Die Rettung von Zei
Schätzen.«
»Genau das habe ich befürchtet.«
Sie machte eine wegwerfende Geste. »Wenn Ihr nicht ein Viertel für Euch selbst verlangt, wird es keine Miss-Stimmigkeiten geben.«
»Tatsächlich wollte ich gar nichts für mich selbst verlangen.«
»Was? Seid Ihr von Sinnen? Oder ist das vielleicht Teil irgendeines heimtückischen Plans, einen von uns seines Throns zu berauben? Trachtet Ihr vielleicht danach, den Laffen von Sotaspé zu stürzen?«
»An so etwas habe ich niemals gedacht! Ich mag Ferrian!«
»Was hat Mögen oder Nichtmögen mit hoher Politik zu tun? Ohne Zweifel mag Ferrian Euch auch, aber das würde ihn keinesfalls davon abhalten, Euch den Bauch aufzuschlitzen, wenn das zum Wohle Sotaspés wäre. Aber das ist eigentlich auch egal; ich habe nämlich andere Pläne mit Euch.«
»Was?« fragte Barnevelt alarmiert. Er wusste, wenn Alvandi sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte sie weder der Teufel noch die Sintflut davon abhalten, es auch in die Tat umzusetzen.
»Wenn Ihr unbedingt wollt, dann verzichtet meinetwegen auf Euren Anteil an der Beute und spielt den Edelmütigen, der sich vor Ehrbarkeit fast in die Hose macht, so wie Abhar der Bauernlümmel in der Fabel. Aber dann sorgt wenigstens auch dafür, dass Euer Anteil an mich fällt. So bleibt er wenigstens in der Familie. Ihr habt mich heute Nachmittag wahrlich schon genug Nerven gekostet, als Ihr auf die Forderung dieser Halunken eingegangen seid, die verwundeten Qiribuma auf dem nahen Festland auszusetzen.«
»Genau wegen dieser Sache bin ich hergekommen«, sagte Barnevelt. »Die Verwundeten stellen kein Problem dar, da sie mit den anderen zusammenbleiben. Aber es gibt ein anderes Problem, und zwar mit den Nichtverwundeten. Ich habe noch einmal nachgerechnet: mit dem, was die Yars an Proviant und Wasser an Bord hat, wird sie es mit dieser Riesenmenge an Passagieren niemals bis dorthin schaffen, wo Ihr sie absetzen lassen wollt. Wir müssen sie deshalb entweder auf zwei Schiffe verteilen oder …«
»Unsinn!« fauchte Alvandi. »Glaubt Ihr etwa im Ernst, ich hätte die Absicht, dieses Raubgesindel an Land zu lassen, damit es sich wieder in meinem Reich einnistet und erneut umstürzlerische Intrigen spinnt? Bin ich denn verrückt?«
»Was wollt Ihr damit sagen?«
»Der Kapitän der Yars hat strikten Befehl von mir, diese Schurken mitsamt ihren Schlampen und ihrer Brut ins Meer zu werfen, sobald sie außer Sicht sind. Gegen ein Furunkel hilft nur das Messer.«
»Hehe! Das kann ich nicht zulassen!«
»Und warum nicht, Meister Snyol?«
»Ich habe mein Ehrenwort gegeben!«
»Und wer beim Hishkak seid Ihr? Ein ausländischer Vagabund, der es nur meiner Schlauheit verdankt, dass er zum Oberbefehlshaber dieser Expedition ernannt wurde! Aber jetzt ist unsere Arbeit getan, und mit der Herrlichkeit als Oberbefehlshaber ist es vorbei. Von jetzt an seid Ihr nichts weiter als ein gemeiner Untertan, mit dem ich umspringen kann, wie es mir beliebt. Und in diesem Fall beliebt es mir …«
Barnevelt hatte plötzlich das Gefühl, als umklammerte eine kalte Hand seine Gurgel. Er sprang so heftig auf, dass er seinen Becher umstieß. »Übrigens, was wolltet Ihr vorhin damit sagen, von wegen es bliebe alles in der Familie?«
»Dann habt Ihr es also erraten? Es ist klar wie die Gipfel des Darya, dass meine Tochter Zei in Euch verliebt ist. Daher erwähle ich Euch als ihren ersten Gemahl, als welcher Ihr gemäß unseres alten und unabänderlichen Brauchs dienen werdet, bis Eure Aufgabe erfüllt ist. Die Auslosung ist natürlich bloßer Schwindel, um die Form zu wahren. Wollen wir hoffen, dass Ihr am Ende Eures Dienstes ein besseres Mahl abgeben werdet, als es der unbeweinte Kaj gewesen wäre!«
17
B arnevelt stand schweratmend da. Schließlich stieß er hervor: »Ihr vergesst, Madame, ich bin kein Qiribu, und das hier ist nicht Qirib. Ihr habt also rechtlich keine Gewalt über mich.«
»Und Ihr vergesst, Sirrah, dass ich Euch die qiribische Staatsbürgerschaft verliehen habe, als Ihr mit Zei nach Ghulinde zurückkehrtet. Da Ihr sie damals nicht abgelehnt habt, habt Ihr Euch zwangsläufig den damit verbundenen Pflichten unterworfen, wie jeder Rechtsgelehrte Euch bestätigen würde. Also Schluss jetzt mit diesem aufsässigen Gerede!«
»Verzeiht, aber ich bin da ziemlich anderer Auffassung. Ich werde weder Eure Tochter ehelichen, noch werde ich zulassen, dass Ihr die Qiribuma, die sich ergeben haben, massakrieren
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