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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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friedlich hinüberschaffen.«
    »Ein vernünftiger sarmatischer Kommandeur?« fragte Facilis. »Das ist ein Widerspruch in sich selbst. Ich würde keinem von den Bastarden trauen. Schaut sie Euch doch an! Da ist Arshak, der Neffe des Königs. Er dürstet nach römischem Blut, und er haßt mich. Dann Gatalas. Er war grün im Gesicht vor Angst, als er heute nachmittag das Meer sah; aber er steht in dem Ruf, ein kühner Kämpfer und völlig unberechenbar zu sein – den werdet Ihr nicht gewinnen. Und schließlich Ariantes, der ruhigste von ihnen; ihm traue ich am wenigsten. Er ist schlau, und er hat mehr und erfolgreichere Überfälle auf unser Land durchgeführt als jeder der beiden anderen. Gebt ihnen ein paar Tage, und sie werden einen Plan aushecken, um uns alle abzuschlachten. Laßt sie festnehmen, laßt ihre Wagen nach Waffen durchsuchen und jeden von ihnen auspeitschen, der Waffen versteckt hat, und jeden, der Widerstand leistet, toten.«
    Ich hatte genug gehört. Wenn der Prokurator diesem Rat folgte, würde das mein Ende bedeuten, und die Hälfte meiner Männer würde bei dem Versuch getötet werden, mich zu befreien. Vielleicht war es das, was Facilis wollte. Ich stand auf. »Flavius Facilis!« rief ich und ging zu dem Fenster, als ob ich gerade auf dem Hof angekommen wäre. »Edler Prokurator, kann ich Euch sprechen?«
    Der Prokurator sprang vom Fenster zurück, als hätte ihn eine Tarantel gestochen. »Wer seid Ihr?« fragte er. Ich war ihm sicher nicht aufgefallen, als wir in das Lager ritten. Nur Arshak hatte ihn gegrüßt und mit ihm gesprochen.
    Aber Facilis beantwortete schon die Frage. »Ariantes!« rief er, drängte sich am Prokurator vorbei, lehnte sich über den Fenstersims und starrte mich an. »Wie lange habt Ihr gehorcht?«
    Ich gab darauf keine Antwort. »Kann ich mit Euch sprechen, edler Prokurator?« wiederholte ich.
    »Sicher, sicher«, antwortete der Prokurator, der wieder ans Fenster getreten war, wobei er mich allerdings ziemlich bedenklich ansah, als wäre ich ein wildes Tier – was nach Facilis’ Bericht über uns kaum überraschend war. »Bitte, kommt herein … äh, Fürst Ariantes.«
    Als ich das Fürst hörte, wußte ich, daß er mich anhören würde. Vielleicht mißfiel es ihm, von Facilis gedrängt zu werden, und er wünschte seinen eigenen Plan auszuprobieren. Vielleicht scheute er wirklich vor einem Blutbad zurück. Vielleicht war es einfach deshalb, weil wir beide adliger Herkunft waren. Aus welchem Grund auch immer, er würde mich anhören. Facilis war das natürlich auch klar, und sein Gesicht lief wieder einmal puterrot an. »Danke, edler Prokurator«, sagte ich, mich verneigend. Ich ging durch den Säulengang um den Hof herum zum Eingang und fand ohne Schwierigkeit meinen Weg.
    Das Zimmer, in dem die beiden sich befanden, war ein Speiseraum. Es hatte einen Mosaikfußboden, bemalte Wände, und die Klinen hatten elfenbeinerne Füße. Das Licht der Lampen in dem vergoldeten Ständer beleuchtete den glänzend polierten Tisch, auf dem ein zur Hälfte mit Wein gefüllter Glaskrug mit zwei Silberbechern stand. Ich hielt Arme und Hände eng am Körper, um ja nichts zu berühren. Meine Kleider waren steif vor Schmutz. In einem solchen Raum war ich bisher nur gewesen, wenn ein von mir geführter Stoßtrupp die Villa eines reichen Mannes in Pannonien geplündert hatte. Die Becher dort waren allerdings manchmal aus Gold gewesen.
    Facilis, puterrot im Gesicht, starrte mich an. »Wie lange wart Ihr schon da draußen? Wie lange habt Ihr gehorcht?« fragte er noch einmal.
    Es wäre sinnlos gewesen, mit ihm zu sprechen. Er war sich zweifellos darüber klar, wohin der Weg, den er so eindringlich vertreten hatte, führen mußte. Ich fragte mich, ob es vielleicht ein ganz bestimmter Soldat war, an dessen Tod im Krieg er uns die Schuld gab – er war alt genug, um Söhne zu haben.
    Ich wandte mich daher an den Prokurator: »Edler Herr«, sagte ich, »ich bin gekommen, um Euch davon in Kenntnis zu setzen, daß die Männer meines Volkes sich fürchten, den Ozean zu überqueren.«
    »Ihr seid hergekommen, um die Meuterei anzukündigen ?« stieß Facilis wütend hervor, starr vor Entrüstung. »Herr …«
    Der Prokurator hob die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen, dann nickte er mir zu, fortzufahren. »Wir haben einen Eid geschworen, dem Kaiser zu gehorchen, als wir uns in Aquincum ergaben«, sagte ich. »Und wir wollen diesen Eid nicht brechen. Aber wir können keine Insel dort draußen

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