Die Reise
Rest des Fluges hier hinten stehen bleiben. Aber neben dem sitzen will ich auch nicht mehr
. Ich schaute auf meine Armbanduhr. Noch über eineinhalb Stunden bis Dallas.
Ich ging meine Optionen durch. Es war zu spät, jemanden zu fragen, ob er den Platz mit mir tauschen wollte. Wo waren die Stewardessen? Aha, am vorderen Ende der Maschine; sie fingen gerade an, Erfrischungen zu servieren.
Ich brauche was für meinen Magen
. Ein Mann kam aus der anderen Toilette; ich ging hinein.
Am besten geh’ ich einfach zurück und lese weiter. Kann ja so tun, als ob er Luft ist. Jetzt wird er mich sicher in Ruhe lassen
.
Ich ging so unauffällig wie möglich zu meinem Platz zurück. »Hey«, sagte der Mann am Fenster, als ich mich setzte. »Tut mir Leid, wenn ich Sie aufgeregt hab’. Ich wollte nur …«
»Ist schon gut«, antwortete ich so sachlich wie möglich. »Reden wir nicht mehr davon.«
»Okay. Ich hoffe, Sie haben einen guten Flug.«
»Da bin ich mir sicher.«
Ich schloss meine Augen, und der Mann hielt – Gott sei Dank – den Mund.
Kapitel 3
Meine Augen waren keine zwei Minuten geschlossen, als ich ein Kind lachen hörte. Ich öffnete sie. In der Reihe vor mir spielte ein kleiner Junge – er war vielleicht vier Jahre alt – »Guck, guck«. Sein Kopf lugte zwischen den Sitzen hervor, er sah den Mann links von mir, auf dem Gangplatz, an, machte eine lustige Grimasse, kicherte und versteckte sich wieder. Beim dritten Mal schaute ich verstohlen zu dem Gangplatzpassagier hin; er erwiderte die lustigen Grimassen.
Das Spiel ging ein paar Minuten so weiter, bis der Kopf des Jungen weiter oben erschien, über der Rückenlehne seines Sitzes. Er hatte ein Plastikfeuerwehrauto in der Hand. »Willst du mit meinem Feuerwehrauto spielen?«, fragte er den Mann.
»Klar. Das ist ja ein tolles Auto! Wie viele Feuer hast du schon damit gelöscht?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht hundert.«
Der Junge ließ das Auto über die Rückenlehne des Sitzes fahren und dann auf unserer Seite hinunter, so weit wie sein Arm reichte. Plötzlich verschwand er wieder, um gleich darauf mit einem anderen Spielzeug wieder aufzutauchen. »Willst du mit meinem Polizeiauto spielen?«
»Klar«, erwiderte der Mann. Der Junge hielt ihm das Auto hin, und der Mann nahm es, worauf jeder der beiden sein Auto auf der Rückenlehne des Jungen hin und her fahren ließ, mit den passenden
Rumm, Rumm
-Geräuschen. Ein paarmal ließen sie das Feuerwehr- und das Polizeiauto fast zusammenstoßen und vollführten in allerletzter Sekunde tollkühne Ausweichmanöver.
»Die Türen und den Kofferraum kann man aufmachen«, erklärte der Junge stolz.
»Echt? Das muss ich sehen.« Der Mann öffnete die Türen des Polizeiautos, eine nach der anderen. »Und was tust du in den Kofferraum?«
»Einbrecher und so.«
»Oh. Die kriegen da drin aber nicht viel Luft.«
»Bei der Polizei lass’ ich sie ja wieder raus.«
Sie spielten ein paar Minuten weiter, bis die Stewardess mit den Getränken und Brezeln kam.
Natürlich, Brezeln, was sonst?
Ich nahm einen Apfelsaft, der Mann links von mir Orangensaft. Der Fensterpassagier bekam gar nichts, weil er eingeschlafen war, was mir gerade recht war. Die Stewardess legte einen Eiswürfel in meinen Becher, reichte mir den Becher und hielt mir die Apfelsafttüte hin. Der Mann auf dem Gangplatz nahm sie und reichte sie mir weiter.
»Danke«, sagte ich.
»Keine Ursache.«
Er öffnete seine Safttüte. Ich tat dasselbe mit meiner und goss den Saft in meinen Becher. Ich bemerkte, dass er nicht die Armlehne zwischen uns in Beschlag genommen hatte. So einen Mann hatte ich noch nicht erlebt. Ich legte rasch meinen Ellbogen auf die Lehne, ehe er es sich womöglich anders überlegte.
»Wohin fliegen Sie?«, fragte er.
»Tucson.«
»Geschäftlich oder Ausflug?«
»Wenn’s geht, beides. Ich muss mir ein neues Hotel an-schauen. Werd’ wohl ein paar Bilder machen. Es soll dort eine schöne Wellness-Abteilung geben.«
»Dann sind Sie Fotografin?«
Ich lachte. »Nein. Ich bin Grafikerin. Na ja, halbtags sozusagen. Ansonsten bin ich Hausfrau und Mutter.«
»Dann haben Sie also anderthalb Berufe. Mindestens.«
»Das stimmt.«
Wir nippten beide an unseren Getränken.
»Sie können es gut mit Kindern«, bemerkte ich.
»Ich liebe Kinder.«
»Haben Sie selber Kinder?« Der Mann schien in meinem Alter zu sein, also Anfang dreißig; vielleicht hatte er selbst ein, zwei Sprösslinge zu Hause.
»Biologische Nachkommen? Nein.«
Wie
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