Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
Vom Netzwerk:
gegen Mitternacht eintreten würde, um es erneut zu versuchen.
    Unbehelligt und in aller Ruhe paddelten Barnevelt und seine Gefährtin durch die Meerenge. Als schließlich die drei Monde aufgingen – diesmal schon ein ganzes Stück weiter voneinander entfernt als in der Nacht zuvor –, landeten die beiden Flüchtenden mit sanftem Knirschen auf der Sandbank, die dem Festland vorgelagert war und wie eine ausgestreckte Zunge auf die brennende Insel zeigte.
    Barnevelt stieg steif vom Floß und half der Prinzessin herunter. Er zog seine Stiefel an, zog das Floß auf den Strand und begann die Knoten der Verbindungsseile zu lösen.
    »Was macht Ihr da, O mein Held?« fragte erstaunt die Prinzessin.
    »Ich mache die Seile ab.«
    »Warum gelüstet es Euch nach zwei Stücken nassen alten Seils?«
    »Weil, liebe Zei, wir in unserer misslichen Lage jedes Stück Ausrüstung gebrauchen können, das uns in die Hände fällt. Und es gibt kaum etwas, das einem in der Wildnis nützlicher ist als ein Stück Tau.«
    Mit ein bisschen Geduld, Fingerspitzengefühl und seiner Dolchspitze gelang es ihm schließlich, die Knoten aufzubekommen. Das Ergebnis dieses wahrhaft nervenaufreibenden Hantierens waren immerhin zwei Stücke Tau von je zwei Metern Länge. Komplettiert wurde diese Ausrüstung durch sein Schwert, seinen Dolch, die Axt, ein Taschenmesser und ein Taschenfeuer. Die Hayashi-Kamera zählte er nicht dazu, da sie ihm für das Überleben in der Wildnis wertlos schien.
    Er hätte eine Menge für einen Kompass gegeben oder auch nur für eine primitive krishnanische Uhr mit einem Zeiger, die man bei Bedarf auch als Kompass verwenden konnte. Zu Beginn der Expedition hatte er eine solche Uhr bei sich gehabt, aber sein unfreiwilliges Bad während der Flucht über den Terpahla-Teppich hatte sie ruiniert, und er hatte sie auf der Shambor gelassen.
    Er band sich eines der Seile um die Hüfte und das andere um Zei. »Wenn ich Chask richtig verstanden habe«, sagte er und deutete nach Westen, »stoßen wir irgendwann auf die Straße von Shaf nach Malayer, wenn wir uns immer in diese Richtung halten.«
    »Das werden wir – wenngleich ich nicht weiß, wie wir in Ermangelung einer Straße oder eines Pfades je diesen furchteinflößenden Wald überwinden sollen.«
    »Nun, ich schlage vor, wir folgen ein paar Hoda der Nordküste der Halbinsel, bevor wir uns landeinwärts schlagen.«
    Dies war indes leichter gesagt als getan. Die Küste selbst war felsig und wies nur wenige kurze Strecken flachen Strandes auf, die zudem von der steigenden Flut bedeckt waren. Die zerklüfteten Felsmassen, die die Strände voneinander trennten, waren so mühsam zu überklettern, dass die beiden schon sehr bald aufgaben und ins Landesinnere abbogen.
    Hier jedoch fanden sie kaum bessere Bedingungen vor. Die Bäume wuchsen oberhalb der Hochwassermarke so dicht, dass man schon einen Bishtar gebraucht hätte, um sich durch das Dickicht zu zwängen. Weiter landeinwärts wurde das Unterholz spärlicher, und man kam rascher voran. Dafür war jedoch das Laubdach über ihnen so dicht, dass das Licht der drei Monde nicht mehr durchdrang, was zur Folge hatte, dass sie wie Blinde durch die Dunkelheit tappten und ständig über irgendwelche Wurzeln und heruntergefallene Äste stolperten oder in Löcher traten.
    Rings um sie herum schwirrte, zirpte, raschelte, quietschte und scharrte es von allem möglichen Nachtgetier. Von Zeit zu Zeit spürte Barnevelt, wie ihm kleine Schwingen über das Gesicht streiften. In der Ferne brachen größere Tiere unsichtbar durch das Unterholz.
    Nach fast einer Stunde mühsamen Vorantastens drang ein Plätschern an Barnevelts Ohr. »Hier muss irgendwo ein Bach sein«, sagte er keuchend. »Was haltet Ihr davon, wenn wir hier unser Lager aufschlagen?«
    »Ich frage mich schon die ganze Zeit, wann Ihr endlich eine Rast einlegen wollt. Ich bin so erschöpft, dass ich kaum noch die Beine heben kann.«
    »Du bist ein tapferes Mädchen.«
    Sie tranken. Dann sanken sie zerkratzt, zerschunden, wund und völlig erschöpft am Fuß eines großen Baumes nieder. Als Zeis Kopf auf seine Schulter sank, wollte Barnevelt etwas sagen. Doch da merkte er, dass Zei schon eingeschlafen war.

 
6
     
    G egen Morgen erwachte Barnevelt verkrampft, steif und zitternd. Ein kühler Wind raschelte durch das Laubdach über ihren Köpfen. Die drei Monde standen tief im Westen, so dass ihre schräg einfallenden Strahlen das dichte Laubwerk noch weniger durchdrangen als zuvor.

Weitere Kostenlose Bücher