Die Reise zu den Elfeninseln
meiner Schülerinnen jemals tun wird. Also hoch mit dir und kämpfe!«
Ich überlasse sie ihrem Vergnügen.
Da fällt mir etwas ein, und ich rufe Makri vom Rand der Lichtung aus eine Frage zu.
»Was bedeutet eigentlich stinksterzus?«
Makri ruft mir die Übersetzung zu. Ich zucke heftig zusammen. Es ist noch weit schlimmer als Vaginux.
15. KAPITEL
Ich kehre zu Cermiths friedlichem Heim zurück, wo ich mich wasche, etwas esse und dann aus dem Fenster starre. Ich benötige dringend eine Inspiration. Aber es passiert nichts. Irgendwo da draußen singt ein Elfenchor. Es ist ein langes, langsames Lied, eine Lobpreisung auf einen von Lord Khurds Vorfahren. Es soll beruhigend wirken, aber ich bin viel zu sehr unter Druck, um es schätzen zu können.
Makri kehrt erst spät nachts zurück. Sie kommt mit einem Essenstablett in mein Zimmer und erzählt mir mürrisch, dass sie erneut diesen maskierten Elfen mit Speeren begegnet sei.
»Es war auf diesem ruhigen Stück der Hängebrücke, wo einem nie jemand entgegenkommt. Ich bin um eine Kurve gebogen, und da warteten sie schon. Sie sind mit stoßbereiten Speeren auf mich zumarschiert.«
Makri hatte diesmal nicht fliehen wollen, sondern ihre Schwerter gezogen und den Angriff erwartet.
»Aber dann sind sie verschwunden. Einfach so.«
Ich nicke. Ganz ähnlich war es ja auch bei mir.
»Also, was wollen sie jetzt?«, denkt Makri laut weiter. »Wollen sie uns angreifen oder nicht? Ich wünschte, sie würden sich endlich mal entscheiden. Mit diesem plötzlichen Auftauchen und Verschwinden kann ich nichts anfangen. Das ist doch keine Art zu kämpfen.«
»Wo wir gerade vom Kämpfen reden. Wie geht es Isuas?«
»Sie ist verbeult und blutig«, antwortet Makri. »Ich habe ihr geraten, Vases-al-Gipts Dienste in Anspruch zu nehmen, bevor ihr Vater sie so sieht. Lady Yestar will es ja immer noch geheim halten.«
Erneut drücke ich meine Zweifel über Makris brutales Training aus, und erneut reagiert Makri uneinsichtig. Da sie so wenig Zeit für die Ausbildung hat, meint sie, gibt es keine Alternative.
»Zudem ist das nicht der einzige Grund. Ich stärke damit ihre Willenskraft. Wenn sie jemals wirklich in einen echten Kampf verwickelt wird, dürfte sie froh sein, dass ich ihr den Gaxeen gezeigt habe.«
»Den Gaxeen? Was ist das denn?«
Makri stellt ihr Tablett ab. Sie hat kaum etwas gegessen, aber sie ist sowieso eine eher zurückhaltende Esserin.
»Orgkisch. Der Weg des Gaxeen. Übersetzt bedeutet das etwa ›Der Weg des Berserkers‹. Den beschreitet man, wenn man sich einer unüberwindlichen Übermacht gegenübersieht, keine Chance hat oder es mit einem Gegner zu tun hat, dem man weder durch Geschick noch durch Technik beikommen kann. Man geht Gaxeen, wie wir zu sagen pflegten. Es ist ein Zustand des Außer-sich-seins, in dem man den Tod nicht mehr fürchtet.«
Das interessiert mich. Viele Erfahrungen, die Makri mit orgkischen Sitten gemacht hat, sind uns hier im Westen völlig unbekannt. Vor ein paar Monaten hat sie mir durch ihre Kenntnis der orgkischen Religion geholfen, einen Fall zu lösen. Bis dahin hatte ich nicht einmal gewusst, dass die Orgks überhaupt so etwas wie eine Religion haben.
»Wie lange dauert es, bis man diesen Weg des Gaxeen gelernt hat?«
»Das hängt von der Person an, oder vom Orgk. Als ich angefangen habe zu kämpfen, habe ich den Umgang mit Waffen recht schnell gelernt, aber eines Tages meinte mein Ausbilder, dass ich nicht genug Mumm hätte. Also habe er entschieden, mich exekutieren zu lassen. Er nahm mir meine Schwerter ab und versprach demjenigen von vier Gladiatoren, die zufällig herumstanden, eine Belohnung, falls einer mich erledigen würde. Nachdem ich die Wände der Grube hochgeklettert war, einen Wachsoldaten niedergestreckt hatte, damit ich an seine Waffe kam, und die vier Gladiatoren in blinder Raserei niedergemetzelt hatte, klopfte mir mein alter Ausbilder anerkennend auf die Schulter. ›Gut gemachte sagte er. ›Jetzt hast du den Weg des Gaxeen erlernt.‹ Ich mochte den alten Burschen wirklich. Natürlich musste ich ihn später umbringen, als ich geflohen bin.«
»Tja, Makri, wirklich ein fabelhaftes Geschenk für Isuas. Wenn sie anfängt, ihre Spielkameraden abzuschlachten, wird Lord Khurd sicher außer sich vor Freude sein. Wie macht sie sich denn so? Wenn sie auch nur einen Kampf gewinnen kann, dann könnte ich einen guten Schnitt bei den Wetten machen. Natürlich würde ich den Gewinn mit dir teilen.«
Makri schüttelt
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