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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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zu erobern.
    »Aha, das erklärt, warum wir unterwegs Zwerginnen getroffen haben«, meint Nr. 5. » Das war bestimmt ein Spähtrupp.«
    Nr. 103 bittet die sterbende Ameise um weitere Auskünfte.
    Auf ihrem Weg in den fernen Osten haben die Zwerginnen die Insel entdeckt und hier Halt gemacht. Die utopische Gemeinschaft von Nr. 24, die sich im Schutz der Akazie in einer heilen Welt wähnte und hübsche Geschichten ersann, hatte das Kämpfen völlig verlernt und konnte sich gegen die aggressiven Zwerginnen nicht wehren, die ein Massaker anrichteten. Nur eine kleine Gruppe – darunter Nr. 24 – konnte fliehen und sich im Schilf am Westufer verstecken, aber auch sie sind jetzt von Zwerginnen umzingelt.
    Die gräßlich verstümmelte Ameise stirbt, aber immerhin hatte sie einen schönen Tod, weil sie noch eine letzte Geschichte erzählen konnte!
    Nr. 103 klettert bis zur Spitze der Flötenakazie und sucht mit ihren geschärften Sinnen nach den Überlebenden der freien Gemeinschaft von Cornigera. Sie entdeckt sie auch wirklich im Schilf, aber die Zwergameisen greifen die Gruppe dort von Seerosen aus an und feuern Säurestrahlen ab, sobald auch nur eine Fühlerspitze aus dem Schilf hervorragt. Bis vor kurzem beherrschten sie die Kunst des Säureschießens nicht, aber inzwischen haben sie diesen Rückstand aufgeholt, zum großen Leidwesen von Nr. 103.
    Sie weiß seit langem, daß die Zwergameisen eine besonders gute Auffassungsgabe besitzen und Neues viel schneller lernen als die roten Waldameisen. Allein schon die Tatsache, daß sie sich in kürzester Zeit im Wald von Fontainebleau akklimatisiert haben, obwohl sie aus irgendeinem fernen Land stammen (die Finger haben ihnen den Namen ›Argentinische Ameisen‹ gegeben, weil sie angeblich in Töpfen von Lorbeerrosen, die zur Verschönerung der Straßen an der Côte d’Azur dienen sollten, aus ihrer Heimat verschleppt wurden), beweist ihre Intelligenz. Daß es ein großer Fehler ist, einen Gegner zu unterschätzen, nur weil er winzig ist, hatten die schwarzen Ameisen und die Ernteameisen durch bittere Erfahrung gelernt: Sie hatten die Neuankömmlinge aus ihrem Revier vertreiben wollen und waren statt dessen selbst vertrieben worden!
    Nr. 103 ist davon überzeugt, daß die Zwergameisen eines Tages die Herrscher des Waldes sein werden. Die roten Ameisen müßten deshalb ohne Rast und Ruhe forschen und experimentieren, um sich möglichst lange behaupten zu können, denn beim geringsten Anzeichen von Schwäche würden die Zwergameisen sie als überholte Rasse auf die Müllhalde der Geschichte befördern.
    Im Augenblick haben die Zwerginnen es auf Nr. 24 und ihre wenigen überlebenden Gefährtinnen abgesehen, deren Lage schier aussichtslos ist. Man muß den Artgenossen unbedingt zu Hilfe eilen. Das Schildkrötenschiff wird ins Wasser geschoben, und die Wasserkäfer werden angewiesen, in Richtung Schilf und Seerosen zu steuern.
    Die Zwergameisen sind überall auf den weißen und rosa Blütenblättern der Seerosen postiert, und als das Kriegsschiff in Sicht kommt, bringen sie ihre Hinterleiber sofort in Position und eröffnen das Feuer. Nr. 103 hat ihre Zahl ursprünglich auf etwa hundert geschätzt, aber es sind viel mehr. Eine bedrohliche Übermacht! Die dreizehn roten Ameisen sind gezwungen, sich hinter dem Schildkrötenpanzer zu verstecken, um den tödlichen Säurestrahlen zu entgehen. Nr. 13 schlägt vor, die Seerosen zu rammen, blitzschnell auf die Blätter zu springen und einen Nahkampf mit Mandibeln zu führen, denn darin sind die roten Ameisen den Zwerginnen überlegen, weil sie viel größer und stärker sind. Doch Nr. 5 stellt plötzlich warnend ihre Fühler auf. Die Luftfeuchtigkeit hat enorm zugenommen. Es wird bald regnen.
    Gegen den Regen kann niemand ankämpfen. Sie müssen unverrichteter Dinge an ihren ursprünglichen Landeplatz zurückkehren und vor dem drohenden Unwetter in der Akazie Schutz suchen. Der Baum beherrscht die Pheromonsprache der Insekten nicht, aber er drückt seine Freude über die Ankunft der roten Ameisen durch ein Anheben der Äste und besonders würzigen Saftgeruch aus.
    Die dreizehn Kundschafterinnen dringen in die Gänge ein und machen sich daran, alle Parasiten zu töten. Das ist eine langwierige Arbeit, denn es gibt jede Menge davon: Würmer, Blattläuse und Klopfkäfer, darunter die sogenannten Totenuhren, die ihren Namen der Tatsache verdanken, daß ihr Pochen gegen Holz sich wie das Ticken einer Uhr anhört.
    Die Ameisen veranstalten

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