffenschmiede heißen sie lautstark willkommen. Die Atmosphäre ist gesellig und offenbar entspannt genug, so dass meine Anwesenheit zwar einige Bemerkungen hervorruft, aber keinen Schatten über die Veranstaltung wirft.
Ich marschiere geradewegs zu dem Elf in dem Baumstumpf, ziehe einige Münzen Elfenwährung aus der Tasche und verlange ein Bier. Er reicht es mir in einem schwarzen Ledergefäß. Ich trinke es mit einem Zug aus, reiche das Gefäß zurück und verlange noch eines. Er füllt den Krug aus einem Fass hinter sich und gibt ihn mir wieder. Ich leere ihn erneut in einem Zug und gebe ihn zurück.
»Noch ein Bier. Bitte.«
Ich nehme das dritte Bier und verfahre mit ihm wie mit den beiden andern. Mittlerweile sieht der Elf mich etwas überrascht an.
»Möchtet Ihr vielleicht…?«
»Noch ein Bier.«
Als ich den vierten Krug leere, höre ich gutmütiges Lachen von den Waffenschmieden hinter mir.
»Er ist ein mächtiger Trinker«, sagt einer.
Ich leere den fünften Krug und gehe mit Nummer sechs und sieben zu ihrem Tisch.
»Bringt mir lieber noch zwei«, sage ich zu dem Schankwirt und werfe ihm noch ein paar Münzen zu. »Das heißt, lieber drei. Nein vier. Ach was, bringt mir einfach Nachschub, bis ich Euch bitte, aufzuhören. – Ist hier am Tisch noch Platz für einen durstigen Mann?«, frage ich.
Die Poeten sind sicher auf ihre Art ganz interessant, aber ich halte die Waffenschmiede für die bessere Gesellschaft, solange ich so durstig bin. Sie sehen genau aus wie Elfen, die nach einem harten Tag in der Schmiede ein paar Krüge Bier zu schätzen wissen. Sie sind kräftig, jedenfalls so kräftig, wie Elfen sein können. Nicht so gut gebaut wie ich, aber in ihrer Gegenwart beschleicht mich nicht das Gefühl, übergroß ausgefallen zu sein, was mich neben den meisten Elfen unweigerlich überkommt.
Die Waffenschmiede rücken zusammen und lassen mich mit auf die Bank. Ich leere einen Krug, setze den nächsten an und vergewissere
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