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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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beruhigen würde. Doch angesichts der geringen Menge wurde ihr Murren nur noch lauter.
    Die Galeere war jetzt wieder klar sichtbar. Ihre Ruder hoben und senkten sich mit mechanischer Präzision in der nun fast vollkommen glatt daliegenden See. Auch die zweite Galeere hatte deutlich an Boden gutgemacht.
    Ein Matrose im Bug rief: »Land in Sicht!«
    In der Tat, ein Streifen bewaldeter Bergkuppen schob sich über den Horizont: die Hügel Fossanderans. Barnevelts kleiner geflügelter Freund sah sie ebenfalls und flog nach Norden davon.
    Barnevelt begab sich zurück in die Kajüte, um seine Berechnungen zu korrigieren und den Kurs für den östlichen Kanal festzulegen. Zei beobachtete ihn schweigend mit großen dunklen Augen.
    Er überflog seine Berechnungen ein zweites und drittes Mal. Diesmal sah es in der Tat so aus, als würde die Galeere sie im Hals des Ostteils der Meerenge überholen. Warum dann überhaupt den Versuch wagen? Das übliche Hoffen auf ein Wunder. Vielleicht schlug die Galeere ja leck, oder in letzter Sekunde brach eine Meuterei an Bord aus …
    Zu schade, dass der Westteil der Meerenge nicht tief genug für die Shambor war! So hätte er die Galeere vielleicht in eine Untiefe locken können.
    Aber war er wirklich nicht tief genug? Bei der derzeit herrschenden Konstellation von drei Vollmonden war auf Krishna eine Rekordflut zu erwarten. Zwar waren die Gezeitenunterschiede in diesen Regionen für gewöhnlich nicht sonderlich groß – zum einen wegen des begrenzten Umfangs der Gesamtwasseroberfläche des Planeten, zum anderen aufgrund des komplizierten Kräfteverhältnisses zwischen der Sonne Roqir und den drei Monden. Aber bei dieser einen Gelegenheit würden die Fluten alle gleichzeitig auftreten, so dass durchaus mit einer Flut von irdischer Größenordnung zu rechnen war.
    Barnevelt holte das Handbuch hervor, das er in Novorecife gekauft hatte. Der Anblick des Buches erinnerte ihn an Vizqash bad-Murani, den Krishnaner in terranischen Diensten, bei dem er das Buch erworben hatte. Dieser Vizqash hatte später versucht, ihn bei einem Picknick einer Bande von Kidnappern und Mördern in die Hände zu spielen. Noch später hatte er, als maskierter Edelmann verkleidet, in der Taverne in Jazmurian eine Schlägerei angezettelt. Schließlich hatte er sich als ein Pirat des Sunqar entpuppt, der Barnevelts schon fast gelungene Flucht mit Zei und Shtain in letzter Sekunde vereitelt hatte.
    Barnevelt hatte jetzt keinen Zweifel mehr, dass alle diese Ereignisse in Zusammenhang miteinander standen. Er war sicher, dass die Morya Sunqaruma ihn nicht mehr aus den Augen gelassen hatten, seit er an Bord der Amazonas in Novorecife gelandet war. Er musste grinsen bei dem Gedanken, dass ausgerechnet das Buch, das Vizqash ihm verkauft hatte, das Mittel sein konnte, die hinterhältigen Machenschaften dieses Halunken zu durchkreuzen.
    Das Buch hatte sich zusammen mit seinen übrigen Sachen voll Wasser gesogen, als er bei seiner Flucht über den Terpahla-Teppich in ein Wasserloch gefallen war. Er musste beim Auseinanderfalten der Seiten – eigentlich ein langer zickzackförmig gefalteter Papierstreifen – sehr vorsichtig zu Werke gehen, wollte er sie nicht zerreißen und die Schrift unleserlich machen“. Einmal geöffnet jedoch, stellte sich das Buch als eine wahre Fundgrube heraus. Es enthielt nicht nur Tabellen zum Berechnen der Mondumlaufbahnen, sondern auch eine Tabelle, die einen exakten Oberblick über das zeitliche Zusammenspiel zwischen den Bewegungen der einzelnen Monde und den von ihnen verursachten Flutwellen bot. Aus dieser Tabelle ließ sich ersehen, wann und wo die jeweiligen Flutwellen auftraten und welchen Umfang sie hatten.
    Majbur, Jazmurian, Sotaspé, Dur … Da war sie, die Straße von Palindos. Barnevelt tat einen Freudenschrei, als er feststellte, dass an dieser Stelle die Flut am Aufgang Karrims lediglich um eine knappe krishnanische Stunde hinterherhinkte, und dass die Fluten von Golnaz und Sheb dem Aufgang ihrer Monde mit einer noch geringeren Verzögerung folgten.
    »Chask!« rief er.
    Zwar machte Chask ein recht unschlüssiges Gesicht, als Barnevelt ihm seinen Plan unterbreitete, aber er konnte nicht umhin zuzugeben, dass ihnen keine andere Möglichkeit blieb, als die Flucht durch den Westteil der Meerenge zu probieren, zumal sie ihn kurz nach Mittag erreichen würden. Zu dem Zeitpunkt und noch einmal kurz nach Mitternacht erreichte die Flut ihren Höchststand.
    Die Shambor schwenkte nach Backbord

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