Die Rettung von Zei
lasst.«
»So? Ich werde es Euch zeigen, Ihr Verräter!« Ihre Stimme steigerte sich zu einem Kreischen. Sie rannte quer durch die Kabine und kramte in einer Schublade.
Barnevelt argwöhnte sofort, dass sie einen Behälter mit dem berüchtigten Janru-Parfüm suchte – eine Flasche etwa oder eine Spraydose –, um ihn mit dem Teufelszeug zu besprenkeln. Ein gutgezielter Sprühstoß, und er wäre ihrem Willen unterworfen, als stünde er unter osirischer Pseudohypnose. Im Augenblick stand sie näher an der Tür als er. Was also tun?
»Grrrrk!« krächzte Philo, aufgeschreckt von dem Gekreisch Alvandis.
Blitzartig kam Barnevelt der rettende Gedanke. Er war mit einem Satz bei der Sitzstange, packte den verdutzten Vogel, grub seine lange Nase in das Brustgefieder und atmete tief ein.
Philo kreischte ungehalten, strampelte, wand sich und biss Barnevelt eine Zacke ins Ohrläppchen, so tadellos und sauber, wie ein Schaffner eine Fahrkarte knipst.
Barnevelt ließ den Vogel los, just als Alvandi mit einem Zerstäuber auf ihn losging und ihm mit der Düse gegen das Gesicht zielte. Pfffftl machte es, und Barnevelt stand im Nebel. Seine Augen waren rotgerändert, seine Nase lief, und aus der Scharte, die Philo ihm ins Ohr gestanzt hatte, tröpfelte Blut. Grinsend zückte er sein Schwert.
»Tut mir leid«, schniefte er, »aber ich kad dichts riechen. Geht zurück in Euer Schlafgebach, ud keide Widerrede, klar, sodst wird Zei Ködigid, ohde dass Ihr abdanken büßt!«
Als er der Aufforderung mit einem Knuff in ihr Zwerchfell Nachdruck verlieh, trollte sie sich von dannen, wobei sie Verwünschungen vor sich hinfauchte, die einem Müllkutscher die Schamröte in die Backen getrieben hätten. Im königlichen Schlafgemach suchte er sich Bettlaken zusammen und riss sie in Streifen, »… meine besten Laken, noch von der Großmutter geerbt!« jaulte Alvandi.
Bald wurde ihr Gejammer von einem festen Knebel gedämpft. Nach einer weiteren Viertelstunde hatte er sie verpackt, verschnürt und verknotet in ihrem Kleiderschrank verstaut und die Tür verschlossen.
Der Wache vor der Kabinentür sagte er: »Ihre Hoheit fühlt sich dicht wohl. Sie böchte udter keided Ubstäden gestört werded. Beid Boot, bitte.«
Er kehrte auf sein eigenes Schiff zurück, erfüllt von einem seltsam prickelnden Gefühl der Erleichterung, trotz der Gefahr, in der er schwebte. Ihm war, als hätte er in der Person der Königin gleichzeitig auch seine Mutter ein für allemal niedergerungen.
An Deck der Junsar empfing ihn Tangaloa mit den Worten: »Ich habe schon nach dir gesucht …«
»Und ich habe nach dir gesucht. Wir müssen hier weg. Alvandi hat vor, alle Sunqaruma, die aus Qirib stammen, zu massakrieren und mich zu ihrem Schwiegersohn zu machen, so richtig mit allem Drum und Dran – einschließlich Henkerblock.«
»Mein Gott, das ist ja schrecklich! Was können wir denn jetzt tun? Wo steckt die alte Fledermaus denn überhaupt?«
»Wohlverschnürt in ihrem Kleiderschrank. Lass uns Igor ins Boot packen und … Moment mal! Die Yars liegt doch an der Kanalmündung, nicht wahr? Da rudern wir jetzt hin. Du lenkst Alvandis Kriegerinnen ab, und in der Zwischenzeit vereinbare ich mit Vizqash – ich meine Gizil –, dass wir uns die Yars unter den Nagel reißen und zurück nach Novorecife segeln.«
»Mit den Ex-Piraten als Mannschaft?«
»Warum nicht? Es sind Heimatlose, die wahrscheinlich froh sind, uns als Führer zu bekommen. Sie werden mir glauben, wenn ich ihnen sage, dass ich lieber zu ihnen übergelaufen bin, als zuzulassen, dass man mich tötet, weil der echte Snyol sich nämlich in so einer Situation genauso verrückt verhalten würde.«
»Okay!« sagte der Xenologe. Sie liefen nach unten.
»Besorgt mir ein Paar Handschellen«, befahl Barnevelt dem diensthabenden Wachsoldaten. Mit selbigen bewaffnet, betraten sie das Schiffsgefängnis, in dem Shtain apathisch auf seiner Pritsche hockte.
»Strecken Sie die Hände aus!« sagte Barnevelt und ließ die Handschellen um Shtains Gelenk zuschnappen. »Und jetzt kommen Sie mit!«
Shtain, der in Lethargie versunken war, watschelte mit ihnen zurück an Deck und kletterte an Bord des Langboots.
»Den Kanal hinunter zur Yars!« befahl Barnevelt seinen Ruderern. »Aber leise!«
»Wie hast du es geschafft, dem Sprühnebel ihres Nuit d’amour -Parfüms zu entgehen, als du dich mit ihr herumgebalgt hast?« fragte Tangaloa. Als Barnevelt es ihm erzählte, brach er in schallendes Gelächter aus. »Herrlich!
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