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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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seine Frau ihn zum Essen rief.
    Es gab Schweinskopf mit pikanter Kräutersauce und Endiviensalat. Bei Tisch wurde über den ungünstigen Wetterbericht und über die Weltnachrichten gesprochen, die wie immer deprimierend waren, doch es gab auch einige erfreuliche Themen: Marguerites gute Schulnoten und Scynthias Kochkünste.
    Während seine Frau das schmutzige Geschirr in die Spülmaschine einräumte, bat Maximilien seine Tochter, ihm noch einmal zu erklären, wie man jenes seltsame Computerspiel namens ›Evolution‹ spielte, das sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, aber Marguerite erwiderte, sie müsse noch Hausaufgaben machen, könne ihm aber ein anderes Programm in den Computer eingeben: Person.
    Dieses Programm, so erklärte sie, vermittle die Illusion, als hätte man einen echten Gesprächspartner, denn mit Hilfe eines Synthesizers und der Lautsprecher auf beiden Seiten des Bildschirms könne der Computer ganze Sätze aneinanderreihen und eine Unterhaltung führen.
    Marguerite zog sich in ihr Zimmer zurück, und der Kommissar setzte sich vor den summenden Computer. Ein großes Auge erschien auf dem Bildschirm.
    »Mein Name ist Person , aber Sie können mich nennen, wie Sie wollen«, verkündete der Computer durch die kleinen Lautsprecher. »Möchten Sie meinen Namen ändern?«
    Amüsiert beugte sich der Kommissar über das eingebaute Mikrofon. »Ich werde dir einen schottischen Namen geben: MacYavel.«
    »Von nun an bin ich MacYavel«, sagte der Computer. »Was kann ich für Sie tun?«
    Das Zyklopenauge zwinkerte.
    »Du sollst mir das Spiel Evolution beibringen. Kennst du es?«
    »Nein, aber ich brauche nur die Bedienungsanleitung zu lesen«, erwiderte das Auge.
    Nachdem es die Regeln studiert hatte, wurde es immer kleiner und zog sich in eine Ecke des Bildschirms zurück, damit das Spiel beginnen konnte.
    »Als erstes müssen Sie einen Stamm gründen.«
    MacYavel leistete Maximilien wertvolle Hilfestellung und erklärte ihm, daß er seinen Stamm am besten in der Nähe eines Flusses ansiedeln solle, damit die Menschen Süßwasser hätten. Andererseits dürfe das Dorf nicht zu nahe an der Küste liegen, weil es dann von Piraten angegriffen werden könnte. Und es müsse für Handelskarawanen leicht erreichbar sein, weshalb ein hoher Berg ungünstig wäre.
    Maximilien befolgte seine Ratschläge, und bald erschien auf dem Bildschirm ein kleines Dorf, aus dessen Strohdächern Rauch aufstieg. Kleine, gut gezeichnete Personen gingen durch die Türen aus und ein, mit ihren Alltagspflichten beschäftigt.
    Alles sah sehr realistisch aus.
    MacYavel zeigte ihm, wie er seinem Stamm beibringen konnte, Lehmwände, Ziegel und im Feuer gehärtete Spieße zu verwenden. Natürlich wurde alles auf dem Bildschirm nur simuliert, aber mit jeder Erfindung, die Maximilien in den Sinn kam, wurde sein Dorf fortschrittlicher: In den Scheunen stapelte sich Heu, Pioniere zogen aus und gründeten neue Dörfer, und die Bevölkerung wuchs stetig – ein Zeichen von Erfolg.
    Nach jeder politischen, militärischen, landwirtschaftlichen oder industriellen Entscheidung brauchte man nur auf den Knopf Zeitraum zu drücken, und schon waren zehn Jahre vergangen. Auf diese Weise konnte man sofort die mittel-und langfristigen Auswirkungen irgendwelcher Neuerungen erkennen. Oben links auf dem Bildschirm stand auf einer Tafel die jeweilige Einwohnerzahl ebenso zu lesen wie der Lebensstandard, die Nahrungsmittelreserven, die wissenschaftlichen Errungenschaften und der Stand der derzeitigen Forschungen.
    Es gelang Maximilien, eine Zivilisation ins Leben zu rufen, und sein Stamm lernte sogar, Pyramiden zu bauen. Dieses Spiel ließ ihn schlagartig erkennen, wie wichtig Monumente waren, deren Errichtung er bisher für Vergeudung von Geld und Energie gehalten hatte. Monumente festigten die kulturelle Identität eines Volkes. Außerdem locken sie die kulturelle Elite der Nachbarvölker an und sichern den Zusammenhalt der Gemeinschaft, die in dem Monument ein Symbol sieht.
    Doch o weh! Maximilien hatte keine Töpferwaren produzieren lassen und das Getreide nicht in hermetisch verschlossenen Behältern aufbewahrt. Deshalb wurden die Nahrungsmittelreserven seines Volkes von Kornwürmern gefressen. Mit leerem Magen vermochte seine Armee den Angriffen von Aggressoren aus dem Süden nicht standzuhalten. Alles brach zusammen.
    Dieses Spiel machte ihm allmählich Spaß. In keiner Schule wurde den Kindern beigebracht, daß es lebenswichtig ist, Töpferwaren

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