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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Schwert ein.«
    Bis zu diesem Augenblick hatte ich keine Vorstellung davon gehabt, welch ungeheure Macht die römische Disziplin haben konnte. Facilis stand noch einen Augenblick starr da, die Augen mit diesem Blick wahnsinniger Wut auf mich gerichtet – dann fing er an, heftig zu zittern. Sein Kopf ruckte zur Seite, nur mit Mühe brachte er das Schwert in die Scheide zurück. »Stinkender sarmatischer Bastard«, zischte er. »Ihr selbst könnt es gewesen sein, der das getan hat. Jeder von euch könnte es getan haben.«
    Er rieb sich mit einer seiner dicken Hände übers Gesicht, und ich sah, daß ihm die Tränen über die Wangen liefen. Grober, grausamer, unglücklicher alter Mann! Ich hatte den verrückten Wunsch, ihn zu trösten. Aber er hatte ja recht: Wenn sein Sohn im Kampf gefallen war, bestand die Möglichkeit, daß ich ihn getötet hatte. Es konnten einige tausend andere gewesen sein, aber vielleicht hatte gerade ich es getan. Wie konnte ich ihn da trösten?
    »Das tut mir leid, Facilis«, sagte ich nach kurzem Schweigen. »Auch ich habe Tote zu betrauern.«
    »Euch!« rief er angewidert. »Euch tut es leid! – Ihr ekelt mich an. Ihr Bastarde habt diesen Krieg angezettelt.«
    Auch das stimmte wohl, jedenfalls zum Teil. Ich wandte mich dem Prokurator zu und sagte: »Edler Herr, ich werde meinen Freunden sagen, daß Ihr mir die Gelegenheit gebt, morgen früh den Ozean zu überqueren.« Ich grüßte und verließ rasch das Zimmer.
    Und so brach ich am nächsten Morgen nach Britannien auf.

 

    2
    Die Sonne schien wieder, und das Wasser glitzerte in ihrem Licht, als ich zum Kai hinunterging. Vor mir lag die unendliche Weite des Meeres, die Wellen kräuselten sich weiß in der Brise. Ich roch zum erstenmal in meinem Leben das Meer, es war ein salziger, fremdartiger Geruch. Trotz aller kühnen Entschlossenheit hatte ich Angst. Der Prokurator hatte es so eingerichtet, daß ich in seinem Kurierboot mitfahren konnte, einer kleinen Bireme, die Briefe und Botschaften zwischen der Flottenbasis im gallischen Bononia und der an der gegenüberliegenden britannischen Küste liegenden Basis in Dubris transportierte. Es handelte sich um eine schnelle, leichte Galeere mit einem großen Segel und zwei Reihen Ruderbänken mit fünfzig Ruderern. Sie hatte ein flaches Deck, eine dünne Außenhaut und schien nur durch ein paar Stücke Tau zusammengehalten zu werden.
    Als ich an Bord ging, spürte ich, wie das Boot unter meinem Gewicht leicht schwankte. Ich war überzeugt, daß dieses schwache, unsolide Ding absinken mußte. Aber Arshak und Gatalas und alle meine Männer beobachteten mich, ich versuchte also, einen möglichst zuversichtlichen Eindruck zu machen, winkte und rief ihnen zu: »Bis morgen!« Dann suchte ich mir einen Platz zum Sitzen. Wegen meiner Beinwunde war ich ziemlich unbeholfen, und als ich mich humpelnd vorwärts bewegte, stieß ich gegen die Ruderbank. Der Kapitän kam herbeigeeilt, führte mich nach achtern, damit ich nicht im Wege war, und wies mir einen Platz neben dem Rudergänger zu. Einer der Matrosen begann auf einer kleinen Trommel den Takt zu schlagen, die Ruder tauchten ein, das Schiff legte vom Pier ab, und wir glitten durch das blaugrüne Wasser des Hafens. Ich hielt mich krampfhaft an der Reling fest, bis mir die Finger weh taten, und betete verzweifelt, das Schiff möge nicht untergehen.
    Natürlich ging es nicht unter. Es machte die Reise alle paar Tage, und die Überfahrt war so sehr Routinesache, daß die Matrosen über meine Befürchtungen lächelten. (Ich wurde Seekrank, und auch das fanden sie komisch.) Als wir auf offener See waren, machten sie die unteren Ruderluken dicht, damit die Wellen nicht eindringen konnten, setzten das Segel, und die Galeere galoppierte munter in weniger als fünf Stunden über das Meer. Es war erst früher Nachmittag, als ich Britannien auftauchen sah: eine Reihe von Klippen, weiß gegen die blaue See, und dahinter grüne Hügel. Dann erschien die Stadt Dubris mit ihrem Leuchtturm, der die tiefe Hafenbucht überblickte, und den Straßen, die den steilen Hügel hinaufkletterten. Die Matrosen zogen das Segel ein, öffneten die Luken der unteren Ruderbänke, und vorsichtig manövrierend legte die Galeere unter den grellen Schreien der Seemöwen und den Zurufen der Menschen am Pier an.
    Ich saß im Heck und schaute staunend umher, auch nachdem das Boot festgemacht hatte. Die Ruderer nahmen ihre Sachen und machten sich auf den Weg zu ihren Baracken auf dem

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