Die Revolution der Ameisen
Klappe offen, damit die Gläubigen ihnen Lebensmittel bringen konnten.
Der Kommissar malte sich schaudernd das Leben der Einge-mauerten innerhalb von zwei Kubikmetern Raum aus, inmitten ihrer eigenen Exkremente, ohne frische Luft und ohne Heizung.
bzzz … bzzz …
Maximilien zuckte zusammen. Es war also kein Zufall gewesen, daß ihn letztes Mal ein Insekt gestochen hatte.
Zwischen den Insekten und der Pyramide gab es irgendeinen Zusammenhang; nein, er würde sich nicht wieder von einem winzigen Schutzengel des Baus besiegen lassen.
Das Summen rührte von einem großen fliegenden Insekt her, wahrscheinlich von einer Biene oder Wespe.
»Hau ab!« rief er, fuchtelte mit der Hand herum und drehte und verrenkte sich, um es nicht aus den Augen zu verlieren.
Das Insekt schien nämlich zu begreifen, daß ein Angriff aus dem Hinterhalt am wirkungsvollsten war.
Es beschrieb Achter in der Luft, und plötzlich setzte es zum Sturzflug an und versuchte, Maximilien in den Kopf zu stechen, doch dessen dichtes blondes Haar stellte einen undurchdringlichen Dschungel dar.
Maximilien schlug sich auf den Kopf. Das Insekt flog hoch, setzte seine Kamikaze-Attacken jedoch fort.
Er forderte es heraus: »Was willst du von mir? Ihr Insekten seid wohl die letzten Feinde der Menschen, stimmt’s? Es gelingt uns einfach nicht, euch zu eliminieren. Seit drei Millionen Jahren ärgert ihr uns nun schon, und ihr werdet wohl auch noch unsere Kinder schikanieren. Wie lange soll das so weitergehen?«
Das Insekt war von der Schimpftirade völlig unbeeindruckt.
Es schwirrte ständig um ihn herum und schien nach einer Schwachstelle seines Gegners zu suchen.
Maximilien zog einen Schuh aus, hielt ihn wie einen Tennisschläger in der Hand, und war fest entschlossen, beim nächsten Angriff zuzuschlagen.
»Wer bist du, dicke Wespe? Die Hüterin der Pyramide? Kann der Eremit vielleicht Wespen zähmen?«
Als wollte es ihm eine bejahende Antwort geben, wagte das Insekt einen neuen Vorstoß. Diesmal visierte es die entblößte Wade des Kommissars an, doch bevor es mit seinem Stachel zustoßen konnte, erhielt es einen wuchtigen Schlag von der riesigen Schuhsohle.
Maximilien hatte sich gebückt wie ein Tennisspieler bei einem Lob, und eine rasche Drehung des Handgelenks hatte den Gegner aufgehalten.
Zerschmettert prallte das Insekt von der Sohle ab.
»Eins zu null! Spiel, Satz und Sieg!« rief der Kommissar zufrieden.
Bevor er sich entfernte, legte er seine Hände noch einmal trichterförmig vor den Mund und brüllte dicht an der Betonwand: »Bilden Sie sich ja nicht ein, daß ich so leicht aufgeben werde! Ich komme immer wieder, bis ich weiß, wer sich in dieser Pyramide versteckt. Wir werden sehen, wie lange Sie durchhalten, Sie fernsehsüchtiger Eremit!«
62. ENZYKLOPÄDIE
Meditation: Nach einem anstrengenden Arbeitstag tut es gut, allein zur Ruhe zu kommen.
Eine einfache Methode praktischer Meditation: Man legt sich mit leicht gespreizten Beinen auf den Rücken, die Arme neben dem Körper ausgestreckt, ohne ihn zu berühren, die Handflächen nach oben, und entspannt sich.
Als erstes konzentriert man sich auf das verbrauchte Blut, das von den Zehen aus zurückströmt, um sich in den Lungen zu erneuern.
Beim Ausatmen stellt man sich den mit Blut gefüllten Lungenschwamm vor, aus dem sauberes, gereinigtes, mit Sauerstoff angereichertes Blut bis in die Beine, bis in die Zehenspitzen fließt.
Als nächstes konzentriert man sich auf das verbrauchte Blut der Unterleibsorgane und begleitet es in die Lunge. Beim Ausatmen stellen wir uns das revitalisierte Blut vor, das unsere Leber, unsere Milz, unseren Verdauungstrakt, unsere Geschlechtsorgane und Muskeln versorgt.
Beim dritten Ein-und Ausatmen begleitet man das Blut aus Händen und Fingern in die Lunge zurück, reinigt es und läßt es wieder in die Fingerspitzen strömen.
Bei der vierten Inspiration atmet man noch tiefer, schickt das Blut aus dem Gehirn mitsamt allen stagnierenden Ideen zur Reinigung in die Lunge und begleitet das von Vitalität strotzende Blut in den Schädel zurück.
Man muß sich jede einzelne Etappe gut vorstellen und die Atmung mit der ständigen Erneuerung des Organismus assoziieren.
EDMOND WELLS,
Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III
63. DUELL
Der giftige Stachel des Skorpions schnellt so dicht an der alten Ameise vorbei, daß er ihre Fühler berührt.
Zum viertenmal ist es ihr ganz knapp gelungen, den tödlichen Waffen des
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