Die Richter des Königs (German Edition)
Zuber gefüllt hatten, gab er Anweisung, das verschmutzte Wasser auszuleeren und frisches zu holen. Mit unterdrücktem Murren gehorchten sie, was ihnen einen scharfen Tadel der Nichte einbrachte, die ein strenges Regiment in ihrem Haushalt führte.
»Dieses Mädchen ist ein rechter Giftzahn«, flüsterte Alan seinem Freund zu, als Esther das Zimmer verlassen hatte. »Kein Wunder, dass der Richter sie nicht unter die Haube bringen kann.«
Nun, da Trelawney sich beruhigt hatte, machte Jeremy sich an die Behandlung seiner Wunden. Er entfernte die Erbsen und bestrich dann die Blasen auf seiner Kopfhaut und die Verbrennungen unter den Füßen mit einer Salbe, die Kamille und Ringelblumen enthielt und die er stets in einem Salbentiegel mit sich führte. Die ganze Nacht über wachten sie bei dem Kranken. Immer wieder flößte ihm Jeremy geduldig kühle Sauermilch ein, die ihn erfrischen sollte, und wechselte regelmäßig die kalten Umschläge auf seiner Stirn und seiner Brust. Als nach einigen Stunden das Fieber wieder zu steigen begann, wurde das kühlende Bad wiederholt.
Am frühen Vormittag erschien Dr. Hughes, um nach seinem Patienten zu sehen. Als er sah, dass seine Anordnungen missachtet worden waren und der Kranke in einem kühlen Raum unter einer leichten Decke lag, protestierte er und warnte vor dem Schlimmsten. Jeremy hatte Esther überredet, den Arzt auszuzahlen. Erleichtert, sich der Verantwortung für den in seinen Augen Todgeweihten entziehen zu können, machte er sich ohne Widerrede davon. Jeremy neigte sich zu Alans Ohr und sagte leise: »Ich muss im Newgate-Gefängnis die Messe lesen. Im Moment besteht für den Richter keine Gefahr. Ihr könnt allein bei ihm wachen. Ich komme so schnell wie möglich wieder und löse Euch ab.«
Sechstes Kapitel
B ei seiner Rückkehr brachte Jeremy einige Medikamente vom Apotheker mit. »Ich habe versucht, Chinarinde aufzutreiben, konnte aber keine bekommen«, erklärte er. »Das liegt wohl am Misstrauen der Engländer gegenüber dem ›Jesuitenpulver‹, wie sie es nennen. Aber Weidenrinde erfüllt denselben Zweck.«
Alan machte sich auf den Heimweg, um in seiner Werkstatt nach dem Rechten zu sehen und ein wenig zu schlafen.
Am Nachmittag stieg das Fieber wieder gefährlich an. Jeremy verabreichte Trelawney einen aus Weidenrinde gebrauten Trank. Zusätzlich kühlte er Herz und Gehirn mit kalten Tüchern. Der Hautausschlag hatte sich mittlerweile sogar über die Handflächen und Fußsohlen ausgebreitet und nahm überall am Körper eine schmutzige dunkelrote Färbung an. Der Kranke hatte jegliche Gewalt über seine Glieder verloren und lag in völliger Erschöpfung reglos da. Sein Geist war noch immer verwirrt. Wenn man ihn ansprach, öffnete er die Augen, doch sein Blick irrte ziellos umher, ohne irgendetwas wahrzunehmen. Von Zeit zu Zeit stieß er unzusammenhängende Wörter zwischen seinen zerschundenen Lippen hervor. Manchmal jammerte er wie ein Kind, manchmal schrie er in Panik auf, als werde er von Dämonen gejagt.
Jeremy führte die kalten Einpackungen fort, um das Fieber erträglich zu halten. Doch Trelawney blieb ruhelos, sein Puls schnell und weich, und der Mangel an Schlaf zehrte an seinen Kräften. Der Jesuit wurde nicht müde, ihn zu beruhigen, um ihm ein Gefühl der Geborgenheit zu vermitteln. Wenn er mit dem Kranken allein war, betete er leise den Rosenkranz, weil er wusste, dass das Gebet den Rhythmus des Herzschlags nachahmte und deshalb eine besänftigende Wirkung ausübte, auch auf einen Ketzer.
Alan besorgte Mohnsaft, der getrocknet und zu kleinen Kugeln geknetet worden war. Bald glitt der Richter in einen betäubungsähnlichen Schlaf, der nicht mehr ständig von Albträumen unterbrochen wurde. Tag für Tag wechselten sich Jeremy und der Wundarzt am Krankenlager ab, wickelten Trelawneys fiebernden Körper, der mehr und mehr an Substanz verlor, unermüdlich in nasse Laken, um ihn zu kühlen, flößten ihm Milch, Wein und Fleischbrühe ein, um seine Kräfte zu erhalten, und sorgten ansonsten dafür, dass seine Ruhe nicht gestört wurde, soweit dies in einer lärmenden Stadt wie London möglich war.
Eines Morgens begannen sich die Fieberschleier, die Sir Orlandos Geist verdunkelten, endlich zu lichten, und er kam allmählich wieder zur Besinnung. Sein fliehender Blick blieb an Jeremy haften, aber es dauerte eine Weile, bis er bemerkte, dass ihm dieses Gesicht unbekannt war. Seine Stimme war heiser und schwach, kaum hörbar. »Wer seid
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