Die Reise zu den Elfeninseln
ruhiger und besonnener Elf. Ich frage ihn, ob es noch etwas gibt, was er bisher vergessen hat, mir zu erzählen.
»Keine merkwürdigen Vorfälle? Keine Ahnung, wer hier in der Nähe mit Boah gewesen sein könnte?«
»Leider nichts. Ich habe zwar mein Ohr am Boden gehabt, aber seit mein Bruder umgebracht worden ist, war ich zu sehr mit den Beerdigungsvorbereitungen beschäftigt und natürlich auch damit, die Zügel der Priesterschaft in die Hand zu nehmen.«
Wenigstens scheinen wir den schlimmen Träumen der Avulaner auf die Spur gekommen zu sein. Lasses ist der festen Überzeugung, dass eine so mächtige Droge, die die Heiligen Wasser des Hesuni-Baums vergiftet, genügt, um den Elfen Albträume zu bereiten.
»Alle Avulaner kommunizieren mit dem Baum. Da Boah ein Nervengift ist, verursacht es Albträume. Wir müssen Euch wirklich dafür danken, dass Ihr es gefunden habt. Ich versuche jetzt, die Gegend durch Rituale zu säubern.«
Frustriert marschiere ich über die Lichtung zurück. Alle wissen, dass etwas Merkwürdiges vorgeht, aber keiner weiß genau, um was es sich handelt. Und bisher kann mir auch keiner ein Motiv dafür nennen, aus dem Elith Gulag ermordet haben könnte. Selbst Elith, die den Mord zugegeben hat, kann mir kein Motiv nennen. Bevor ich Lasses verlasse, frage ich ihn, ob er Gorith-al-Dent begegnet ist.
»Sollte ich?«
»Wahrscheinlich nicht. Aber es fällt mir auf, dass er viel in der Gegend herumhängt. Würdet Ihr mich benachrichtigen, wenn er Kontakt zu Euch aufnimmt?«
Lasses verspricht es, und ich gehe. Ich finde Harmonius AlpElf und Lahmius Sonnenfänger in den eingefriedeten Baumhäusern neben der turanianischen Botschaft. Ich weiß, dass Harmonius AlpElf die Gefangene gesehen hat, und ich würde gern seine Meinung einholen, ob sie von Zauberei angegriffen oder verwirrt worden ist.
»Ich hatte nicht den Eindruck«, erwidert er. »Aber wegen der direkten Nähe des Hesuni-Baums kann man da nicht sicher sein. Allerdings glaube ich, dass man eine Spur finden würde, wenn man ihr Gedächtnis ausgelöscht hätte oder sie Opfer eines Zaubers geworden wäre. Ich weiß, dass Abra-al-Kabra sehr sorgfältig nach jeder Spur einer Zauberei gesucht hat und nichts finden konnte.«
»Und noch mal Glückwunsch, dass Ihr es aus dem Gefängnis geschafft habt«, fügt Lahmius Sonnenfänger hinzu.
Die beiden Zauberer stehen meinem Anliegen offenbar nicht ganz ablehnend gegenüber.
»Und wenn auch nur aus dem Grund, dass Ihr nicht aufgebt. Obwohl offenbar jeder weiß, dass Elith schuldig ist, scheinen die Avulaner Euch dafür Respekt zu zollen, wie Ihr versucht, Vases-al-Gipt zu helfen. Sie halten Freundschaft hoch in Ehren. Aber wirklich, Thraxas, was glaubt Ihr erreichen zu können? Elith-la-Gipt ist schuldig. Die Leute haben gesehen, wie sie Gulag getötet hat. Und sie hat es auch noch selbst zugegeben.«
Sie bieten mir Wein an. Ich leere den Kelch und stehe auf.
»Wenn ich ein vernünftiges Motiv finde, wird sie vielleicht wenigstens nicht hingerichtet.«
Anschließend mache ich mich auf die Suche nach Makri. Mein Pferd steht noch in der Koppel, wo ich es gelassen habe, also sattele ich es und reite um die Insel. Auf jeder Lichtung tummeln sich jetzt Chöre, Schauspieler und Jongleure. Alle üben für das Fest. Als der Pfad von den dicht stehenden Bäumen verengt wird, halte ich Ausschau nach den maskierten Speerträgern, die mich vielleicht wieder angreifen, aber von denen ist nichts zu sehen. Bis jetzt habe ich nicht den leisesten Hinweis darauf finden können, wer sie sind oder für wen sie arbeiten. Soweit ich weiß, gibt es in den Elfenländern nichts Vergleichbares wie die Meuchelmördergenossenschaft von Turai, aber irgendjemand scheint es auf mich abgesehen zu haben. Irgendjemand mit großer zauberischer Unterstützung. Erneut bin ich froh über mein Schutzamulett. Es beschützt mich vor den meisten magischen Angriffen, wenngleich es auch nichts gegen unsichtbare Elfen ausrichten kann, die plötzlich auftauchen und mich mit ihren Speeren durchbohren wollen.
Ich steige in der Nähe der Königlichen Lichtung ab und nähere mich ihr erneut so lautlos wie möglich. Ob Isuas schon aufgegeben hat? Doch dann höre ich Makris wütende Stimme.
»Kämpfe, du Vaginux! Wenn du noch einmal über deine eigenen Füße fällst, dann hack ich dich in Stücke, das verspreche ich dir! Du willst mein Orgk-Schwert sehen? Das wirst du auch, du nutzlose Göre. Und zwar aus der Nähe, wenn ich dich damit an
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