Die Rettung von Zei
Das habe ich wirklich noch nie gehört, dass einer durch Federn von einem Schicksal bewahrt wird, das noch schrecklicher ist als der Tod!«
Um das Beladen einfacher zu machen, hatte man einen kleinen schwimmenden Steg den Kanal hinuntergeschleppt und an der Bordwand der Yars befestigt. Das Ruderboot legte am Steg an, und die Passagiere kletterten heraus.
Die Wache auf dem Steg leuchtete sie mit der Laterne an, rief sie an, stutzte und sagte: »Oh, verzeiht, General Snyol, Ihr seid’s.« Und dann, mit einem hellen Leuchten in den Augen: »Oh, Taggo! Mädels, wir haben Besuch! Taggo ist hier!«
»Ist das dein neuer Spitzname?« frotzelte Barnevelt mit anzüglichem Grinsen. »Versuch sie ins Deckhaus zu locken. Erzähl ihnen, du würdest ihnen Strip-Poker oder etwas in der Art beibringen.« Er reckte den Hals und rief laut: »Admiral Gizil!«
»Ich bin hier. Was wünscht Ihr, General Snyol?«
»Kommt mal einen Augenblick herunter, dann erzähl ich’s Euch. Ist schon in Ordnung, Mädels – alles unter Kontrolle. Geht nach oben und spielt ein bisschen mit Taggo. Ich habe eine Besprechung.«
Der Krishnaner klomm leichtfüßig über die Reling der Yars auf den Steg. Als die Amazonen außer Hörweite waren, berichtete ihm Barnevelt, was geschehen war.
Gizil schlug mit der Faust in die offene Hand. »Eine Riesendummheit von mir, ein solches Schelmenstück nicht mit einzukalkulieren! Doch nun, da wir’s wissen: Was können wir dagegen unternehmen? Wir liegen hier unter Bewachung, eingekreist von feindlichen Schiffen, und die einzigen Waffen, die wir haben, sind Tafelmesser! Was sollte sie daran hindern, so mit uns zu verfahren, wie sie es geplant haben?«
»Ich werde sie daran hindern.«
»Ihr?«
»Jawohl. Werdet Ihr und Eure Männer mir folgen?«
»Heißt das, dass Ihr Euch auf unsere Seite schlagt, aus reinem Ehrgefühl?«
»Sehr richtig. Schließlich bin ich der, der ich bin«, antwortete Barnevelt, wobei er eine beliebte krishnanische Redewendung benutzte.
»Lasst mich Euren Daumen ergreifen, Herr! Denn jetzt erkenn ich klar, dass Ihr, wiewohl Ihr ebenso wenig Snyol von Pleshch seid wie ich, jenen aufrechten, unbestechlichen Geist besitzt, den die Legende jenem edlen Nyamadzener zuschreibt! Seid unbesorgt, Herr, Euer Geheimnis ist bei mir sicher aufgehoben. War es doch im Hinblick auf einen solchen Notfall wie den jetzigen, dass ich es bei der Verhandlung mit Euren Admirälen für mich behielt. Was sollen wir jetzt tun?«
»Sobald Tagde mit dem Frauensvolk in der Deckskabine ist, berufen wir eine Konferenz mit Euren Offizieren ein. Verfügt Ihr überhaupt noch über so etwas wie eine Organisation?«
»So ziemlich.«
»Wir sagen ihnen, um was es geht, und zur gegebenen Zeit verriegeln wir dann die Deckskabinentür, kappen die Vertäuung und legen ab. Und wenn einer Fragen stellt – das werde ich schon irgendwie hinkriegen.«
Aus der Kabine drangen Geräusche von frivol überschwänglicher Lustbarkeit. Barnevelt war nicht überrascht, dass die Disziplin in der Flotte in den letzten Stunden offensichtlich zum Teufel gegangen war. Vermutlich war dies ein ganz natürlicher Spannungsabbau nach den Mühen und Strapazen der vergangenen Tage.
Gizils Leute waren rasch informiert. Barnevelt gab letzte Anweisungen: »Teilt die Männer auf die Ruderbänke auf und weist sie an, die Ruder so bereitzulegen, dass sie sie auf Kommando sofort durch die Ruderlöcher stecken können. Wer hat ein scharfes Messer? Kappt die Taue und stoßt den Steg mit einem Bootshaken weg. So, jetzt das erste Paar Ruder raus … Jetzt die Taue zum Tang kappen … Und jetzt rudern … sachte, ganz sachte, gerade soviel, dass sich das Schiff vorwärtsbewegt … Schnell, stopft Lumpen in die Ruderlöcher, um das Knarren zu dämpfen! Was, ihr habt keine Lumpen? Dann nehmt die Kleider eurer Frauen. Und wenn sie was dagegen haben sollten, dann gebt ihnen einen Klaps auf den Hintern … Ja, sehr gut, so ist’s richtig. Jetzt das nächste Paar Ruder … He, schafft das Kind da unter Deck!«
Als die Yars im Schneckentempo hinaus in die Fahrrinne und den Kanal hinunter glitt, erscholl dicht neben ihnen ein Ruf.
»Was gibt’s?« rief Barnevelt zurück, während er über die Reling zu dem Schiff hinüberspähte, an dem sie gerade vorbeiglitten. Im Schein einer Laterne konnte er den Kopf eines Mannes ausmachen. »Ich bin’s, Snyol von Pleshch! Es ist alles in Ordnung!«
»Oh, Herr Snyol, Ihr seid’s … Verzeiht, ich dachte … Ist das nicht
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