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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Mädchen betrachtete den Rauch, der in dichten Schwaden aus dem brennenden Müllcontainer aufstieg, doch schon tauchte der Hausmeister mit einem Feuerlöscher auf und erstickte die Flammen mit weißem Schaum.
    Es war wirklich nicht leicht, die Welt zu verändern!
    Julie lief ziellos durch die Stadt. Wegen des Streiks der Müllabfuhr quollen die Tonnen über: schimmelige Lebensmittel, schmutzige Papiertaschentücher und sonstige Relikte der Überflußgesellschaft … Sie hielt sich die Nase zu.
    Als sie durch eine reine Wohngegend mit Einfamilienhäusern kam, die um diese Zeit wie ausgestorben war, hatte sie das Gefühl, verfolgt zu werden. Sie drehte sich um, sah nichts und setzte ihren Weg fort. Doch als das unheimliche Gefühl immer stärker wurde, warf sie einen Blick in den Rückspiegel eines am Straßenrand geparkten Autos und stellte bestürzt fest, daß sie sich nicht getäuscht hatte. Drei Burschen folgten ihr in einigem Abstand. Sie kannte sie: Es waren Klassenkameraden, Musterschüler von der ersten Bank, darunter Gonzague Dupeyron, der wie immer ein Seidenhemd und einen Seidenschal trug.
    Instinktiv spürte sie die Gefahr und beschleunigte ihre Schritte, doch die Jungen kamen immer näher, und rennen konnte sie nicht, weil ihre Ferse immer noch schmerzte. Sie kannte sich in diesem Viertel schlecht aus, denn es war nicht ihr üblicher Schulweg, und bog erst nach links und dann nach rechts ab. Die Schritte der Burschen hallten hinter ihr auf dem Pflaster. Rasch bog sie wieder um eine Ecke. Verdammt, eine Sackgasse! Sie versteckte sich in einem Torweg und preßte ihren Rucksack mit der Enzyklopädie so fest an ihre Brust, als könnte das Buch ihr als Rüstung dienen.
    »Sie muß hier sein«, sagte eine Stimme. »In dieser Sackgasse kann sie uns nicht entwischen.«
    Sie spähten in jeden Torweg und kamen immer näher. Dem Mädchen lief kalter Schweiß über den Rücken. Es rannte zur Haustür und drückte verzweifelt auf die Klingel. »Sesam, öffne dich!« murmelte Julie.
    Hinter der Tür waren Geräusche zu hören, aber sie wurde nicht geöffnet.
    »Wo bist du, kleine Pinson, Kleine, Kleine, Kleine?« höhnte die Bande.
    Julie kauerte vor der Tür nieder, die Knie bis zum Kinn hochgezogen. Drei grinsende Gesichter tauchten plötzlich auf.
    Weil sie nicht fliehen konnte, stand Julie auf und stellte sich ihren Verfolgern.
    »Was wollt ihr von mir?« fragte sie mit halbwegs fester Stimme.
    Sie kamen noch näher.
    »Laßt mich in Ruhe!«
    Betont langsam rückten die Burschen vor, entzückt über die Furcht in den hellgrauen Augen des Mädchens, das ihnen nicht entfliehen konnte.
    »Hilfe!«
    In der Sackgasse wurden die wenigen offenen Fenster hastig geschlossen.
    »Hilfe! Polizei!«
    Julie wußte genau, daß es sehr lange dauerte, bis die Polizei an irgendeinem Tatort eintraf. Einen wirksamen Schutz für bedrohte Bürger gab es nicht.
    Die drei Burschen ließen sich sehr viel Zeit. Fest entschlossen, ihnen doch noch zu entkommen, griff Julie unerwartet mit gesenktem Kopf an. Sie umrundete erfolgreich zwei Feinde, umschlang Gonzagues Kopf so, als wollte sie ihn küssen, und rammte ihre Stirn gegen seine Nase, was sich anhörte, als würde ein trockenes Stück Holz zerbrechen.
    Verblüfft griff er an die schmerzende Nase, doch da trat sie ihm schon mit dem Knie in den Unterleib. Gonzague schrie auf, krümmte sich und war vorübergehend außer Gefecht gesetzt, was Julie jedoch nichts nutzte, denn seine beiden Kameraden packten sie bei den Armen. Ihr Rucksack fiel zu Boden, und die Enzyklopädie rutschte heraus. Sie wollte das Buch mit dem Fuß zurückschieben, aber einer der Jungen begriff, daß es für sie wichtig war, und bückte sich danach.
    »Rühr das nicht an!« kreischte Julie, während der dritte Schüler ihre Arme nach hinten zog und mit eisernem Griff festhielt, ohne sich um ihr Strampeln zu kümmern.
    Gonzagues Gesicht war zwar immer noch schmerzverzerrt, aber er rang sich ein Lächeln ab, das besagen sollte: ›Pah, du hast mir überhaupt nicht weh getan!‹ Sofort bemächtigte er sich des Buches.
    »En-zy-klo-pä-die des re-la-ti-ven und ab-so-lu-ten Wissens, Band III«, las er Silbe für Silbe. »Was ist das denn? Hört sich wie ein Handbuch der Zauberkunst an.«
    Während der stärkste Bursche Julie weiter festhielt, blätterten die beiden anderen in dem Werk. Zufällig fielen ihnen nur Kochrezepte auf.
    »Puh! Typischer Weiberkram!« rief Gonzague verächtlich und warf die Enzyklopädie achtlos in

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