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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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gleichberechtigten Partnern Kontakt aufzunehmen.
    Julie glaubte zunächst, sich verhört zu haben, aber der Präfekt hatte wirklich ›Edmond Wells‹ gesagt. Sie beugte sich vor, um ihn besser hören zu können. Auch andere Gäste waren an dieser Geschichte vom verrückten Ameisenforscher sehr interessiert. Erfreut fuhr der Präfekt fort:
    »Dieser Professor Wells war von seiner Idee so besessen, daß er sogar Kontakt mit dem Staatspräsidenten aufnahm, um diesem vorzuschlagen … Sie werden nie erraten, was!« Nach einer wirkungsvollen Pause verriet er es: »Er schlug ihm vor, eine Ameisenbotschaft zu eröffnen, mit einer Ameise als Botschafter!«
    Tiefes Schweigen. Jeder versuchte zu verstehen, wie ein Mensch auf eine so absurde Idee kommen konnte.
    »Aber wie ist er nur auf so etwas verfallen?« fragte die Frau des japanischen Botschafters.
    Dupeyron erklärte bereitwillig: »Dieser Professor Wells behauptete, eine Maschine gebaut zu haben, die Ameisenworte in Menschenworte übersetzen könne und umgekehrt. Er glaubte, auf diese Weise wäre ein Dialog zwischen Menschen und Ameisen möglich.«
    »Und kann man mit den Ameisen tatsächlich reden?« wollte eine andere Dame wissen.
    Der Präfekt hob die Schultern. »Wo denken Sie hin? Meiner Meinung nach hatte dieser hervorragende Gelehrte unserem ausgezeichneten lokalen Schnaps viel zu eifrig zugesprochen.«
    Er gab den Kellnern ein Zeichen, die Gläser wieder zu füllen.
    Bei Tisch saß auch der Direktor eines Ingenieurbüros, der sehr auf Aufträge und Zuschüsse von der Stadt erpicht war.
    Erfreut über die Gelegenheit, sich bei den Stadtvätern profilieren zu können, warf er eifrig ein: »Ich habe gehört, daß es gelungen ist, synthetische Pheromone herzustellen, die in der Ameisensprache ›Alarm‹ und ›Folgt mir‹ bedeuten, Signale von größter Bedeutung. Dazu braucht man nur das Molekül synthetisch wiederaufzubauen. Das kann man schon seit 1991.
    Durchaus vorstellbar, daß ein Team diese Technik weiterentwickelt hat, so daß der Wortschatz größer wurde, bis hin zu ganzen Sätzen.«
    Diese ernsthafte Bemerkung machte einen peinlichen Eindruck.
    »Sind Sie ganz sicher?« knurrte der Präfekt.
    »Ich habe es in einer sehr seriösen wissenschaftlichen Zeitschrift gelesen.«
    Auch Julie hatte es gelesen, aber sie konnte die Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens nicht als Quelle anführen.
    Der Ingenieur fuhr fort: »Für die Reproduktion der Moleküle olfaktorischer Ameisensprache benötigt man nur zwei Geräte: einen Massenspektrografen und einen Chromatografen. Es ist eine ganz simple Analyse und Synthese von Molekülen. Man könnte sagen, daß ein Duft fotokopiert wird. Die Pheromone der Ameisensprache sind nichts anderes als Parfüms. Mit Hilfe eines Computers kann man sodann jedes Duftmolekül mit einem gesprochenen Wort assoziieren und umgekehrt.«
    »Daß die Tanzsprache der Bienen entschlüsselt wurde, ist mir schon zu Ohren gekommen«, meinte ein anderer Gast,
    »aber über die Duftsprache der Ameisen habe ich noch nie etwas gehört.«
    »Über Bienen wird mehr publiziert, weil sie Honig produzieren und somit ökonomisch interessant sind, während Ameisen nichts erzeugen, was den Menschen nutzt. Vielleicht schenkt man den Studien zur Erforschung ihrer Sprache deshalb so wenig Beachtung«, erwiderte der Ingenieur.
    »Und vielleicht auch deshalb, weil Ameisenforschung nur von den Herstellern von Insektiziden finanziert wird!« rief Julie mutig.
    Verlegenes Schweigen breitete sich aus, und das mißfiel dem Präfekten. Seine Gäste waren schließlich nicht ins Schloß gekommen, um sich Vorträge über Entomologie anzuhören, sondern um zu lachen, zu tanzen und erlesen zu speisen. Er beeilte sich deshalb, auf die komischen Aspekte von Wells’
    Vorschlag hinzuweisen.
    »Stellen Sie sich doch einmal folgende Szene vor: In Paris wird tatsächlich eine Botschaft der Ameisen eingerichtet. Ich sehe es bildhaft vor mir! Eine kleine Ameise kommt im Frack zu einem Empfang. ›Wen darf ich melden?‹ fragt der Türhüter.
    ›Den Botschafter der Ameisenwelt‹, antwortet das Insekt und überreicht ihm seine winzige Visitenkarte. ›Oh, verzeihen Sie bitte‹, sagt die Botschafterin von Guatemala, ›ich glaube, ich bin vorhin aus Versehen auf Sie getreten.‹ ›Sie irren sich‹, erwidert die Ameise, ›ich bin der neue Botschafter. Meine drei Vorgänger wurden seit Beginn des Empfangs zertreten.‹«
    Die improvisierte Anekdote brachte alle zum

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