Die Rekonstruktion des Menschen
war – wie ich auf den ersten Blick festzustellen glaubte, waren es chemische Apparate. Auf den Tischen lagen chirurgische Werkzeuge ausgebreitet, der breite Schreibtisch war von Mikrofilmen bedeckt, sie waren auseinandergerollt und ineinander verschlungen. Außerdem befanden sich an der Wand eine riesige Schalttafel und zwei Fernsehmonitore.
Mett wies auf einen Sessel und schlug mir vor, etwas Kaltes zu trinken, denn die Hitze sei nicht auszuhalten. Es war wirklich sehr heiß, und darum nahm ich seinen Vorschlag gern an. Wir tranken schweigend einen hervorragenden Orangensaft.
»Kann ich das abmachen?« fragte ich nach einer Weile und wies auf meine Haube.
»Nein. Außerdem ist das auch gar nicht so einfach. Es ist durch einen Mechanismus verschlossen, den nur Ardis öffnen kann.«
»Und weshalb hat er mir das aufgesetzt?«
»Hm… Ich glaube, das kann ich dir erklären: Das ist ein elektronischer Registrator deiner Gedächtnisspeicherung. Er zeichnet genau dasselbe wie dein Gehirn auf. Es geht dabei natürlich darum, daß keinerlei Informationen von hier nach draußen gelangen. Das ist ein Geheimnis, verstehst du?«
»Ach so, eine Art elektronischer Spitzel?« fragte ich bissig.
»Nein, nicht ganz so. Uns interessiert nicht, was du während deines Aufenthaltes bei uns denkst. Das ist deine Privatangelegenheit. Die Aufzeichnung deiner Gedächtnisspeicherung übergeben wir einem Automaten, der sie löscht, der, wenn man so sagen darf, aus deinem Gedächtnis das entsprechende Fragment ›herausschneidet‹ wie aus einem Film. Wir werden nicht einmal wissen, was das gewesen ist. Wichtig ist nur, daß du keinerlei Erinnerungen von hier mitnimmst.«
Ach so ist das! dachte ich. Darum haben sie mich also im Kosmed eingeschläfert. Wenn sich herausstellen sollte, daß ich mich nicht zum Raumpiloten eigne, schläfern sie mich wieder auf diesem Tisch ein, und wenn ich erwache, werde ich nicht wissen, was hier mit mir geschehen ist. Eigentlich eine hervorragende Idee, aber ich weiß immer noch nicht, wozu diese übertriebene Vorsicht gut sein soll. Ob es darum geht, daß die neuen Kandidaten nicht schon vorher die Untersuchungsmethoden kennen?
»Also, bist du bereit?«
»Zu allem!« sagte ich schnell, so als hätte ich Angst, daß ein Zögern Einfluß auf seine Entscheidung haben könnte, von welcher, wie ich glaubte, mein künftiges Schicksal abhing…
»Gut, wir werden sehen«, sagte Mett langsam. »Vorerst führen wir die strukturellen Anfangsuntersuchungen durch. Das wird ungefähr eine Stunde dauern, danach hast du dann noch genügend Zeit zum Überlegen, während ich die Analysen mache.«
In der folgenden Stunde malträtierte er mich mit den verschiedensten Untersuchungen, nahm Blutproben, Gewebsproben und Hautproben. Als er fertig war, ging er mit mir in den anliegenden Raum zum Mittagessen.
Ich hatte den Eindruck, daß sich außer uns beiden niemand weiter im ganzen Gebäude befand. Während ich ein hervorragendes Menü verspeiste, fragte ich Mett: »Darf ich wissen, wo ich hier eigentlich bin?«
»Im Schulungszentrum für Raumpiloten.«
»Und wo sind sie? Machen sie heute alle einen Ausflug in den Kosmos?«
»Sie sind hier. Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du sie noch zu sehen bekommen«, sagte Mett lächelnd.
Nach dem Mittagessen führte er mich in ein kleines Zimmer, in dem eine Liege stand, informierte mich darüber, daß sich das Badezimmer gleich nebenan befinde, und ging. Ich duschte warm und streckte mich auf der Liege aus. Dann zog ich noch meine Uhr auf und schlief ein, erschöpft von der Vielzahl der Eindrücke dieses Tages.
Mett weckte mich. Er sah aus, als habe er die ganze Nacht gearbeitet, seine Augen waren rot vor Übermüdung. Nach dem Frühstück führte er mich in sein Zimmer.
»Wie sind die Ergebnisse?« fragte ich neugierig, als er in dem Sessel neben mir Platz genommen hatte.
Er antwortete nicht; es schien fast, als habe er meine Frage nicht gehört. Dann drehte er an einem Knopf, einer der Bildschirme leuchtete auf, und es erschien darauf das Innere eines Raumes. Als das Bild deutlicher geworden war, sah ich eine Menschengruppe, die ähnliche Kombinationen trug wie ich. In ihrem Benehmen war etwas Eigenartiges. Ihre Augen leuchteten ungewöhnlich, waren irgendwie hervorgequollen und starrten leblos ins Leere. Halb auf dem Boden oder in den Sesseln liegend, schnappten sie mit weit aufgerissenen Mündern nach Luft, wie Fische auf dem Trockenen. Sie atmeten schnell und tief.
Es waren acht Männer,
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