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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Lachen, und der Präfekt war zufrieden, weil er die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf sich gelenkt hatte.
    Als das Gelächter verebbte, fragte die Frau des japanischen Botschafters: »Selbst wenn man wirklich mit ihnen sprechen könnte … Wer hätte schon Interesse daran, eine Ameisenbotschaft zu eröffnen?«
    Der Präfekt senkte die Stimme, so als wollte er ein Geheimnis preisgeben: »Sie werden es nicht glauben, aber dieser komische Kauz, dieser Professor Edmond Wells, hat behauptet, die Ameisen stellten eine politische und wirtschaftliche Macht dar, natürlich in kleinerem Maßstab als wir Menschen, aber dennoch sehr beachtlich.« Er legte eine kurze Pause ein, damit seine Gäste diese aberwitzige Information verarbeiten konnten.
    »Letztes Jahr«, fuhr er dann fort, »hat eine Gruppe verrückter Anhänger dieses Gelehrten den Forschungsminister und sogar den Staatspräsidenten angeschrieben und sie aufgefordert, diese Botschaft der Ameisen endlich zu eröffnen. Warten Sie, der Präsident hat uns eine Kopie dieses Schreibens geschickt.
    Suchen Sie sie doch bitte heraus, Antoine.«
    Sein Sekretär stöberte in einem Aktenkoffer und überreichte ihm den Brief.
    »Hören Sie zu, ich werde Ihnen dieses Schreiben vorlesen!«
    rief der Präfekt:
    Wir Menschen leben seit fünftausend Jahren mit stets denselben Ideen. Die Demokratie wurde schon in der Antike von den Griechen erfunden, und auch unsere Mathematik, Philosophie und Logik ist mindestens 3000 Jahre alt. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Es gibt nichts Neues, weil das menschliche Gehirn immer auf ein und dieselbe Weise funktioniert. Außerdem kann es nicht seine volle Kapazität entfalten, weil die Machthaber aus Angst, ihre Positionen zu verlieren, neuartige Konzepte und Ideen unterdrücken.
    Deshalb entstehen immer wieder dieselben Konflikte aus denselben Gründen. Und deshalb gibt es immer wieder dieselbe Verständnislosigkeit zwischen den Generationen.
    Die Ameisen ermöglichen es uns, unsere Welt mit neuen Augen zu sehen. Sie verfügen über Landwirtschaft, über eine Technologie und über soziale Strukturen, die unseren eigenen Horizont erweitern könnten. Sie haben für Probleme, die wir nicht bewältigen können, originelle Lösungen gefunden.
    Beispielsweise leben sie in Städten mit vielen Millionen Einwohnern, ohne daß es kriminelle Vororte, Verkehrsstaus und Arbeitslosigkeit gibt. Eine Ameisenbotschaft wäre das ideale Mittel eines Brückenschlags zwischen den beiden fortgeschrittensten irdischen Zivilisationen, die sich viel zu lange gegenseitig ignoriert haben.
    Wir haben uns lange genug verachtet. Wir haben uns lange genug bekämpft. Es ist höchste Zeit, daß Menschen und Ameisen gleichberechtigt kooperieren.
    Alle schwiegen verunsichert, bis der Präfekt ironisch lächelte. Nun trauten sich auch die Gäste zu grinsen oder zu kichern. Erst als das Hauptgericht – Lammbraten – serviert wurde, beruhigten sich die Gemüter.
    »Dieser Edmond Wells muß wirklich ein bißchen wirr im Kopf gewesen sein«, kommentierte die Frau des japanischen Botschafters abschließend.
    »Ja, ein Verrückter!«
    Julie bat um das Schreiben und studierte es so lange, als wollte sie es auswendig lernen.
    Man war schon beim Dessert, als der Präfekt den Kommissar Maximilien Linart am Ärmel zupfte und ihm leise mitteilte, daß die vielen japanischen Industriellen nicht nur wegen der Völkerfreundschaft angereist seien. Vielmehr handle es sich um Finanziers, die im Wald von Fontainebleau einen Hotelkomplex errichten wollten. Ihrer Ansicht nach wäre ein solches Hotel inmitten jahrhundertealter Bäume und unberührter Natur unweit eines historischen Schlosses eine Attraktion für Touristen aus aller Welt.
    »Aber der Wald von Fontainebleau ist doch ein Naturschutzgebiet«, wunderte sich der Kommissar.
    Dupeyron zuckte die Schultern. »Natürlich sind wir hier nicht auf Korsika oder an der Côte d’Azur, wo Immobilien-unternehmer Brände legen lassen, um in Naturschutzgebieten bauen zu können. Aber auch wir müssen den Wirtschafts-interessen Rechnung tragen.« Weil Maximilien Linart ihn sprachlos anstarrte, bemühte er sich, überzeugend zu argumentieren. »Sie wissen doch genauso gut wie ich, daß diese Region eine hohe Arbeitslosenquote hat.
    Das führt zu Verunsicherung und zu Finanzkrisen. Ein Hotel nach dem anderen macht Pleite. Unsere Region stirbt. Wenn wir nicht rasch Abhilfe schaffen, werden die jungen Leute abwandern, und dann werden die lokalen

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