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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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meiner Heimat – in Korea – wurden im ersten Jahrhundert nach Christus die Könige von Paekche in riesigen Pyramidengräbern beigesetzt, genau wie die ägyptischen Pharaonen. Diese Gräber wurden regelmäßig geplündert, weil allgemein bekannt war, daß man die Herrscher mit all ihren Reichtümern bestattet hatte.
    Deshalb kamen Architekten auf die Idee, die Pyramiden unter einer dicken Erdschicht zu verbergen. Diese künstlichen Hügel waren von natürlichen nicht zu unterscheiden, und Plünderer hätten von nun an sämtliche Hügel des Landes umgraben müssen, um an die Schätze heranzukommen.«
    »Während die Polizei mit Ihrem Gymnasium beschäftigt war«, fuhr Laetitia Wells fort, ohne auf Ji-woongs historischen Exkurs einzugehen, »haben wir unsere Pyramide also begraben. Nach vier Tagen war nichts mehr davon zu sehen.«
    »Wie konnten Sie das in so kurzer Zeit bewerkstelligen?«
    »Arthur hatte zum Glück schon viel früher spaßeshalber Maulwurfsroboter konstruiert, die sehr schnell und bei Tag und Nacht arbeiten können.«
    »Anschließend habe ich auf dem Gipfel einen hohlen Baum eingraben lassen«, warf Arthur ein, »in dessen Stamm eine Glassäule verborgen ist, damit wir hier unten das Tageslicht genießen können, und Lucie und Laetitia haben unseren Hügel mit Sträuchern bepflanzt, die sie in der Umgebung ausgegraben hatten.«
    »Es war gar nicht so einfach, dabei den Wildwuchs der Natur nachzuahmen«, berichtete Laetitia, »weil wir dazu neigen, alles in ordentlichen Reihen zu pflanzen. Aber es ist uns, glaube ich, ganz gut gelungen, und nun hoffen wir, daß dieser
    ›Ameisenhaufen‹ uns beschützen wird.«
    »Bei den Navajo heißt es, die Erde beschütze uns vor allen Gefahren«, warf Léopold ein. »Wenn jemand erkrankt, gräbt man ihn bis zum Hals in die Erde ein. Die Erde ist unsere Mutter und will uns deshalb beschützen und heilen.«
    Arthur schien etwas besorgt, daß der Kommissar ihre List durchschauen könnte, besann sich dann aber wieder auf seine Rolle als ›Fremdenführer‹ und gab weitere Erklärungen ab.
    Hunderte künstlicher Blätter in den Baumwipfeln – in Wirklichkeit lichtelektrische Zellen – lieferten genügend Elektrizität für alle technischen Geräte.
    »Und nachts haben Sie keinen Strom?«
    »Doch, denn wir besitzen große Kondensatoren, die den Strom speichern.«
    »Und haben Sie auch Wasser?« wollte David wissen.
    »Ja. In der Nähe gibt es einen unterirdischen Fluß, und es war nicht schwer, ihn zu kanalisieren.«
    »Wir haben auch ein Rohrleitungsnetz, das eine gute Belüftung gewährleistet«, sagte Jonathan Wells.
    »Und wir züchten Pilze, betreiben also sozusagen Landwirtschaft.«
    Arthur Ramirez zeigte ihnen sein Labor. In einem zwei Meter langen Terrarium mit Erdhügeln wimmelte es von Ameisen.
    »Wir nennen sie unsere ›Heinzelmännchen‹«, berichtete Laetitia. »Schließlich sind Ameisen die Heinzelmännchen der Wälder.«
    Julie hatte wieder den Eindruck, in ein Märchen geraten zu sein. Sie selbst war Schneewittchen, ihre Freunde waren Zwerge, die Ameisen waren Heinzelmännchen, und der alte Herr mit dem weißen Bart, der so fantastische Erfindungen gemacht hatte, war der Zauberer Merlin.
    Arthur zeigte ihnen Ameisen, die mit winzigen Räderwerken und elektronischen Bestandteilen hantierten.
    »Schauen Sie nur, wie pfiffig sie sind«, sagte Arthur stolz.
    »Natürlich mußten wir sie in unsere Technologien einführen, bevor wir sie einsetzen konnten, aber wenn man in der dritten Welt eine Fabrik errichtet, muß man die einheimischen Arbeiter ja auch erst schulen.«
    »Sie haben als Feinmechaniker nicht ihresgleichen«, betonte Laetitia. »Nicht einmal der geschickteste Uhrmacher könnte diese mikroskopisch kleinen Bausteine präziser montieren.«
    Mit Hilfe einer starken Lupe beobachtete Julie die Insekten, die einen fliegenden Ameisenroboter genauso geschickt zusammensetzten wie Flugzeugingenieure einen Jagdbomber.
    Sie bewegten nervös ihre Fühler, während sie einen Flügel anklebten. Zwei andere Ameisen schraubten die Glühbirnen ein, die als Augen dienten, und hinten wurde die Giftdrüse mit einer durchsichtigen Flüssigkeit gefüllt.
    »Fantastisch!« rief David.
    »Im Grunde ist es simple Mikroelektronik«, sagte Arthur bescheiden. »Wären unsere zehn Finger nicht so plump, könnten wir das auch.«
    »Das alles muß doch sehr teuer gewesen sein«, bemerkte Francine. »Woher hatten Sie das Geld für den Bau der Pyramide und für all diese

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