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Die Reise zum Ich

Die Reise zum Ich

Titel: Die Reise zum Ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudio Naranjo
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Verhaltensgewohnheiten) nicht kenne,
    und die Qualität dieses Erlebnisses bestand - und besteht
    noch heute nach vierzehn Tagen - in einem Zustand, der
    mich in die Lage versetzt, gemächlich mit meiner Zeit umzugehen und mit meinen Freunden Umgang zu pflegen.«
    Was ist es also, praktisch gesehen, was dem Patienten in solch
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    einem Augenblick und in einem Zustand, der nicht besser sein
    könnte, zu bieten wäre? Generell würde ich vorschlagen,
    schrittweise auf die Stabilisierung der Resultate der visionären
    Erfahrung abzuzielen:
    1 . Freier Ausdruck des gegenwärtigen Zustands und
    seiner Sicht
    Man darf davon ausgehen, daß die veränderte Gefühlslage des
    Patienten nicht nur eine Sache der Stoffwechselvorgänge in
    seinem Nervensystem ist, vielmehr einen tiefgreifenden Wandel seiner Auffassungen, was Menschen und Umwelt betrifft, wie auch seiner Wertauffassungen zur Folge hat. Da dieser
    Wandel, wenn er von Dauer ist, seinerseits diese neue Gefühlslage festigt, wäre es gut, diese dem Patienten so weit wie möglich bewußt zu machen und auf diese Weise dazu beizutragen, daß er die implizite verzerrten Ansichten, die den Symptomen
    zugrunde lagen, bewußt korrigiert. So mag er aufhören, sich
    von einem bestimmten Menschen verfolgt zu fühlen, oder er
    mag auf einem bestimmten Gebiet seinen Wert entdecken, auf
    dem er sich für inkompetent hielt. Das Gesamtvorgehen sollte
    darauf hinauslaufen, den Patienten zu fragen, weshalb ihm jetzt
    alles in Ordnung zu sein scheint, oder warum er sich nun keine
    Sorgen mehr macht, damit er genötigt ist, seine innere Erkenntnis begrifflich zu formulieren.
    Im Fall unseres ersten Patienten hatte dies, wie erwähnt, die
    Erkenntnis seiner Tendenz zur Selbstbestrafung zur Folge.
    Eine weitere Realisierung, die ihm half, seine neue geistigseelische Verfassung zu beschreiben, fand in den Worten »es macht nichts« ihren Ausdruck, die in Wirklichkeit etwa bedeuteten: »Nichts kann mir die Daseinsfreude nehmen, die sich selbst Ziel ist.« Der Vorteil des Sich-ausdrücken-Müssens besteht darin, daß seine schriftlichen Resultate zugleich als Erfahrungsspeicher dienen und damit als Mittel zum Neu-erleben der Erfahrung. Wie in der Kunst sind auch hier die Produkte des
    Ausdrucks ein Mittel, Unsichtbares sichtbar zu machen und
    einem flüchtigen Augenblick geistigen Erlebens feste Gestalt
    zu verleihen.
    2. Kontemplation der Alltagswirklichkeit
    Von großer Wichtigkeit in diesem Zusammenhang ist die Konfrontierung mit bestimmten Personen und Umständen, Stimuli, die meist schmerzliche oder neurotische Reaktionen auslösen.
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    Hier ist aufgrund des Zustands der Integration die Gelegenheit
    zur Entdeckung einer neuen Reaktionsstruktur gegeben, die
    nach Abklingen des visionären Erlebens weniger leicht möglich
    wäre, da noch nicht die genügende Distanz von den gegebenen
    Umständen gewonnen wurde. Zuerst führt man die geistige
    Konfrontation, dann erst die Konfrontation mit der Realität
    herbei - eine Strategie, die sich mit der des perseus vergleichen
    läßt, der, als er sich der medusa näherte, ihr nicht direkt ins
    Gesicht sah, sondern nur ihrem Spiegelbild auf dem Schild, den
    minerva ihm gegeben hatte.4
    Hierbei können Fotos sehr nützlich sein, da die Aufschlüsse, die
    ihre Betrachtung durch den Patienten liefert, wertvolle Ausgangspunkte für die Assoziationen bieten - im Gegensatz zur Befragung, bei der man oft nur stereotype Antworten erhält.
    Wann immer die Äußerungen des Patienten neugeartete Betrachtungsweisen oder Empfindungen erkennen lassen, die dazu angetan sein können, den Teufelskreis zu durchbrechen,
    sollte der Patient ermuntert werden, ihnen freimütig Ausdruck
    zu geben, damit sic als Teil seines erweiterten Reaktionsreper-
    toirs geistig fixiert werden. Die imaginierte Begegnung mit
    einer gegebenen Person, bei der sich ein Dialog entwickelt,
    kann ebenso nützlich sein wie die Niederschrift, die sich auch
    unter Wirkung von MMDA durchaus bewährt.
    Das folgende Beispiel stammt aus dem Bericht eines jungen
    Mannes, der fünf Jahre lang in psychotherapeutischer Behandlung gewesen war und zur Zeit der Sitzung in einer chaotischen und schmerzlichen Ehekrise steckte:
    » .. . Ich erinnere mich, daß ich auf dem Teppich in einem
    Zimmer lag, erfüllt von einem Gefühl der Wärme und des
    Wohlbehagens. Dr. N. kam herein und forderte mich zu
    einem Gespräch auf. Ich erzählte ihm von meiner Liebe zu
    Jeanne und wie verletzt ich mich fühlte.

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