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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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die …«
    »Die dann von virtuellen Konsumenten verspeist wird«, vollendete Zoé beeindruckt.
    »Aber welcher Unterschied besteht dann zu unserer eigenen Welt?«
    »Die Zeit. Sie wird in Infra-World zehnmal schneller als bei uns vergehen, und das wird uns erlauben, die Makrophänomene zu beobachten – so als könnten wir uns unsere eigene Welt im Zeitraffer ansehen.«
    »Und worin besteht das wirtschaftliche Interesse?« kam Ji-woong beharrlich auf sein Lieblingsthema zurück.
    »Francines Projekt ist von enormem wirtschaftlichem Wert«, belehrte ihn David, der am schnellsten alle Möglichkeiten von Infra-World erfaßt hatte. »Man könnte alles testen. Stellt euch doch nur einmal eine Computerwelt vor, in der die virtuellen Bewohner nicht mehr vorprogrammiert sind!«
    »Ich kapier’s immer noch nicht.«
    »Wenn man wissen will, ob der Name eines neuen Waschpulvers beim Publikum auf Interesse stößt, braucht man es nur in Infra-World einzuführen, um zu wissen, wie die Menschen darauf reagieren. Die virtuellen Bewohner werden das Produkt aus freier Entscheidung annehmen oder ignorieren.
    Auf diese Weise wird man viel schnellere und viel zuverlässigere Resultate erhalten als durch Marktforschung, denn anstatt eine neue Marke an hundert realen Personen zu testen, wird man Millionen virtueller Testpersonen haben.«
    Ji-woong runzelte die Stirn. »Und wie willst du deine Waschmittelpakete in Infra-World einführen?«
    »Durch Kontaktpersonen, die genauso aussehen wie die echten Bewohner von Infra-World, wie irgendwelche Ärzte, Ingenieure oder Forscher. Nur sie allein werden wissen, daß ihr Universum nicht existiert, daß sein einziger Zweck darin besteht, Erfahrungen zum Wohle der größeren Dimension zu sammeln.« Es war Francine tatsächlich gelungen, sogar Davids
    ›Fragenzentrum‹ zu übertreffen.
    »Man wird selbst die Politik testen und herausfinden können, welche kurz-, mittel-und langfristigen Auswirkungen Liberalismus, Sozialismus, Anarchismus usw. haben! Abgeordnete werden die Folgen irgendeines Gesetzes testen können. Wir werden eine ganze Mini-Menschheit als Versuchskarnickel zur Verfügung haben, und dadurch werden wir viele Irrwege vermeiden können.«
    »Fantastisch!« rief David. »Infra-World wird sogar mein Fragenzentrum bereichern, denn mit deiner virtuellen Welt wirst du bestimmt Antworten auf alle möglichen Fragen finden, bei denen wir sonst passen müßten.«
    Francine hatte den Blick einer Visionärin. David versetzte ihr einen Rippenstoß.
    »Du hältst dich wohl für Gott, wie? Du willst eine komplette Welt in Kleinformat erschaffen und mit derselben Neugier observieren, wie Zeus und die Götter des Olymp unsere Erde beobachten.«
    »Vielleicht werden an uns schon längst Waschmittel getestet, zum Wohle einer höheren Dimension«, warf Narcisse ironisch ein.
    Alle lachten schallend, doch allmählich klang dieses Lachen nicht mehr ganz unbefangen.
    »Vielleicht, wer weiß?« murmelte Francine, plötzlich sehr nachdenklich.
     

132. ENZYKLOPÄDIE
     
    Das Spiel ›Eleusis‹: Ziel dieses Spiels ist es, die Spielregel herauszufinden!
    Man braucht mindestens vier Spieler. Einer von ihnen, ›Gott‹
    genannt, erfindet eine Regel und schreibt sie auf ein Blatt Papier. Dann werden zwei Kartenspiele mit jeweils 52 Karten reihum zwischen den Spielern verteilt. Einer legt die erste Karte auf den Tisch und sagt dabei: »Die Welt ist erschaffen.«
    Gott entscheidet: »Diese Karte ist gut« oder »Diese Karte ist nicht gut«. Die schlechten Karten werden aussortiert, die guten aneinandergereiht. Alle Spieler bemühen sich herauszufinden, welche Logik hinter dieser Auswahl steckt. Sobald einer glaubt, die Lösung gefunden zu haben, hebt er die Hand und erklärt sich zum ›Propheten‹. Er ergreift anstelle von Gott das Wort und sagt den anderen, ob die nächste aufgedeckte Karte gut oder schlecht ist. Gott überwacht den Propheten, und wenn dieser sich geirrt hat, scheidet er aus. Gelingt es dem Propheten, bei zehn Karten die richtige Antwort zu geben, verrät er die Regel, die er herausgefunden hat, und die anderen vergleichen sie mit der Regel auf dem Zettel. Stimmen beide überein, hat er gewonnen, andernfalls scheidet er aus. Wenn alle 104 Karten aufgedeckt sind, ohne daß jemand die Lösung gefunden hat, ist Gott der Gewinner.
    Die Regel muß aber einfach sein. Der Reiz dieses Spiels ist, daß man sich eine simple und doch schwierig zu findende Regel ausdenken muß. Das trifft

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