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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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wiederholte Wulfhard. »Ihr hattet Reliquien dabei?«
    Rodericus wurde erst rot, dann blass, zu guter Letzt schüttelte er hilflos den Kopf.
    »Es handelt sich um wertlose Knochen, die Bruder Warmund als Reliquien verkauft hat, um seine Reisekasse zu füllen«, erläuterte Eckhard.
    Wulfhard pfiff leise durch die Zähne. »Aber wenn ich ein paar Runden würfele … Trotzdem hätten sie die bei diesem Warmund finden müssen, oder hast du sie jetzt?«
    Rodericus hob in stummer Abwehr die Hände.
    »Na eben. Dann muss es etwas anderes sein. Was?«
    Das Schweigen, das folgte, ließ den Lärm in der Gaststube noch lauter erscheinen. Wulfhard leerte seinen Becher und sah Eckhard über den Rand hinweg an. »Woher weißt du eigentlich, dass der Welfe Hunfried heißt?«
    »Weil er es mir gesagt hat.«
    Wulfhard setzte den Krug erneut an und stellte fest, dass er leer war. Aber er bestellte keinen neuen, sondern drehte den alten nur nachdenklich in den Händen. »Er hat es Euch gesagt? Und jeder weiß, dass er Welfe ist? Ich bin – egal, was mancher hier von mir denken mag – kein Mörder, aber wenn ich jemanden umbringen oder verschleppen möchte, dann binde ich nicht jedem auf die Nase, wer ich bin.«
    Eckhard lehnte sich vor. »Wie meinst du das?«
    »Nur, dass ich nicht jedem sage, wie ich heiße und wo ich zu finden bin, vor allem nicht meinem Opfer.«
    »Dann meinst du, Hunfried hat gelogen?«
    Wulfhard rieb sich den Nacken. »Wenn nicht, dann habt Ihr einen sehr dummen Mörder.«
    »Und dumm kam er mir nicht vor«, stimmte Eckhard zu und strich sich über die Schläfen. Wieder zuckte er zusammen. »Bruder Rodericus, du und Bruder Warmund, ihr solltet eine Reliquie für St. Michael erwerben, nicht wahr?«
    Rodericus nickte.
    »Dann müssen wir uns die Frage stellen, wer das verhindern möchte. Wer ist mit eurem Kloster oder dem Mutterkloster in Lorsch verfeindet?«
    »Worms!«, platzte Rodericus heraus und biss sich auf die Zunge.
    »Worms, ja«, meinte Eckhard versonnen. »Das ergäbe Sinn.«
    »Moment!« Wulfhard hob die Hand. »Ich habe keine Ahnung, wovon Ihr redet, und ich denke, der Schmied auch nicht, auch wenn er seit Neustem eine Kutte trägt.« Er grinste, als Gerald ein finsteres Gesicht zog.
    Rodericus hob den Bierkrug mit einer unsicheren Geste. »Worms hat eine bedeutende Reliquie, Lorsch ebenso, den heiligen Nazarius. Und wenn wir jetzt auch eine hätten, würde das mehr Einfluss für Lorsch und weniger für Worms bedeuten.«
    »Warum?«
    »Weil Reliquien Pilger bedeuten«, warf Eckhard trocken ein. »Und Pilger bringen Geld.«
    »Bruder Eckhard«, rief Rodericus entsetzt. »Es geht nicht um Geld, sondern um die Heiligkeit des Ortes.«
    »Dann haben wir es also mit frommen Mördern zu tun.« Wulfhard grinste spöttisch. »Wie schön, dass Mönche auch nur Menschen sind. Hat dich das bewogen, Gerald?«
    »Jetzt lass die Kindereien!«, fuhr Eckhard ihn an. »Ich fasse mal zusammen.« Er hob die gespreizten Finger und zählte ab. »Wir haben St. Michael, Worms, Lorsch und die Welfen. Letztere könnten von Worms Unterstützung erhoffen. Aber wie passt Bruder Warmund da hinein?«
    »Er hat die Reliquien bei sich.« Gerald kratzte sich am Kopf. »Vielleicht haben die Mörder sie für echt gehalten, ihren Irrtum festgestellt und halten sich nun an Rodericus.«
    »Möglich, aber es überzeugt mich nicht. Hattet ihr noch einen anderen Auftrag außer den Reliquien? Hattet ihr etwas bei euch?«
    Rodericus verschwand hinter dem Bierkrug. »Ich weiß wirklich nicht, weshalb jemand Bruder Warmund Übles will.«
    »Oder dir«, ergänzte Eckhard trocken. Er seufzte auf. »So kommen wir nicht weiter.«
    »Eben!« Wulfhard schob die verglimmende Kerze beiseite und beugte sich vor, sodass die anderen sein Gesicht sehen konnten. »Wer auch immer hinter euch her ist, will Rodericus, richtig? Warum geben wir ihn ihnen nicht einfach? Dann wissen wir, was los ist.«
    Rodericus fuhr mit einem schwachen Aufschrei zurück, während über Eckhards Lippen ein anerkennendes Lächeln huschte. »Du denkst an einen Lockvogel? Das ist gar nicht dumm.«
    »Auf keinen Fall!«, protestierte Rodericus. »Das … Das …«
    »Und wie stellst du dir das vor?«, fragte Eckhard, ohne auf seinen Mitbruder zu achten.
    »Nun, unser junger Mönch geht sehr auffällig durch Altdorf und fragt überall nach Warmund. Jetzt hör schon auf zu wimmern. Einer von uns ist immer hinter dir und passt auf dein kostbares Leben auf. Ich wette, irgendwer

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