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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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ist streng verboten. Es gibt keine Hausfrauen, keine Priester, keine Adligen, keine Diener, keine Bettler. Auf diese Weise läßt sich die tägliche Arbeitszeit auf sechs Stunden begrenzen.
    Jeder muß einen zweijährigen Landwirtschaftsdienst ableisten, um den kostenlosen Markt mit Waren zu versorgen.
    Begeht jemand Ehebruch oder versucht von der Insel zu fliehen, so verliert er sein Bürgerrecht und wird zum Sklaven, der sich abrackern und seinen früheren Mitbürgern gehorchen muß.
    Thomas More fiel im Jahre 1532 in Ungnade, weil er die Scheidung Heinrichs VIII. mißbilligte. Im Jahre 1535 wurde er enthauptet.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
     

98. DIE VERWÜSTETE INSEL
     
    Es ist zwar schon ziemlich spät, aber noch hell und warm.
    Prinzessin Nr. 103 und die zwölf jungen Ameisen fahren immer noch flußabwärts. Kein Fisch traut sich, ihr gepanzertes Kriegsschiff anzugreifen. Manchmal bringen die Kundschafterinnen mit Ameisensäure einige Libellen zur Strecke und verspeisen sie genüßlich an Deck.
    Der Schildkrötenkopf ist ein guter Aussichtsposten. Nr. 103 beobachtet interessiert eine Wasserspinne, die eine Luftblase in einer Seidenkugel mit sich führt – ein praktisches Tauchgerät.
    Ein Drehkäfer taucht auf. Dieser Hartflügler, der ganz knapp unter der Wasseroberfläche schwimmt, hat vier Augen, zwei unter Wasser, zwei an der Luft. Mit beiden Augenpaaren bestaunt er das seltsame Schiff und wundert sich, warum eine Wasserschildkröte Ameisen auf ihrem Kopf und Panzer duldet und warum sie sich von Wasserkäfern anschieben läßt. Doch er kommt ihr lieber nicht zu nahe und frißt statt dessen einige Wasserflöhe.
    »Land in Sicht!« ruft plötzlich Nr. 12, die Wache hält.
    Durch den leichten Nebel hindurch kann Nr. 103 in der Ferne die Cornigera-Akazie erkennen.
    Der Fluß führt sie also wirklich zu Nr. 24!
    Nr. 24 … Die Prinzessin erinnert sich gut an die schüchterne Ameise, die während des Kreuzzugs gegen die Finger ständig verlorenging. Als die Insel Cornigera vor ihnen aufgetaucht war, hatte die kleine geschlechtslose Soldatin gesagt:
    »Mein Leben lang habe ich mich verirrt. Diese Insel scheint mir genau der richtige Ort zu sein, um eine neue Gemeinschaft aus Lebewesen guten Willens zu gründen.«
    Auf der Insel wuchs nämlich eine Cornigera-Akazie, und dieser Baum lebt in Symbiose mit den Ameisen. Die Flötenakazie braucht sie zum Schutz gegen Raupen, Blattläuse und Wanzen, die es allesamt auf ihren Saft abgesehen haben. Um Ameisen anzulocken, hat die Akazie in ihrer Rinde lange Gänge und bequeme Kammern angelegt. Noch besser: In manche dieser Kammern sickert eine nahrhafte Flüssigkeit, die sich ideal für die Aufzucht der Brut eignet.
    Wie konnte eine Pflanze sich organisch so perfekt auf eine Kooperation mit den Ameisen einstellen?
    Nr. 103 hat sich immer gesagt, daß der Unterschied zwischen einer Akazie und einer Ameise viel größer sei als der zwischen einer Ameise und einem Finger. Warum sollten Ameisen also nicht mit den Fingern kooperieren können, wenn es ihnen sogar mit Bäumen gelingt?
    Für Nr. 24 war diese Insel das Paradies. Im Schatten der Akazie wollte sie eine utopische Gemeinschaft gründen deren Hauptbeschäftigung das Erfinden hübscher Geschichten sein sollte!
    Nr. 103 ist sehr zufrieden, daß die Strömung sie zu ihrer alten Freundin führt. Sie fragt sich, wie die seltsame Gemeinschaft sich wohl entwickelt haben mag, seit sie sich damals getrennt haben. Die Akazie thront mitten auf der Insel, ein Symbol des Friedens und des Schutzes.
    Doch dieses idyllische Bild erweist sich sehr schnell als trügerisch. Im Wasser treiben dunkle Kügelchen: tote Ameisen, von Säure durchlöchert und verstümmelt.
    Die erschrockene Prinzessin befiehlt den Wasserkäfern, auf die Küste zuzusteuern, und dann ziehen die Ameisen mit vereinten Kräften ihr schweres Schiff auf den Strand. Ihnen bietet sich ein Bild des Schreckens: Überall liegen Leichen herum. Nicht einmal die Wassermolche und Salamander haben überlebt, und die stolze Flötenakazie ist von Blattläusen zerfressen.
    Endlich entdecken sie eine Ameise, die sich wie ein Wurm windet, weil sie keine Beine und keinen Hinterleib mehr hat.
    Die Ärmste hat nicht mehr lange zu leben, aber sie berichtet, was passiert ist: Überraschend wurden sie von Zwergameisen angegriffen. Eine riesige Armee Zwergameisen ist unterwegs, um auf Befehl ihrer neuen Königin Shi-gae-pu den fernen Osten

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