Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
Vom Netzwerk:
direkten Gedankenübertragung, so als hätten ihre Gehirne sich vereinigt. Das hat mich zum Träumen gebracht. Warum sollten nicht auch Menschen zu einer AK fähig sein? Edmond Wells schlägt zu diesem Zweck eine Art Nasenprothese vor.«
    »Willst du, daß Menschen Geruchsdialoge führen?«
    »Ja, und ich möchte versuchen, dieses Gerät zu bauen. Mit solchen Fühlern ausgestattet, würden die Menschen sich bestimmt besser verstehen.«
    Sie bat Julie um die Enzyklopädie und zeigte allen den seltsamen Apparat, den Edmond Wells gezeichnet hatte: zwei fest verbundene Kegel, von denen zwei dünne gebogene Antennen ausgingen.
    »Im technischen Labor gibt es alles, was man zur Herstellung dieses Geräts braucht: Gußformen, synthetisches Harz, elektronische Bauelemente … Ein wahres Glück, daß es in diesem Gymnasium das Schwerpunktfach Technik gibt.«
    Ji-woong war skeptisch, weil er keinen praktischen Nutzen in dem Gerät sah, doch weil die anderen Zoés Idee amüsant fanden, wurde ihr ein Forschungsbudget genehmigt, damit sie ihre ›menschlichen Fühler‹ konstruieren konnte.
    »Auch mein Projekt ist nicht rentabel«, mußte Julie zugeben,
    »und es hängt ebenfalls mit einer bizarren Erfindung zusammen, die in der Enzyklopädie beschrieben wird.«
    Sie schlug die entsprechende Seite auf.
    »Edmond Wells nennt seine Maschine ›Stein von Rosette‹, in Anlehnung an Champollion, der mit Hilfe dieser Stele die ägyptische Hieroglyphenschrift entschlüsseln konnte. Dieses Gerät zerlegt die Duftpheromone der Ameisen und wandelt sie in Worte unserer Menschensprache um. In der Gegenrichtung zerlegt sie unsere Worte und übersetzt sie in die Pheromonsprache der Ameisen. Ich will versuchen, diese Maschine zu konstruieren.« »Soll das ein Witz sein?«
    »Aber nein! Es ist technisch schon lange möglich, Ameisenpheromone zu analysieren. Nur interessiert sich kaum jemand dafür. Ameisenforschung wird hauptsächlich zu dem Zweck betrieben, diese Insekten zu vernichten, damit sie sich nicht in unseren Küchen tummeln. Das ist in etwa so, als würde man den Dialog mit Außerirdischen, falls es sie denn gibt, den Fleischproduzenten überlassen.«
    »Welches Material würdest du benötigen?« fragte Ji-woong.
    »Einen Massenspektrografen, einen Chromatografen, einen Computer und natürlich einen Ameisenhaufen. Die Geräte stehen in der naturwissenschaftlichen Abteilung herum, und einen Ameisenhaufen habe ich im Garten gesehen.«
    Die Gruppe war nicht begeistert.
    »Es ist doch ganz normal, wenn eine ›Revolution der Ameisen‹ sich für Ameisen interessiert«, beharrte Julie angesichts der skeptischen Mienen ihrer Freunde.
    Ji-woong hielt es für vernünftiger, wenn die Sängerin sich auf ihre Rolle als Galionsfigur dieser Revolution beschränkte, anstatt esoterische Forschungen zu betreiben. Schließlich versuchte Julie es mit einem letzten Argument:
    »Vielleicht wird die Beobachtung der Ameisen und eine Kommunikation mit ihnen uns helfen, unsere Revolution vernünftig durchzuführen.«
    Die anderen gaben nach, und Ji-woong bewilligte auch ihr ein Forschungsbudget.
    Nun sollte David sein Projekt vorstellen.
    »Hoffentlich ist es rentabler als die beiden letzten!« knurrte Ji-woong.
    »Mir schwebt ein reger Kommunikationsaustausch vor, ähnlich dem in einem Ameisenhaufen.«
    »Das mußt du uns näher erklären.«
    »Stellt euch eine Art Kreuzung vor, wo alle Informationen zusammenlaufen. Ich habe mein Projekt vorläufig ›Fragenzentrum‹ genannt. Es handelt sich um einen Computer, der alle Fragen beantwortet, die ein Mensch sich überhaupt stellen kann. Die Enzyklopädie von Edmond Wells hat das gleiche Konzept: das Wissen einer Epoche sammeln und an andere weitergeben. Etwas Ähnliches schwebte schon Rabelais, Leonardo da Vinci und den Enzyklopädisten des 18.
    Jahrhunderts vor.«
    »Noch ein Projekt, das uns nichts einbringen wird!« stöhnte Ji-woong.
    »Keineswegs! Wart ab«, protestierte David. »Jede Frage hat ihren Preis, gestaffelt nach der Schwierigkeit, eine Antwort darauf zu finden.«
    »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Heutzutage ist Wissen Reichtum. Wer in der Meteorologie so bewandert ist, daß er das Wetter des nächsten Jahres zuverlässig vorhersagen kann, der weiß auch, wo und wann man Gemüse anpflanzen muß, um höchste Erträge zu bekommen. Wer genau weiß, wo er seine Fabrik bauen kann, um mit möglichst niedrigen Kosten gut produzieren zu können, wird mehr Geld verdienen. Wer das beste Rezept für

Weitere Kostenlose Bücher