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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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so schnell wie möglich sämtliche Pheromone ihrer Fühler abschnuppern?« bringt Nr. 14 vor.
    »Es sind viel zu viele«, seufzt Nr. 5.
    Nr. 103 hustet jämmerlich.
    Nr. 7 erinnert daran, daß Nr. 103 noch zwölf Jahre leben könnte, wenn sie eine Königin wäre.
    Wenn Nr. 103 eine Königin wäre …
    Nr. 5 erwägt diese Idee. Es ist nicht ganz unmöglich, aus Nr.
    103 eine Königin zu machen. Alle Ameisen wissen, daß es eine Hormonsubstanz gibt, das sogenannte ›Gelee royale‹, das ein geschlechtsloses Insekt in ein geschlechtsfähiges zu verwandeln vermag.
    Die AK wird noch intensiver. Unmöglich das von Bienen produzierte Gelée royale zu verwenden. Die genetischen Eigenschaften der beiden Arten sind viel zu verschieden.
    Allerdings haben Bienen und Ameisen gemeinsame Vorfahren: die Wespen. Auch sie verstehen sich auf die Produktion des Gelees, um auf künstliche Weise Königinnen erschaffen zu können, falls ihre Königin durch irgendeinen unglücklichen Zufall ums Leben kommt.
    Endlich eine Möglichkeit, um den Alterungsprozeß aufzuhalten. Die Fühler der zwölf Ameisen bewegen sich hektisch. Wie soll man das Gelee der Wespen finden?
    Nr. 12 behauptet, ein Wespennest zu kennen und einmal zufällig die Verwandlung einer geschlechtslosen Wespe in ein Weibchen beobachtet zu haben. Die Wespenkönigin war an einer unbekannten Krankheit gestorben, und die Arbeiterinnen hatten eine der ihren zur Nachfolgerin erkoren. Sie hatten sie ein dunkles, sirupartiges Zeug schlucken lassen, und gleich darauf hatte sie die typischen Gerüche eines Weibchens verströmt. Eine andere Arbeiterin war dazu bestimmt worden, der künftigen Königin als Männchen zu dienen. Man hatte ihr eine ähnliche Substanz eingegeben, und sie hatte tatsächlich männliche Gerüche verströmt.
    Der Paarung der aus Not künstlich erschaffenen geschlechtsfähigen Wespen hat Nr. 12 nicht beigewohnt, doch als sie einige Tage später an jener Stelle vorbeigekommen ist, konnte sie feststellen, daß die Bevölkerung des Wespennests mittlerweile zugenommen hatte.
    Nr. 5 fragt, ob sie den Wohnort jener Wespen wiederfinden würde.
    In der Nähe der großen nördlichen Eiche.
    Nr. 103 verspürt plötzlich eine heftige Erregung.
    Geschlechtsfähig werden … Sollte das tatsächlich möglich sein? Sogar in ihren kühnsten Träumen hätte sie nicht auf ein solches Wunder zu hoffen gewagt. Sofort schöpft sie neue Kraft und neuen Mut.
    Wenn es denn wirklich möglich ist, will sie geschlechtsfähig werden! Schließlich ist es ungerecht, daß einige wenige alles und die anderen gar nichts haben, nur aufgrund des Zufalls ihrer Geburt. Die alte rote Ameise stellt ihre Fühler auf und dreht sie in Richtung der großen Eiche.
    Ein Problem gibt es allerdings noch: Die große Eiche ist sehr weit entfernt, und um dorthin zu gelangen, muß man die dürre nördliche Zone durchqueren, eine schreckliche weiße Wüste.
     

37. ERSTER BLICK AUF DIE MYSTERIÖSE  PYRAMIDE
    Überall feuchte Bäume und Grünzeug.
    Kommissar Maximilien Linart machte sich vorsichtig in Richtung der geheimnisvollen Pyramide im Wald auf den Weg.
    Er hatte eine Schlange gesehen, die seltsamerweise Stacheln wie ein Igel aufwies, aber er wußte, daß im Wald alle möglichen bizarren Geschöpfe lebten. Der Polizeibeamte liebte den Wald nicht. Dies war für ihn feindliches Gebiet, in dem es von kriechendem und fliegendem Getier nur so wimmelte.
    Außerdem beherbergte der Wald alle möglichen Übeltäter.
    Früher hatten hier Räuber den Reisenden aufgelauert, und Hexen waren hier ihren dunklen Künsten nachgegangen. Die meisten revolutionären Bewegungen bildeten ihre Guérilleros im Wald aus. Schon Robin Hood hatte sich im Wald versteckt, um dem Sheriff von Nottingham das Leben schwerzumachen!
    In seiner Jugend hatte Maximilien davon geträumt, den Wald verschwinden zu sehen. All diese Schlangen, Spinnen und Fliegen hatten den Menschen schon viel zu lange geplagt. Er träumte von einer Betonwelt ohne jede Spur von Dschungel.
    Weit und breit nichts als Betonplatten. Das wäre viel hygienischer, und außerdem könnte man große Entfernungen auf Rollschuhen zurücklegen.
    Um nicht aufzufallen, hatte Maximilien sich wie ein Spaziergänger angezogen. »Die beste Tarnung ist nicht jene, die eine Landschaft kopiert, sondern jene, die sich ganz natürlich in die Landschaft integriert«, predigte er seinen Schülern an der Polizeischule immer wieder. »In der Wüste fällt ein Mann in sandfarbener Kleidung eher

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