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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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muß ihre Arbeit immer wieder unterbrechen, um Luft zu schnappen.
    Die anderen helfen ihr, doch als die Wurzel nur noch an einem dünnen Faden hängt, gebietet Nr. 103 ihnen Einhalt und erklärt, daß sie jetzt erst einmal Schwimmkäfer fangen müßten, die dem Boot als Antrieb dienen könnten. Die Ameisen locken sie mit einigen toten Wasserflöhen an. Als die Käfer näher kommen, stellt Nr. 103 mit ihnen Fühlerkontakt her und überzeugt sie durch Pheromone, den Ameisen bei der Flußüberquerung zu helfen.
    Mit dem geschärften Blick einer Prinzessin stellt sie dann jedoch fest, daß das andere Ufer sehr weit entfernt ist; außerdem deuten welke Blätter, die im Wasser umherwirbeln, auf Strudel hin. Sie hält es deshalb für vernünftiger, eine Stelle zu suchen, wo der reißende Strom schmaler ist.
    Zunächst einmal beladen die Belokanerinnen ihr Boot mit Lebensmittelreserven, hauptsächlich mit Marienkäfern, die nicht schnell genug geflüchtet sind, und mit Schwimmkäfern, die nicht zur Kooperation bereit waren.
    Nr. 103 meint, es sei vernünftiger, erst am nächsten Morgen in See zu stechen, denn nachts könnten sie nicht navigieren. Sie suchen deshalb Schutz unter einem Felsen und fressen die Marienkäfer auf, um bei Kräften zu bleiben. Immerhin steht ihnen eine große Reise bevor.
     

76. ENZYKLOPÄDIE
     
    Reise zum Mond: Es gibt Momente, da die verrücktesten Träume realisierbar zu sein scheinen, wenn man über den nötigen Wagemut verfügt.
    In China gab es im 13. Jahrhundert unter der Herrschaft der Kaiser der Sung-Dynastie eine kulturelle Richtung, die den Mond bewunderte. Für die größten Dichter, Schriftsteller und Sänger war dieser Himmelskörper die einzige Inspirationsquelle.
    Einer der Sung-Kaiser, der selbst Schriftsteller und Dichter war, bewunderte den Mond so sehr, daß er ihn als erster Mensch betreten wollte.
    Seine Wissenschaftler sollten ihm eine Rakete bauen. Die Chinesen konnten damals schon ausgezeichnet mit Pulver umgehen, also brachten sie riesige Pulverladungen unter einer kleinen Hütte an, in der ihr Kaiser thronen sollte.
    Alle hofften, daß die Wucht der Explosion den Kaiser bis zum Mond schleudern würde. Lange vor Neil Armstrong und sogar lange vor Jules Verne hatten die Chinesen die erste Rakete gebaut. Doch offenbar war das Unternehmen vorher nicht gründlich genug durchdacht worden, denn als die Lunten angezündet wurden, gab es lediglich ein riesiges farbenprächtiges Feuerwerk, und der Kaiser, der gehofft hatte, als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzen zu können, wurde pulverisiert.
    EDMOND WELLS,
    Enzyklopädie des relativen und absoluten Wissens, Band III

77. SCHWIERIGER START
    Sie hatten die ganze Nacht komponiert und geprobt und auch am Vormittag des Konzerts weitergearbeitet. Die Enzyklopädie inspirierte sie zu Texten, aber sie mußten sich auch mit Melodien und Rhythmen abplagen.
    Um acht Uhr abends waren sie im Kulturzentrum, stimmten ihre Instrumente und erprobten die Akustik.
    Zehn Minuten vor ihrem Auftritt, als sie sich in den Kulissen zu konzentrieren versuchten, tauchte ein Journalist auf, der sie für das Lokalblatt interviewen wollte. »Guten Abend, ich bin Marcel Vaugirard vom Clairon de Fontainebleau.«
    Sie musterten den wohlbeleibten kleinen Mann, dessen rote Wangen und rote Nase eine Vorliebe für reichlichen Alkoholgenuß verrieten.
    »Wollen Sie auch Schallplatten machen?«
    Julie hatte keine Lust, zu antworten, und Ji-woong knurrte einsilbig: »Ja.«
    Der Journalist sah zufrieden aus. Ihr Philosophielehrer hatte also recht: Ein ›Ja‹ bereitete Freude und erleichterte die Kommunikation.
    »Und welchen Titel soll das erste Album haben?«
    Ji-woong sagte das erste, was ihm in den Sinn kam: »Wacht auf!«
    Der Journalist schrieb das auf. »Und Ihre Texte – wovon handeln sie?«
    »Ah … von allem möglichen«, murmelte Zoé.
    Diese vage Antwort genügte dem Journalisten nicht. Er fragte weiter: »Und Ihr Rhythmus? Von welchen berühmten Gruppen haben Sie sich beeinflussen lassen?«
    »Wir versuchen, unsere eigenen Rhythmen zu erfinden«, erklärte David. »Wir wollen nämlich originell sein.«
    Der Journalist machte sich immer noch Notizen, wie eine Hausfrau, die einen Einkaufszettel schreibt.
    »Hoffentlich hat man Ihnen einen guten Platz in der ersten Reihe reserviert«, sagte Francine höflich.
    »Nein. Keine Zeit.«
    »Keine Zeit? Was soll das heißen?«
    Marcel Vaugirard schob sein Notizbuch in die Tasche und gab jedem die Hand.

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