Die Rettung von Zei
Wassereimer!«
Die Shambor glitt langsam in die Bucht, bis Baumäste über das Deck wischten und gegen die Takelung schlugen. Chask befahl, das Segel einzuholen und den Anker zu werfen. Dann eilte er nach vorn. Barnevelt sprang vom Bug in das knietiefe Wasser und half Zei ebenfalls herunter.
»Frisches Wasser!« rief er und deutete auf eine Stelle, wo ein kleines Bächlein sich deltaförmig über den Sand ausbreitete.
Die Männer liefen ebenfalls zum Bug. Ein paar sprangen hinunter, tranken und füllten die mitgebrachten Eimer, die die an Bord Gebliebenen in einer Kette zum Wassertank des Schiffes weiterreichten. Obwohl Barnevelt ebenso durstig war wie sie, zwang er sich in einer Aufwallung von Eitelkeit, so lange mit dem Trinken zu warten, bis alle anderen getrunken hatten. Mit einem Grinsen wandte er sich an Zei.
»Jetzt können wir dem alten Qvansel sagen, dass seine drei Monde uns tatsächlich das Leben gerettet haben – aber nicht mit Hilfe okkulter astrologischer Kräfte, sondern vermittels der guten alten Schwerkraft.«
Chask kam als letzter an Land. Er kam axtschwingend auf Barnevelt zu und sagte: »Mir gefällt das nicht, Herr. Wir sollten besser alle bewaffnet sein, falls die Tiermenschen plötzlich auftauchen. Andererseits wäre es eine unverzeihliche Narretei, bei der gegenwärtig herrschenden Stimmung in der Mannschaft Waffen auszugeben. Aber wird sind auch knapp mit Brennholz, und da dachte ich …«
»Bis jetzt habe ich noch keine Geister oder sonstige Waldungeheuer gehört oder gesehen«, erwiderte Barnevelt. »He, was ist das denn da?«
Wie auf Kommando rannten alle Matrosen zurück zur Shambor und kletterten an Bord. Bevor Barnevelt und Chask überhaupt reagieren konnten, hatten sie schon damit begonnen, den Anker zu lichten und rückwärts zu rudern. Das Schiff setzte sich langsam in Bewegung.
Barnevelt und Chask bekamen den Anker gerade noch zu fassen, bevor er über die Bordwand verschwand, und zogen aus Leibeskräften, so als könnten zwei Mann der Kraft von vierzehn Rudern etwas entgegensetzen. Plötzlich wich die Spannung aus dem Ankertau, und Barnevelt und Chask landeten mit einem Platsch auf dem Hinterteil. Jemand hatte das Tau gekappt.
Während Barnevelt noch mit recht dümmlichem Gesicht im seichten Wasser saß, glitt die Shambor immer schneller aus der Bucht. Die Matrosen riefen höhnisch: »Lebt wohl, Kapitän!« »Mögen die Dämonen Euch angenehme Träume bringen!« Am lautesten schrie Zanzir: »Vielen Dank für das schöne Schiff, Käpt’n. Wir werden unser Glück damit machen!«
Hinterherzuschwimmen hatte keinen Zweck. Die Shambor hatte bereits das offene Wasser erreicht. Das Segel ging hoch, und gleich darauf schwang das Schiff herum und verschwand Richtung Nordosten. Wenige Augenblicke später war es außer Sicht, und Barnevelt, Zei und Chask standen allein am geheimnisumwitterten Gestade Fossanderans.
5
I ch hätte diesen jungen Großkotz gleich beim ersten Mal, als er uns eine Kostprobe seiner Dreistigkeit gab, davonjagen sollen«, knurrte Barnevelt.
Er fragte sich jetzt, was aus der Shambor werden würde. Er hatte die Absicht gehabt, die neue Takelung wieder umzubauen, sobald sie außer Gefahr gewesen wären, um Ärger mit den Viagens wegen der unzulässigen Einführung einer technischen Neuerung auf Krishna zu vermeiden.
»Auch hätten wir nicht beide gleichzeitig das Schiff verlassen dürfen«, sagte Chask zerknirscht. »Diese Dummheit geht auf meine Kappe.«
»Statt jetzt lange herumzufeilschen, wer wohl die meiste Schuld an unserer Situation trägt«, meldete sich die Prinzessin zu Wort, »sollten wir lieber unsere nächsten Schritte überlegen.«
»Die Prinzessin ist fürwahr ein Quell der Weisheit«, sagte Chask anerkennend. »Je eher wir von dieser verwunschenen Insel fortkommen, desto eher werden wir wieder zu Hause sein. Dank der Götter haben wir diese Axt und das Stück Ankertau. Ich schlage vor, Käpt’n, wir bauen ein Floß, indem wir Baumstämme mit diesem Tau zusammenbinden. Damit paddeln wir nach Westen zum Festland; von dort aus schlagen wir uns dann weiter zur Straße von Shaf nach Malayer durch, die nicht weit westlich von hier verläuft.«
»Das Tau reicht höchstens für zwei Stämme«, sagte Barnevelt. »Wir werden wohl oder übel rittlings darauf sitzen müssen, so als ritten wir einen Aya.«
Chask fand einen geeigneten Baum und fällte ihn. Er war noch damit beschäftigt, ihn von seinem Astwerk zu befreien, als sich ein
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