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Die Reliquie von Buchhorn

Die Reliquie von Buchhorn

Titel: Die Reliquie von Buchhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Erwin / Ulrich Buchhorn
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aus der Gasse. Plötzlich machte er eine heftige Geste.
    »Was ist?«
    »Rodericus ist weg!« Eckhard blickte die Straße hinauf und hinunter. »Was für ein teuflischer Zufall soll das sein? Er erhält einen Hinweis, und kurz darauf verschwindet er?«
    »So teuflisch finde ich den Zufall gar nicht«, bemerkte Wulfhard mit einem Lachen in der Stimme.
    Eckhard fuhr zu ihm herum. »Ach nein, und wo ist er dann?«
    »Da drin!« Mit dem Daumen wies Wulfhard auf das nächststehende Gebäude. »Die Weinrebe. Eckhard, jeder außer Euch hat Hunger. Ich wette, er sitzt gerade bei Gerald in der Schankstube. Und da sollten wir auch hingehen.«
    Eckhard murmelte etwas Ungnädiges vor sich hin, aber er folgte Wulfhard in das Gasthaus. Tatsächlich saßen Gerald und Rodericus an einem Tisch in der fast leeren Stube. Der junge Mönch hob den Kopf und sah Eckhard erschöpft an. »Terz und Sext habe ich versäumt. Was wird der Abt sagen!« Eckhard öffnete den Mund, doch Rodericus unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln. »Ich werde Buße tun. Etwas anderes bleibt mir nicht.«
    »Aber hast du etwas erfahren?«, drängte Eckhard. »Ich habe dich zuletzt mit diesem Mönch sprechen sehen. Wusste er etwas?«
    »Er war nur freundlich. Alle waren freundlich, und niemand wusste etwas. Ich habe mehr als ein Dutzend Menschen befragt.« Er stützte den Kopf in die Hand und sah stumm vor sich hin.
    »Und? Was haben die Leute gesagt?«
    »Nichts über Bruder Warmund.« Rodericus seufzte, als er den Ausdruck in Eckhards Gesicht sah. »Sie haben über so vieles gesprochen. Graf Heinrich scheint große Pläne mit Altdorf zu haben.«
    Gerald stieß ein Schnauben aus.
    Eckhard faltete die Hände auf der rohen Tischplatte. »Nun, im Grunde haben wir ja gar nicht damit gerechnet, etwas Wichtiges zu erfahren. Hoffen wir, dass wenigstens die Mörder auf uns aufmerksam geworden sind.«
    »Ein seltsamer Wunsch!« Wulfhard lachte und machte sich über die Speisen her, die der Wirt in diesem Moment vor sie hinstellte.
    Sie warteten, bis der Mann wieder gegangen war, dann sagte Rodericus leise: »Eine Sache ist da vielleicht …«
    Eckhard hob den Kopf. »Ja?«
    »Reliquien. Ein alter Töpfer hat mir einen Knochensplitter gezeigt, der wundersame Kräfte haben soll. Aber er hat ihn nicht von Bruder Warmund, nicht einmal von einem Mönch.«
    Eckhard sah nachdenklich vor sich hin, antwortete aber nicht. Schließlich ließ Rodericus den Kopf wieder sinken. Das Essen rührte er kaum an.
    Plötzlich stellte Gerald seine Schüssel mit einem leisen Knall ab. »Vielleicht habe ich eine Idee.«
     
    Aus der dunklen Werkstatt war das Schlagen eines Hammers zu hören, das hell auf die Gasse drang.
    Gerald blieb stehen. »Hier sind wir.« Es waren die ersten Worte, die er zu Wulfhard sprach, nachdem sie sich in der Weinrebe von Rodericus und Eckhard getrennt hatten.
    Wulfhard legte den Kopf schief und grinste. »Heimweh, Bruder Gerald?«
    »Und wenn?«
    Wulfhard sah eine Weile belustigt zu, wie Gerald seine Kutte bis zur Hüfte hochzog und an seinem Gürtel herumnestelte. »Du bist dir schon im Klaren, wie das gerade aussieht?«
    Wortlos zog Gerald das Schwert unter der Kutte hervor.
    Wulfhards Augenbrauen schossen in die Höhe. »Wo hast du denn das her?«
    »Von dem Mann, der Rodericus aufgelauert hat. Ich will wissen, ob es von hier stammt. Dann hätten wir einen Beweis.«
    »Gar nicht dumm«, gab Wulfhard zu.
    Gerald machte eine obszöne Geste und betrat die Werkstatt. An einem Amboss stand ein breitschultriger Mann in Eckhards Alter. Der Schweiß, der ihm über den Körper rann, glänzte im Schein des Schmiedefeuers. Funken umtanzten den Kopf mit den unregelmäßig versengten Haaren.
    Gerald räusperte sich vernehmlich. »Gott zum Gruß.«
    Der Mann sah auf, und ein Ausdruck von Erstaunen huschte über sein breites Gesicht, als er die Kutte seines Besuchers sah. »Gott zum Gruß, Bruder.« Gerald trat einen Schritt näher, und die Verwunderung in den Zügen des Schmieds vertiefte sich, als er das Schwert in der Hand des vermeintlichen Mönches sah. »Kann ich Euch helfen?«
    Der Widerschein der Glut brach sich in dem glänzenden Metall, als Gerald die Hand mit dem Schwert ausstreckte. »Könnt Ihr mir sagen, ob das aus Eurer Schmiede stammt?«
    Die Hammerschläge wurden langsamer, während der Blick des Mannes über Geralds entblößten Unterarm wanderte. »Und das will ein Benediktiner wissen?«
    Gerald blieb reglos stehen und schwieg. Seine blauen Augen waren fest

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