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Die Reiter der Sarmaten

Die Reiter der Sarmaten

Titel: Die Reiter der Sarmaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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Flottenstützpunkt, die Ruder hatten sie über die Schultern gehängt. Der Kapitän und der Taktschläger holten die beiden Säcke mit der Kurierpost und kamen nach achtern.
    »Der edle Valerius Natalis hat Anweisung gegeben, daß Euch seine Residenz für diese Nacht zur Verfügung steht«, sagte der Kapitän. (Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, daß Valerius Natalis der Name des Prokurators war.) »Wenn Ihr es wünscht, kann ich Euch begleiten und ins Haus führen, damit die Sklaven wissen, wer Ihr seid. Oder wenn Euch das lieber ist, können wir uns heute abend hier treffen, nachdem ich dies abgeliefert habe.« Er hievte den Sack mit der Kurierpost auf seine Schulter.
    »Ich werde Euch am Abend hier treffen«, sagte ich. Er war offensichtlich froh, einen Barbarentölpel wie mich loszuwerden, und machte sich mit seinem Begleiter auf den Weg.
    Ich blieb noch einige Zeit sitzen. Das Wasser schlug plätschernd gegen den Kai, und das Schiff schaukelte leicht, wie ein Wagen bei Wind. Es war vollkommen ruhig, nicht ein Laut war zu hören, weder von Menschen oder Pferden noch von Wagen oder Waffen. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal allein gewesen war.
    Schließlich stand ich auf und trat zögernd auf den Landungssteg. Ich konnte seinen Schatten in dem seichten Wasser sehen, in dem ein Schwarm kleiner Fische herumschwamm. Ich humpelte sehr vorsichtig die Planke hinunter, trat auf den Kai – und blieb stehen. Ich hatte meinen Fuß auf den Boden Britanniens gesetzt, ich war auf der Insel, die Gefängnis oder Heimat für uns werden sollte – für eine so folgenschwere Sache schien dieser Vorgang fast zu simpel zu sein. War dies wirklich die unsichtbare Insel jenseits des Endes der Welt, die Insel der Geister?
    Einen Augenblick später ging ich den Kai hinunter, verließ den Flottenstützpunkt, der den Hafen umgab, und wanderte in die Stadt. Es war ein sehr seltsames Gefühl, zu Fuß zu gehen – wir waren gewohnt, auch bei den kleinsten Entfernungen zu reiten –, aber irgendwie kam es mir hier in einer Stadt natürlich und richtig vor.
    Schmale Häuser säumten die gepflasterte Straße, die meisten aus Holz und Fachwerk, einige wenige aus Stein. Ein Tavernenschild in der Form eines Schiffes schwang über der Tür eines Hauses; das Erdgeschoß hatte Glasfenster mit Läden aus Weidengeflecht. Ein Mann verkaufte aus Holzfässern Fische vor seinem Laden. Zwei Frauen schwatzten an einem öffentlichen Brunnen, die eine hielt ein Baby auf dem Arm. Ein Mädchen trug einen Eimer Wasser, ganz vorsichtig, um nichts zu verschütten. Ich ging sehr langsam und versuchte, alles in mich aufzunehmen. Der kühle, klare Nachmittag mit seinem hellen Licht schien mir ein gutes Omen für meine erste Begegnung mit dieser neuen Welt zu sein.
    Die Straße öffnete sich auf einen Marktplatz, auf dem die Bauern aus der Umgebung ihre Stände aufgeschlagen hatten. Ich ging langsam durch das geschäftige, lärmende Treiben und sah mir alles genau an. Einige der Leute hier, die wohlhabenderen offenbar, trugen römische Kleidung, Tunika und Mantel; die meisten aber waren wohl nach einheimischer Art gekleidet. Die Männer trugen Hosen und Ärmelkittel, die bis zur Mitte des Oberschenkels reichten, die Frauen lange, kittelartige Gewänder und Umschlagtücher. Die Kleidung war überwiegend aus Wolle; auch schien man hier eine Vorliebe für karierte Umhänge zu haben, die auf beiden Schultern festgesteckt wurden. Im Durchschnitt waren die Menschen, so schien es mir, ein bißchen kleiner als die meines Volkes und etwas dunkler, wenige waren blond oder rothaarig; aber überwiegend hatten auch sie blaue Augen. Ihre Gesichter waren ebenfalls von unseren verschieden – runder, weiter auseinanderstehende Augen, nicht so hohe Backenknochen. Die römisch gekleideten Männer trugen kurzes Haar und waren glattrasiert, die einheimischen waren langhaarig und trugen einen Bart, genau wie ich.
    Sie sahen mich ebenso neugierig an wie ich sie, und ich konnte spüren, wie sie mir nachblickten und sich klarzuwerden versuchten, woher ich stammte. Ich war natürlich nicht nach römischer Art gekleidet. Ich trug Hosen wie ihre Männer, aber Hemd und Mantel statt ihrer Kittel und Umhänge. Da der Tag warm war, hatte ich den Mantel nur über die Schultern gehängt, so daß die Ärmel lose herabhingen, und ihn an der rechten Schulter festgesteckt. Dazu trug ich einen spitzen Lederhut, wogegen sie alle barhäuptig waren. Ich war offensichtlich

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