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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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er sich, doch es war nur schaumiger Gallensaft, der über seine Lippen quoll, denn er hatte längst nichts mehr in sich, was er noch von sich geben konnte.
    »Er hat nicht genug von dem Antimonbrechmittel geschluckt«, sagte der Arzt. »Ich gebe ihm noch eine Dosis Zinksulfat.«
    Trelawney vernahm den Protest des Wundarztes, der davor warnte, den Patienten zu sehr zu schwächen. Doch der Arzt verabreichte ungerührt das Medikament und bereitete ein neues Klistier vor.
    Die Flammen in Sir Orlandos Innern loderten wieder auf. Sein Geist verwirrte sich, versuchte, sich von seinem leidenden Körper zu lösen und davonzueilen, an den Ort, an dem es keine Schmerzen gab. Dort erwartete ihn Elizabeth, seine stille, sanfte Beth … Bald … bald würde er wieder mit ihr vereint sein …

 Fünftes Kapitel 
    A lan hatte sich nur widerwillig vom Krankenlager des Richters losreißen können. Aber er sah ein, dass die Kräfte des Patienten von Stunde zu Stunde dahinschwanden und dass er keine Zeit verlieren durfte. Atemlos erreichte er die »Pfauenschenke« und fragte den Wirt nach Mr. Fauconer. Dieser wies ihm den Weg zu einem Zimmer im Obergeschoss, wo Jeremy beim Eintreten seines Freundes überrascht von einem Buch aufsah.
    »Ich bitte Euch, kommt mit mir zu Sir Orlando Trelawney«, rief Alan ohne Begrüßung. »Er ist schwer krank. Dr. Hughes ist ratlos, er probiert jede Rosskur aus, die ihm einfällt, nur um den Anschein zu erwecken, dass er etwas tut. Aber ich bin überzeugt, er wird den Richter damit umbringen. Vielleicht könnt Ihr ihm helfen. Er ist ein gerechter, gottesfürchtiger Mann. Sein Tod wäre ein großer Verlust für die Richterbank.«
    »Gut, ich komme«, erwiderte der Jesuit, während er, ohne zu zögern, einige Utensilien einpackte. »Beschreibt mir die Krankheit des Richters unterwegs.«
    »Er hat schon an Sankt Laurentius über Kopfschmerzen und Mattigkeit geklagt. Dann überfiel ihn ein Schüttelfrost und starkes Fieber. Manchmal tobt er wie ein Mensch, der dem Wahnsinn verfallen ist.«
    »Wie ist seine Gesichtsfarbe?«
    »Hochrot! Die Augen glänzen, die Zunge ist belegt.«
    »Hat er sich erbrochen?«
    »Ja, ein- oder zweimal. Die Dienerschaft ist der Meinung, er wurde vergiftet, so wie Baron Peckham. Aber vor zwei Tagen trat ein seltsamer Ausschlag auf seiner Haut auf, und seitdem ist Dr. Hughes überzeugt, dass es ein ansteckendes Fieber ist.«
    »Wie hat er den Kranken behandelt?«
    »Zuerst ordnete er einen Aderlass an, den er am dritten Tag an der Halsvene wiederholen ließ. Dazu gab er Brech- und Abführmittel.«
    »Ein sicherer Weg, um den Patienten ins Grab zu bringen«, meinte Jeremy zynisch.
    Auf dem Weg zur Chancery Lane drängten sie sich rücksichtslos durch die Menge der Händler, Tagelöhner und Müllkutscher. Vor dem roten Backsteinhaus des Richters trafen sie auf Dr. Hughes, der sich gerade auf den Heimweg machte.
    »Ah, Meister Ridgeway, gut, dass Ihr kommt«, sagte er, die Müdigkeit in seiner Stimme übertreibend. »Ich war jetzt eine Nacht und einen Tag auf den Beinen und brauche dringend etwas Schlaf. Eine Pflegerin ist bei Seiner Lordschaft. Ihr könnt sie ablösen. Lasst ihn noch einmal zur Ader, wenn sein Zustand sich nicht bessert. Ich komme morgen früh wieder.«
    Man sah dem Arzt an, dass er es eilig hatte, wegzukommen.
    »Er hat den Richter aufgegeben«, flüsterte Alan seinem Freund zu.
    Ein Lakai öffnete ihnen die Haustür und ließ sie schweigend ein. Da der Wundarzt den Weg kannte, entließ er den Burschen mit einer Handbewegung und führte Jeremy eine kunstvoll geschnitzte Eichentreppe in den zweiten Stock hinauf. Beim Betreten des abgedunkelten Schlafgemachs schlug ihnen ein schwerer, übler Geruch entgegen. Die Luft war zum Schneiden dick, denn die Fenster waren fest verschlossen, und im Kamin brannte ein starkes Feuer, wie Dr. Hughes es angeordnet hatte. Frische Luft galt für Kranke als schädlich. Die Hitze sollte den Patienten zum Schwitzen bringen, damit sein Körper von den verdorbenen Säften gereinigt wurde, die die Krankheit hervorriefen.
    An der Seite des Bettes, dessen Vorhänge zugezogen waren, damit auch ja kein kühles Lüftchen eindringen konnte, saßen zwei Frauen: die verschlafene Pflegerin und eine Jungfer mit einem verkniffenen Mund, die sich die Zeit ungerührt mit einer Stickarbeit vertrieb. Sie trug ein schmuckloses, graues Kleid mit einem einfachen Leinenkragen und weißen Manschetten.
    »Das ist Mistress Esther Langham, die Nichte

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