Die Rettung von Zei
ins Gedächtnis zurückzurufen. Wenn ich mich nicht irre, befinden wir uns auf der Halbinsel Rakh.«
»Wie steht es mit der hiesigen Fauna? Besteht die Möglichkeit, dass uns hier ein wilder Bishtar in die Quere kommt?«
»Nein, das glaube ich nicht. Die großen Herden dieser riesigen Tiere streifen in den Ländern umher, die weiter entfernt sind von den zivilisierten Westküsten der Drei Meere – sagen wir Zhamanak im Süden oder Aurus im Osten. Nichtsdestoweniger beherbergen die Wälder von Rakh grimmiges Getier, so wie jenes, das wir gerade in der Nähe gehört haben.« Sie schauderte. »Wollen wir hoffen, dass Eure Kühnheit mich vor jenem Schicksal bewahrt, das ich am meisten fürchte – nämlich von einem Yeki verschlungen zu werden.«
»Aber, aber!« Barnevelt drückte, tätschelte und küsste sie väterlich-galant. »Der Yeki scheint sich wieder entfernt zu haben. Nur Mut! Wie sagte doch Lord Dunsany Weiland so treffend: ›Es steht einem Abenteurer nicht an zu überlegen, wer einst seine Knochen fressen wird.«
»Wer ist denn Lord Donsene? Ein nyamadzenischer Barde?«
»Nun, eh, er war … aber ja, natürlich, er war der größte Poet Nyamadzes.« Barnevelt spähte suchend umher. »Gibt es nichts Essbares in diesem verdammten Wald? Ich könnte einen ganzen Aya verspeisen.«
»Mir geht es nicht anders!«
»Das glaube ich. Aber schaut mich nicht so an! Das erinnert mich an den Blick, mit dem Eure Mutter den armen alten Kaj anschaute, als er gebraten und dem versammelten Hof serviert werden sollte. Hier, nehmt mein Schwert, für den Fall, dass irgendein nettes Tierchen vorbeikommen sollte. Ich gehe mal runter und sehe nach, was uns die Sabadao-See zu bieten hat.«
Er arbeitete sich durch das Uferdickicht zum Strand vor, watete ins seichte Wasser und begann zwischen Sand und Felsen herumzuwühlen. Wenig später kam er zurück mit zwei Handvoll Spiralmuscheln. Sie waren irdischen Schnecken nicht unähnlich, bewegten sich jedoch auf vielen kleinen Füßchen vorwärts, statt auf dem Bauch zu gleiten wie ihre irdischen Vettern.
»Wie nennt man diese Tiere hier?« fragte er die Prinzessin.
»Wir nennen sie Safqa. Soweit ich weiß, isst man sie in Suruskand. Bei uns in Qirib schätzt man sie indes nicht sonderlich als Speise.«
»Hmm, nun ja. Aber wie auch immer – wie lautet die erste Regel für den Wanderer, der in der Wildnis etwas findet und nicht weiß, ob es essbar ist oder nicht? Ein kleines Stückchen probieren und abwarten, was passiert.«
»Wenn man sie in Suruskand verzehrt, dann müssen sie auch essbar sein.«
»Mag sein. Aber wir wollen nichts überstürzen. Vielleicht ist es eine andere Spezies, oder sie sind nur genießbar in Monaten, die mit Kh beginnen.«
Er zertrümmerte eines der Schneckenhäuschen mit dem Dolchgriff, schnitt ein Scheibchen von der zappelnden, glibberigen Kreatur ab, spießte es auf einen Zweig und röstete es über dem Feuer. Als es gar war, steckte er das blasenwerfende braune Ding in den Mund.
»Schmeckt gar nicht so schlecht, wenn es einem nichts ausmacht, auf einem Stück alten Autoreifen zu kauen.«
»Was ist das, Autoreifen, mein edler Herr?«
»Ach so, nichts weiter. Ein Scherz aus meiner nyamadzenischen Heimat, der für Fremde nicht verständlich ist.«
»Wann bekomme ich meinen Anteil? Der Geruch des Bratens hat meinen Hunger ins Unerträgliche gesteigert.«
»Ihr werdet Euren unerträglichen Hunger leider noch eine Weile ertragen müssen, bis wir wissen, welche Wirkung das Ding auf mich hat. Wenn ich mich gleich auf dem Boden wälze, Schaum vor dem Mund habe, blau anlaufe und rosafarbene Tupfen im Gesicht habe, dann wisst Ihr, dass die hiesige Spielart der Safqa meinem Magen nicht bekommt.«
»Dann bitte ich Euch, dass Ihr mich, damit die Zeit schneller verstreicht, mit Erzählungen Eurer Abenteuer ergötzt. Zum Beispiel, wie Ihr die Heerscharen von Olnega zerschmettertet.«
Barnevelt, der nicht die geringste Ahnung von den Kriegen zwischen Nyamadze und Olnega hatte, sagte keck: »Ach, das ist eine lange, komplizierte und – ehrlich gesagt – ziemlich langweilige Geschichte. Eine Unmenge Menschen, die im Schnee herumrannten, aufeinander einschlugen und zu dumm waren, um einzusehen, dass sie damit nichts anderes taten, als die Eitelkeit ihrer Anführer zu nähren. Da fand ich meinen Aufenthalt in Novorecife und meine Reise von dort nach Qirib tausendmal interessanter.«
»Habt Ihr den Erdenmenschen Auge in Auge gegenübergestanden?«
»Gewiss.
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