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Die Revolution der Ameisen

Die Revolution der Ameisen

Titel: Die Revolution der Ameisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Werber
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»Keine Zeit. Ich habe heute abend noch jede Menge zu tun und kann nicht eine Stunde opfern, um Ihnen zuzuhören. Natürlich hätte ich das sehr gern gemacht, aber leider – es geht nicht.«
    »Und warum schreiben Sie dann überhaupt einen Artikel über uns?« fragte Julie erstaunt.
    Er trat dicht an sie heran und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich vertraue Ihnen unser großes Berufsgeheimnis an: ›Nur über das, was man nicht kennt, schreibt man gut.‹«
    Diese Argumentation verschlug dem jungen Mädchen die Sprache, und auch die Sieben Zwerge trauten sich nicht, etwas dagegen einzuwenden oder den Journalisten aufzuhalten.
    Der Direktor des Kulturzentrums stürmte herein. Er sah seinem Bruder, dem Gymnasialdirektor, zum Verwechseln ähnlich. »Machen Sie sich fertig! Gleich sind Sie dran!«
    Julie schob den Vorhang etwas zur Seite. Der Saal, der etwa 500 Personen fassen konnte, war zu drei Vierteln leer.
    Sie hatte Lampenfieber, und den Sieben Zwergen ging es genauso. Paul knabberte Süßigkeiten, Francine rauchte Marihuana, Léopold schloß die Augen, so als wollte er meditieren, Narcisse betastete die Saiten seiner Gitarre, Ji-woong vergewisserte sich, daß alle ihre Partituren hatten, und Zoé murmelte zum tausendstenmal die Refrains vor sich hin.
    Weil alle Fingernägel schon abgekaut waren, biß Julie sich den Ringfinger blutig und saugte an der Wunde.
    Auf der Bühne kündigte der Direktor des Kulturzentrums die Gruppe an: »Meine Damen und Herren, herzlichen Dank, daß Sie so zahlreich zur Einweihung unseres neuen Kulturzentrums erschienen sind. Leider sind die Arbeiten noch nicht ganz beendet, und ich möchte Sie herzlich bitten, eventuelle Mängel großzügig zu übersehen. Jedenfalls paßt zu einem neuen Saal am besten neuartige Musik.«
    In den ersten Reihen saßen betagte Herrschaften, die ihre Hörgeräte justierten. Diese Abonnenten würden keine einzige Veranstaltung, gleich welcher Art, versäumen; Hauptsache, sie erhielten Gelegenheit, aus dem Haus zu kommen.
    Der Direktor fuhr lauter fort: »Was Sie hören werden, gehört zum Interessantesten und Rhythmischsten, was es in unserer Region derzeit gibt. Ob man Rock nun liebt oder nicht – ich bin jedenfalls überzeugt, daß es sich lohnt, den jungen Musikern zuzuhören, zumal die Sängerin auch noch sehr hübsch ist.«
    Kaum Reaktionen beim Publikum.
    »Sie heißt Julie Pinson und ist die Solistin der Gruppe
    ›Schneewittchen und die Sieben Zwerge‹. Dies ist ihr erster großer Auftritt, und wir sollten sie mit Applaus begrüßen, um ihnen Mut zu machen.«
    Einige Pensionäre klatschten gehorsam.
    Der Direktor zog Julie aus den Kulissen hervor und führte sie unter die Scheinwerfer in der Bühnenmitte. Sie stellte sich vor das Mikrofon, während hinter ihr die Sieben Zwerge ihre Instrumente stimmten.
    Julie spähte in den dunklen Saal. Vorne die Rentner.
    Dahinter einige Jugendliche, die an diesem Abend wohl nichts Besseres vorgehabt hatten. Von hinten brüllte jemand: »Pack ein, Julie!«
    Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, aber die Stimme war unverkennbar: Gonzague Dupeyron. Zweifellos hatte er seine ganze Bande mitgebracht, um das Konzert zu stören.
    »Packt ein! Geht nach Hause!« skandierten sie jetzt im Chor.
    Francine gab ihren Freunden ein Zeichen, schnell zu beginnen, um die unverschämten Rufe zu übertönen.
    Sicherheitshalber hatten sie die Abfolge ihrer Stücke vor sich auf den Boden geklebt.
     
    1. GUTEN
    TAG
    Ji-woong gab mit dem Schlagzeug den Rhythmus vor. Paul stellte die Potentiometer ein, und die Scheinwerfer warfen kitschige Regenbogenfarben an den Vorhang. Julie sang:
     
    »Guten Tag,
    guten Tag, unbekanntes Publikum!
    Unsere Musik ist eine Waffe, um die Welt zu verändern. Lächeln Sie nicht, denn das ist möglich. Sie können es.
    Es genügt, etwas wirklich zu wollen, damit es wahr wird.«
     
    Als sie verstummte, gab es nur mageren Beifall. Einige Klappstühle knallten, weil manche Zuhörer offenbar schon genug hatten. Und hinten brüllten Gonzague und seine Gesinnungsgenossen: »Packt ein! Haut ab!«
    Verlief die Feuertaufe auf der Bühne immer so? Hatten auch Genesis, Pink Floyd und Yes das am Anfang ihrer Karriere erlebt? Julie begann sofort mit dem zweiten Stück.
     
    2. WAHRNEHMUNG
    »Man nimmt von der Welt nur das wahr, worauf man vorbereitet ist.
    Für ein physiologisches Experiment wurden Katzen von Geburt an in einen kleinen Raum gesperrt …«
     
    Ein Ei kam von hinten geflogen und zerbrach auf Julies

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