Die Residenz des Doktor Rattazzi: Roman (German Edition)
ein gutes Beispiel gefunden hatte, und platzte heraus: »Genauso wie wir jetzt hier im Pianoro, wie der Tisch, wo man essen und trinken kann, also aßen und tranken auch sie und hießen die Deutschen oder Franzosen, was auch immer sie waren, willkommen«, schloss er und warf zum Zeichen der Freude die Hände in die Luft, was sofort von einigen seiner Zuhörer nachgeahmt wurde, die lachten und Freudenschreie ausstießen, bis Elemira, Marcella und Beniamino für ein wenig Ruhe sorgten.
»Doch es kann passieren, dass Menschen sich von einem Fest ablenken lassen. Dass man, wenn man feiert, seine Gedanken und seine Sachen vergisst«, sagte er mit düsterem Blick und ernster Stimme.
»Sie saßen nämlich alle zusammen, aßen und tranken, erzählten Geschichten und feierten, und darum merkten auch die Deutschen nicht, dass das Entchen losgelaufen war, um sich den Ort anzuschauen, an den es geraten war, so wie du es gemacht hast«, und er zeigte auf Mita, »an dem Tag, als wir hier angekommen sind, da bist über den Hof gegangen und runter über die Felder hinter dem Schuppen, um dir anzuschauen, wie es im Pianoro aussieht.«
»Haben sie das Entchen denn wiedergefunden?« fragte Renatina mit besorgter Stimme, gefolgt von Giovanni, der sich hitzig ihrer Frage anschloss, so dass Beniamino und die anderen erneut ihre liebe Mühe hatten, die Zuhörer zu beruhigen, indem sie ihnen versicherten, wenn sie Fosco nur reden ließen, würde er allen vom Schicksal des Entchens berichten.
Fosco blieb aufrecht stehen, das Interesse, das seine Geschichte bei den Anwesenden fand, bestärkte ihn, und die Unterstützung von Professor Cavani, der ihm mit ein paar lateinischen Versen über die Vorzüge und Nachteile des Festes beipflichtete, erfüllte ihn mit Stolz.
»Sie gingen es suchen«, rief er laut. »Die beiden Deutschen, Franzosen suchten es wie der Doktor und Marzi uns suchen, wenn wir uns zu weit vom Pianoro entfernen, auch wenn wir keine Enten sind. Sie machten sich Sorgen. Sie fragten überall nach dem Entchen, und ihre Gesichter waren kummervoll, aber niemand hatte es gesehen.«
Stille hatte sich über den Tisch gesenkt, und die Beklemmung war so deutlich spürbar, dass Fosco sich veranlasst sah, diese Wirkung zu verstärken.
»Sie weinten sogar«, sagte er, »und zeigten allen ein Foto von ihrem Entchen, damit die Leute es wiedererkennen konnten, und sie versprachen demjenigen, der es ihnen zurückbrachte, Geld und alles mögliche.
Gut«, resümierte er dann, beglückt über die Stille in der Küche.
»Sie gingen auch zu ihren Freunden, den Fischern, und die empfingen sie so, wie man Freunde empfängt, ja sie boten ihnen sogar ein Abendessen mit Fisch und Wild an, das sie soeben gejagt hatten, und so aßen sie zusammen und hörten sich die Geschichte vom verschwundenen Entchen an.«
An dieser Stelle hielt Fosco inne, wartete noch einen Moment, damit die Spannung noch größer wurde, und fuhr dann sehr viel langsamer fort, als enthüllte er ein Geheimnis: »Dann zogen die beiden Deutschen das Foto hervor, das einer von ihnen in der Tasche hatte, also zog er es heraus, und sie zeigten den Fischern ihr Entchen«, und bei diesen Worten zog Fosco ein imaginäres Foto aus seiner Tasche, hielt es sich vor die Augen und starrte es eine ganze Weile lang an.
»Da kamen einem der Fischer plötzlich Zweifel«, fuhr er fast flüsternd fort, so dass die Anwesenden die Ohren spitzen mussten.
»An diesem Morgen hatte er nämlich eine merkwürdige Ente geschossen, von einer Sorte, die er noch nie zuvor gesehen hatte, aber sie schien dieselbe zu sein wie die auf dem Foto, und diese Ente hatten sie soeben gekocht und den Deutschen zum Essen angeboten.«
»O mein Gott!« rief Giovanni aus, während Renatina entsetzt die Hände vor den Mund schlug.
»Aber ein Fischer oder ein Jäger hat keine Schuld. Er jagt und fischt, und dann isst er den Fisch oder den Fasan, er kann ja nicht wissen, dass jemand den kennt«, versuchte Fosco zu erklären, »und dieser Fischerjäger, der das Foto in der Hand hielt, begriff, dass er den Deutschen wahrscheinlich einen Kummer zugefügt hatte, obwohl es gar nicht seine Schuld war.«
Ein Stimmengewirr übertönte diesen letzten Satz, dazwischen hörte man Renatinas trauriges Schluchzen und das Flüstern Marcellas, die sie zu beruhigen versuchte.
»Ein Fischer hat keine Schuld, was soll er denn sonst fischen, aber er will dem Besitzer von den Fischen oder den Enten bestimmt kein Leid zufügen«, fuhr der
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