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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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könnte.
    Die kleinen Skorpione, die nur noch wenig Hoffnung auf einen Erfolg ihrer Mutter haben, ziehen sich vorsichtshalber etwas zurück.
    Nr. 103 nähert sich und packt den gefährlichen Stachel mit ihren Mandibeln. Sorgsam darauf bedacht, nicht mit dem Gift in Berührung zu kommen, stemmt sie den Stachel hoch und sticht den Skorpion, der immer noch feststeckt, damit in den Hinterleib.
    Die Ameisenlegenden haben recht: Skorpione sind gegen ihr eigenes Gift wirklich nicht immun. Das Tier windet sich in Krämpfen und stirbt.
    Man muß Feinde immer mit ihren eigenen Waffen schlagen, hat man ihr einst in der Brutkammer beigebracht, und diese Lehre hat sie jetzt beherzigt. Nr. 103 denkt aber auch dankbar an den Zeichentrickfilm von Tex Avery. Eines Tages wird sie ihren Artgenossen vielleicht alle Kampfmethoden dieses großen Strategen der Finger anvertrauen.

64. EIN LIED
    Julie gab den anderen ein Zeichen, aufzuhören. Alle spielten falsch, und sie selbst sang miserabel.
    »So kommen wir nicht weiter. Ich glaube, wir müssen ein grundlegendes Problem anpacken. Die Musik anderer zu interpretieren – das reicht nicht.«
    Die Sieben Zwerge begriffen nicht, worauf ihre Sängerin hinauswollte.
    »Was schlägst du denn vor?«
    »Wir müssen selbst schöpferisch tätig werden, unsere eigenen Texte und unsere eigene Musik erfinden.«
    Zoé zuckte mit den Schultern. »Für wen hältst du dich? Wir sind doch nur eine kleine Schülerband, die der Direktor unterstützt, damit er ›musikalische Aktivitäten‹ in seinen Berichten über das kulturelle Leben an seinem Gymnasium anführen kann. Und doch nicht die Beatles!«
    Julie schüttelte ihren Kopf; die langen schwarzen Haare flogen. »Sobald man etwas zustande bringt, ist man ein Schöpfer inmitten anderer Schöpfer. Man darf nur keine Komplexe haben. Unsere Musik kann es mit jeder anderen aufnehmen – wir müssen uns nur um Originalität bemühen und etwas machen, das es bisher noch nicht gab.«
    Die überraschten Sieben Zwerge wußten nicht, wie sie reagieren sollten. Alles andere als überzeugt, bedauerten einige sogar, dieses sonderbare Mädchen in ihre Gruppe aufgenommen zu haben. »Julie hat recht«, kam Francine ihrer Freundin zu Hilfe. »Sie hat mir ein Werk namens Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens gezeigt, das Ratschläge enthält, die uns ermöglichen werden, Neues zu schaffen. Ich habe darin schon Pläne für einen Computer entdeckt, der alles, was bisher auf dem Markt ist, völlig in den Schatten stellt.«
    »Es ist unmöglich, die Informatik zu verbessern«, widersprach David. »Die Mikroprozessoren haben überall auf der Welt dieselbe Geschwindigkeit, und schnellere kann man nicht herstellen.«
    Francine sprang auf. »Wer redet denn von schnelleren Mikroprozessoren? Daß wir selbst keine Mikroprozessoren produzieren können, ist doch klar. Aber wir könnten sie anders anordnen.«
    Sie bat Julie um die Enzyklopädie und suchte nach den Plänen. »Seht mal her! Anstelle einer Hierarchie von Mikroprozessoren wird hier eine Demokratie vorgeschlagen.
    Kein Hauptprozessor mehr, der die anderen dominiert, sondern nur noch gleichberechtigte Chefs. Fünfhundert Mikroprozessoren, fünfhundert gleichwertige Gehirne, die ständig miteinander kommunizieren.«
    Francine zeichnete eine Skizze. »Das Problem besteht darin, die richtige Anordnung zu finden; so wie eine Hausfrau sich überlegen muß, wie sie ihre Gäste beim Abendessen plazieren soll. Wenn man sie an einen langen rechteckigen Tisch setzt, kann sich nicht jeder mit jedem unterhalten. Der Autor der Enzyklopädie schlägt deshalb vor, eine Runde von Mikroprozessoren zu bilden. Der Kreis ist die Lösung.«
    »Die Technologie ist nicht der Weisheit letzter Schluß«, wandte Zoé ein. »Dein Supercomputer hat doch nichts mit musikalischer Kreativität zu tun.«
    »Ich verstehe, was sie sagen will«, warf Paul ein. »Wenn dieser Typ neue Ideen in bezug auf den Computer hatte – das komplizierteste Gerät, das es überhaupt gibt –, kann er uns bestimmt auch helfen, die Musik zu erneuern.«
    »Ja, Julie hat recht, wir müssen uns Texte ausdenken, die unsere eigene Gefühlswelt widerspiegeln«, meinte auch Narcisse. »Vielleicht kann dieses Buch uns wirklich dabei helfen.«
    Francine schlug die Enzyklopädie aufs Geratewohl auf und las laut vor:
     
    »Ende, dies ist das Ende. Öffnen wir all unsere Sinne. Ein neuer Wind bläst an diesem Morgen, nichts wird seinen irren Tanz aufhalten können. Tausend

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