Die Reise zum Ich
Behandlungen den Ausschlag
gaben. Einer der wichtigsten Aspekte der Anwendung psychedelischer Drogen, seien sie potentiell psychotomimetisch oder nicht, besteht darin, daß sie die jeweilige Person den subtilsten
Einflüssen zugänglich machen - was ein Segen sein mag oder
ein Fluch.
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Wenn die in diesem Buch beschriebenen Drogen einmal von
der medizinischen Fachwelt akzeptiert sein werden, sollten sie
meiner Meinung nach einer gewissen Kontrolle unterstellt sein,
damit sie nicht in die Hände psychologisch, experimentell und
technisch unqualifizierter Therapeuten gelangen, wie dies Professor joel elkes vom Johns-Hopkins-Hospital und auch das Forschungsteam des Maryland State Psychiatric Research Center in ihrem Programm für die Ausbildung der »Astronauten des inneren Raumes« vorschlugen.
Obwohl ich nicht über sie berichte, habe ich bei meiner Forschungsarbeit Kontrollen angewandt, die meine Beschreibung der unterschiedlichsten qualitativen Wirkungen der vier Drogen erhärten sollen. Über meine Forschungen mit dem Alkaloid Harmin habe ich in dem von bo holmstedt herausgegebenen Band Ethnopharmacological Search
for Psychoactive
Drugs berichtet, der 1967 vom Department of Health, Educa-
tion and Welfare in Washington veröffentlicht wurde. Ebenso
erschien 1071 ein detaillierter Bericht über MDA in der Zeitschrift
Psychopharmacology
5:103-107.
Entsprechende
Unterlagen für die anderen beiden Substanzen befinden sich noch
in einem Lagerraum in Chile, begraben unter einem Berg von
Papieren, der mehrere Kisten füllt, und konnten daher noch
nicht veröffentlicht werden. So muß ich um Nachsicht bitten,
daß ich mich im Augenblick lediglich darauf berufen kann, an
einer genügenden Zahl von Personen Ibogain und MMDA
erprobt zu haben, denen ich darüber hinaus auch LSD oder
Meskalin beziehungsweise MDA oder Harmalin verabreichte,
um mich von der Stichhaltigkeit meiner Thesen zu überzeugen.
Darüber hinaus haben 99 Prozent dieser Personen die Wirkungen von Ibogain oder Harmalin als so unverkennbar verschieden von denen der empfindungssteigernden und gewöhnlichen Psychedelica empfunden, daß man hierin allein schon einen
Beweis für die objektive Verschiedenheit der Drogenwirkungen sehen kann. Und mit gordon allport bin ich der Meinung, daß auch die Psychologie von ihrem einseitigen Denken in
statistischen Kategorien abrücken und mehr und mehr zu einer
detaillierten
naturgemäßen
Erforschung
der
Individualitäten
übergehen wird.
Ich glaube, daß Selbst-Bewußtsein ansteckend ist und daß Momente der Selbstentdeckung, wenn sie nur ausreichend vermittelt werden, auch für andere ein Mehr an Bewußtsein mit sich bringen. Nichts anderes ist der Grund für die derzeitige
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Popularität psychologischer Literatur. Die wahre Sprache der
Psychologie ist nicht Latein, sondern schlichte Erzählkunst.
Wenn meine Behauptung stimmt, daß die hier geschilderten
Erlebnisse im höchsten Grade symbolträchtig sind, dann können wir alle an ihnen teilhaben, dann mögen sie auch zur Bewußtseinserhellung des einzelnen Lesers beitragen.
Noch ein Wort zum Schluß: frank barron, leo zeff, stanis-
laus grof, michael herner, carlos castaneda, don juan Und
schließlich allen Schamanen der Welt bin ich zu tiefstem Dank
verpflichtet.
Ich hoffe und wünsche, daß dieses Buch dazu beitragen möge,
Friede, Freude und Harmonie auf Erden Realität werden zu
lassen.
claudio naranjo
Kensington/Kalifornien
März 1973
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Zueignung und Danksagung
Dieses Buch ist franzhoffmann , Professor Emeritus der Physiologie und Leiter des Center for Studies in Mental Anthropo-logy an der Universität Chile Santiago, zugeeignet, dem ich für
die Förderung meiner Forschungstätigkeit auf den Gebieten
der Psychiatrie, Psychopharmakologie und des Schamanismus
zu besonderem Dank verpflichtet bin.
Ebenso danke ich allen Probanden und Patienten, die sich für
meine Versuche zur Verfügung stellten (die ich hier wiedergab,
was auch sie ihrerseits taten).
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1. Kapitel
Alptraum und Ekstase als heilende Kräfte
Drogenanwendung in der Psychotherapie
Daß veränderte Bewußtseinszustände mit Persönlichkeitsver
änderungen einhergehen, war vermutlich seit jeher und zu allen
Zeiten bekannt. Überall in der Welt versetzen sich die Schamanen in Trance, um ihre Patienten zu heilen, erleben Mystiker
»visionäre«
Zustände,
die
ihre
»Bekehrung«
herbeiführen.
Auch in den Endstadien der
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