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Die Rettung von Zei

Titel: Die Rettung von Zei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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die Yars mit den gefangenen Piraten?«
    »Ja, es ist die Yars, aber mit ihrer regulären Besatzung. Die Gefangenen sind noch nicht an Bord gebracht worden. Wir fahren bloß zu einer kleinen Übungsfahrt raus.«
    »Aber ich sah die Gefangenen doch heute Nachmittag an Bord gehen …«
    »Schon, aber nicht an Bord dieses Schiffes. Wahrscheinlich habt Ihr gesehen, wie sie an Bord der Minyan von Sotaspé gingen. Wir haben nämlich beschlossen, sie einstweilen dort unterzubringen. Seht, sie liegt dort drüben!« Er deutete mit dem Finger kanalaufwärts auf die schemenhafte schwarze Masse von Schiffsleibern.
    »Nun ja«, gab der Mann verwirrt zurück, »wenn Ihr sagt, dass alles in Ordnung ist, dann wird es wohl so sein.«
    Gleich darauf tauchte das Schiff achteraus in die dunkle Masse der anderen Schiffe.
    »Puh!« sagte Barnevelt und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Zwei Strich backbord – langsam, nicht so hastig! Alle Ruder jetzt zu Wasser! Drittes Backbordruder, du bist aus dem Takt! Jetzt eintauchen, und zieh! Hauruck, hauruck!«
    Sie glitten aus der Kanalmündung, die Flotte, die entlang der Ränder des Tangteppichs festgemacht hatte, rasch hinter sich lassend. Die Schiffslaternen glommen wie ein Schwarm Leuchtkäfer, die mitten im Flug erstarrt waren. Da noch immer von Süden her eine Brise wehte, ließ Barnevelt die Segel setzen und ging auf Nordkurs. Unter der schwarzen Wolkendecke des sternenlosen Nachthimmels verschwand der Sunqar bald in der Dunkelheit.
    Barnevelt sah ihn mit gemischten Gefühlen schwinden. Wenn ihr Glück anhielt, würden sie erst Majbur ansteuern und von dort aus den Pichide hinauf nach Novorecife segeln. Dort würde er die Sunqaruma abmustern.
    Es gab Augenblicke, da dachte er mit Wehmut an zu Hause. Endlich wieder er selbst sein! Wie leid er es manchmal war, umgeben zu sein von blaugrünem Haar, olivfarbener Haut, klirrenden Schwertern, grellbunten enganliegenden Kleidern, im Ohr ständig diese langatmige, geschwollene Ausdrucksweise, vorgetragen mit pathetischen, theatralischen Gesten in rollendem, rhythmischem, gutturalem Gozashtando. Er schaute wehmütig zu dem Punkt am Himmel, wo Sol, die irdische Sonne, jetzt stehen würde, wenn sie sichtbar gewesen wäre. Er dachte an New York mit seinem labyrinthartig verzweigten Straßengewirr, seinem brodelnden, faszinierenden Getriebe, seinen gemütlichen Restaurants, seinen behaglichen Kneipen, seinen lockeren, witzig-geistreichen Wortgeplänkeln … Wie schön es dort doch war …
    Tatsächlich? Er würde in ein New York zurückkehren, das fast fünfundzwanzig Jahre älter wäre als das, das er verlassen hatte. Seine Freunde und Verwandten würden zwar dank der modernen Geriatrie größtenteils noch leben, ja wären nicht einmal nennenswert gealtert, aber in alle vier Winde zerstreut und hätten ihn längst vergessen. Immerhin läge eine ganze Generation zwischen ihnen und ihm, und er würde mindestens ein Jahr brauchen, um sich wieder einigermaßen zurechtzufinden und einzuleben. Kurz vor seinem Aufbruch nach Krishna hatte er sich einen dieser spitz nach oben zulaufenden Hüte gekauft, wie sie zu der Zeit gerade in Mode gewesen waren. Wenn er zurückkam, waren diese Hüte wahrscheinlich so altertümlich wie Melonen – welch letztere wiederum vielleicht gerade wieder mal der letzte Schrei waren. Irgendwie verstand er jetzt, warum Leute wie Shtain und Tangaloa, bei denen interstellare Reisen zum täglichen Leben gehörten, eine ganz eigene Clique bildeten.
    Und dann war da noch seine Mutter. Die Aufgaben, die man ihm gestellt hatte – das Geheimnis des Sunqar zu enträtseln, Shtain zu befreien und den Vertrag mit Cosmic Features zu erfüllen – hatte er mit Bravour gelöst; noch nicht gelöst hatte er indessen seine persönlichen Probleme. Oder besser: Er hatte sein Mutterproblem dadurch gelöst (oder genauer: inexistent gemacht), dass er sich Lichtjahre weit räumlich von ihr entfernt hatte. Damit aber war er lediglich vor der Auseinandersetzung geflüchtet, und sobald er wieder zu Hause war, stand das Problem von neuem an, sozusagen in alter Frische.
    Auch nagte und bohrte da noch ein anderes seltsames Gefühl in ihm, ein Gefühl des Verlustes, so wie wenn man eine Chance verpasst. Einer seiner alten Professoren hatte einmal zu ihm gesagt, ein junger Mann müsse zumindest einmal in seinem Leben dem romantischen Impuls gehorchen, etwa indem er seinem Vorgesetzten die Brocken vor die Füße schmiss und sagte, er könne ihn

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