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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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Landwirtschaft zu interessieren begann. Seitdem vernachlässigte er seine bisherigen Nahrungsquellen – die Sammlerkultur und die Jagd – und war um künftige Ernten besorgt. Logischerweise hatten die Menschen unterschiedliche Zukunftsvisionen, und um diese in Worte zu fassen, brauchten sie eine Sprache. Die Sprache wurde zusammen mit dem Zukunftsbewußtsein geboren.
    Die alten Sprachen verfügen über einen nur kleinen Wortschatz und eine einfache Grammatik, um über die Zukunft sprechen zu können, während diese Grammatik in den modernen Sprachen immer komplizierter wurde. Um die Verheißungen der Zukunft realisieren zu können, mußte man logischerweise die Technologie weiterentwickeln. Das dürfte der Ausgangspunkt für die Erfindung allen Räderwerks gewesen sein.
    Gott ist der Name, den die Menschen all dem gegeben haben, was sich ihrer Kontrolle entzog. Doch als die Technologie eine immer bessere Kontrolle über die Zukunft ermöglichte, trat Gott allmählich immer mehr in den Hintergrund und wurde von Meteorologen, Futurologen und all jenen ersetzt, die mit Hilfe von Maschinen genau zu wissen glauben, wie die Welt morgen beschaffen sein wird; und warum gerade so und nicht anders.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

46. DIE BEDEUTUNG DER AUGEN
     
    Maximilien Linart blieb lange vor der Pyramide stehen. Er zeichnete sie nochmals und verglich seine Zeichnung sodann sorgfältig mit dem Bauwerk, um sich zu vergewissern, daß sie in allen Einzelheiten damit übereinstimmte. In der Polizeischule lehrte er, wenn man jemanden oder etwas lange genug betrachte, erhalte man Tausende wertvoller Informationen, und in den meisten Fällen könne man allein auf diese Weise viele Rätsel lösen.
    Er nannte dieses Phänomen das »Jericho-Syndrom«, obwohl er keine Posaunen erschallen ließ, um Mauern zum Einsturz zu bringen, sondern sich mit seiner scharfen Beobachtungsgabe und dem Zeichenstift begnügte.
    Mit einer ähnlichen Taktik hatte er einst seine Frau Scynthia erobert, eine arrogante Schönheit, die normalerweise jedem Verehrer eine Abfuhr erteilte.
    Sie war Maximilien bei einer Modenschau aufgefallen, weil sie von allen Mannequins am rätselhaftesten wirkte und deshalb allen Männern besonders begehrenswert erschien. Er hatte sie lange fixiert, und dieser durchdringende Blick hatte die junge Frau geärgert und verwirrt. Doch seine scharfe Beobachtungsgabe hatte es ihm ermöglicht, sich auf ihre Wellenlänge einzustimmen. Sie trug einen Anhänger mit ihrem Sternzeichen: Fische. Sie trug Ohrringe, die zur Entzündung der Ohrläppchen führten. Sie benutzte ein sehr schweres Parfüm.
    Bei Tisch hatte er sich neben sie gesetzt und über Astrologie geredet, über die Macht der Symbole und über die Unterschiede zwischen den Sternzeichen des Wassers, der Erde und des Feuers. Nach anfänglichem Mißtrauen hatte Scynthia sich entspannt und freimütig ihre eigene Meinung zum besten gegeben. Später waren sie auf Ohrringe zu sprechen gekommen, und er hatte ihr von einer neuen antiallergischen Substanz berichtet, die es ermöglichte, Schmuck, gleich welcher Legierung, beschwerdefrei zu tragen. Noch später hatte er die Rede auf ihr Parfüm, ihr Make-up, ihre Diät und ihre Karriere gebracht. »In der Anfangsphase muß man sich ganz auf den anderen einstellen, damit er aus sich herausgeht.«
    Im Anschluß an die Themen, mit denen Scynthia sich bestens auskannte, hatte er jene aufs Tapet gebracht, von denen sie keine Ahnung hatte: ausgefallene Filme, exotische Gastronomie, Bücher mit kleiner Auflage. Auch bei dieser zweiten Etappe seines Liebeswerbens hatte er eine simple Strategie angewandt, die darauf beruhte, daß schöne Frauen größten Wert darauf legen, auch intelligent zu wirken, während intelligente Frauen immer wieder hören wollen, wie schön sie sind.
    Noch später hatte er ihr aus der Hand gelesen. Ihre Handlinien waren für ihn ein Buch mit sieben Siegeln, aber er erzählte ihr all das, was jeder Mensch gern hören möchte: daß sie für ein besonderes Schicksal ausersehen sei, daß sie eine große Liebe erleben, glücklich sein und zwei Söhne haben werde.
    Ganz zuletzt hatte Maximilien dann so getan, als interessierte er sich für Scynthias beste Freundin, worauf sie erwartungsgemäß eifersüchtig wurde. Drei Monate später waren sie verheiratet. Maximilien betrachtete die Pyramide. Sie würde nicht so leicht wie Scynthia zu erobern sein, vermutete er. Er trat dicht an

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