Die Rettung von Zei
konnte, um so den Zugang freizubekommen. Direkt vor Barnevelts Augen wurde einer der Männer, die in dem Tang herumstocherten, von einem Pfeil durchbohrt und fiel ins Wasser. Sofort nahm ein anderer seinen Platz ein.
Ein lang gezogenes Ffft über seinem Kopf ließ Barnevelt nach oben schauen. Es war einer von Ferrians Gleitern, der eine Runde über dem Feind drehte. Seine Raketen zogen eine Schleppe gelben Rauchs von Yasuver-Pulver hinter sich her. Als der Gleiter über dem Wachschiff auftauchte, ließ er etwas herunterregnen. Barnevelt wusste, dass es sich um eine Handvoll kleiner stählerner Spieße handelte, von denen Prinz Ferrian eine große Anzahl für seine Flieger hatte herstellen lassen.
Ein zweiter Gleiter flog weiter zur Hauptsiedlung der Piraten, wo er etwas fallen ließ. Man sah eine Qualmwolke und hörte das Krachen von Feuerwerkskörpern. Barnevelt konnte jedoch nicht ausmachen, ob diese irgendwelchen erwähnenswerten Schaden anrichteten.
Peng! Ein von einem feindlichen Katapult abgefeuertes Bleigeschoß durchschlug die Schilderbrustwehr, keine zwei Schilde von Barnevelt entfernt, und rollte wie eine Bowlingkugel über das Vorderdeck. Zwei Männer von der Besatzung beeilten sich, den zerbrochenen Schild durch einen neuen zu ersetzen. Unten lagen ein paar Männer im Wasser zwischen den glitschigen Tangbrocken. Barnevelt beobachtete, wie einer von ihnen sich plötzlich merkwürdig zusammenkrümmte; gleichzeitig sah er, wie für den Bruchteil einer Sekunde ein Stück gefleckter Haut an der Wasseroberfläche aufblitzte. Vom Blut angelockt, versammelten sich die Fondaqa, die Giftaale.
Eine der Galeeren aus dem Majbur-Geschwader hatte inzwischen eine Anzahl Tangstränge auf ihrem Deck angebunden und begann sich langsam rückwärts von dem Pfropfen fortzubewegen, um ihn herauszuziehen. Doch der Pfropfen hielt stand. Als die Spannung, die auf den Strängen lastete, zu groß wurde, zerriss einer nach dem anderen, und die ganze Mühe war umsonst gewesen. Erneut zischte ein Gleiter über sie hinweg. Die Wachgaleere jagte einen Hagel von Geschossen in die Luft, die jedoch allesamt weit unter dem Flugapparat verhungerten und wirkungslos herunterfielen.
»Herr Snyol!« rief der Kapitän der Junsar, »Da kommt Prinz Ferrian.«
Barnevelt lief nach achtern. Der Prinz, schlank und dunkel, kam eben über das Heck hereingeklettert. Sein damaszierter Brustpanzer glitzerte in der Sonne. Unter dem Heck der Junsar ruhte sich die Besatzung des Langbootes, die ihn von der Kumanisht herübergerudert hatte, auf ihren Rudern aus.
Ferrian brauchte ein paar Sekunden, bis er wieder ruhiger atmen konnte, dann sagte er: »Eine merkwürdige Flotte nähert sich von Norden her. Einer meiner Flieger hat sie aus der Höhe erspäht.«
»Was für eine Flotte?«
»Das wissen wir noch nicht, aber ich habe schon einen zweiten Gleiter ausgesandt, der nähere Einzelheiten erkunden soll.«
»Wer könnte das wohl sein? Vielleicht König Rostamb, der sich für sein Verhalten schämt und uns zu Hilfe kommen will?«
»Möglich ist alles, aber viel wahrscheinlicher ist es die Flotte von Dur, die gekommen ist, um ihre Piratenfreunde zu retten.«
Dur! An diese Möglichkeit hatte Barnevelt nicht gedacht.
Weiter vorn ging inzwischen das Feuergefecht mit den Sunqaruma mit unverminderter Heftigkeit weiter.
Kurzentschlossen sagte Barnevelt: »Ich komme mit Euch auf die Kumanisht. Dort sprechen wir in Ruhe weiter darüber. Halt du einstweilen hier die Stellung!« rief er Tangaloa zu. »Signalisier den Truppentransportern, dass die Skitruppen bis auf weiteres an Bord bleiben sollen.«
Es würde ein Fiasko geben, dachte er, als er über die Strickleiter in das Langboot hinunterkletterte, wenn sie mitten in ihrer heiklen Landungsoperation von See her angegriffen würden.
An Bord des Flugzeugträgers herrschte rege Betriebsamkeit Die Besatzung war gerade dabei, das Flugdeck für die Landung des Erkundungsgleiters freizumachen. Wenig später schwebte er mit schmetterlingshafter Anmut von Norden her ein und wurde von der Deckmannschaft geschickt aufgefangen.
Der Pilot kletterte heraus und sagte: »Noch eine Viertelstunde länger, und ich wäre aus Treibstoffmangel ins Meer gefallen. Meine Herren, die herannahende Flotte ist in der Tat die von Dur, wie ich aus der Form ihrer Segel ersehen konnte. Es sind die typischen Rahsegel, wie sie in der stürmischen Va’andao-See verwendet werden.«
»Wie viele Schiffe sind es?« fragte Ferrian.
»Ich habe
Weitere Kostenlose Bücher