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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Kochung der Säfte und habe deshalb eine heilsame Wirkung«, wandte Esther wichtigtuerisch ein.
    »Unter gewissen Umständen ist das auch so, Madam, aber wenn das Fieber zu hoch ist, kann es mehr Schaden anrichten als nutzen. Ich habe schon oft Menschen daran sterben sehen. Und mit dieser Erfahrung stehe ich keineswegs allein. Ich hörte von einem Arzt in Westminster namens Thomas Sydenham, der die ansteckenden Fieber studiert und die kühlende Therapie ebenfalls befürwortet.« Da er sah, dass sie noch immer zweifelnd die Stirn in Falten legte, fügte er hinzu: »Madam, ich sehe, Ihr habt einen wachen Verstand. Wenn Ihr die Absicht hättet, ein brennendes Haus vor der Zerstörung zu retten, würdet Ihr dann hingehen und Fackeln hineinwerfen?«
    »Natürlich nicht«, antwortete die junge Frau schmunzelnd.
    »Seht Ihr? Warum also sollte es sinnvoll sein, einen Kranken, der vom Fieber verzehrt wird, noch zusätzlicher Hitze auszusetzen?«
    Mistress Langham betrachtete nachdenklich den Mann vor ihr, dessen graue Augen sie erwartungsvoll ansahen. Es war das erste Mal, dass ein Mann ihr als Frau Verstand zusprach. Die Bitterkeit in ihrem Herzen erschien ihr mit einem Mal erträglicher, und ihre unterdrückte Wut auf den Richter ließ ein wenig nach.
    »Tut mit meinem Onkel, was Ihr für richtig haltet. Ich werde Euch bringen lassen, was immer Ihr benötigt.«
    »Danke, Madam.« Jeremy kehrte an die Seite des Bettes zurück. »Wie alt ist der Richter, Alan, wisst Ihr das?«, fragte er besorgt.
    »So um die zweiundvierzig, glaube ich. Weshalb fragt Ihr?«
    »Dieses Fieber ist umso gefährlicher, je älter der Kranke ist.«
    Jeremy legte die Hand auf Trelawneys Brust, um seinen Herzschlag zu fühlen. Dann drückte er sein Fleisch prüfend zwischen den Fingern. Es war ausgetrocknet wie Pergament. »Holt mir Wein«, bat er eindringlich.
    Während sich drei Lakaien mit dem Waschzuber abschleppten, der neben dem Bett aufgestellt und mit sauberen Laken ausgelegt wurde, versuchte Jeremy, dem Kranken etwas Wein einzuflößen. Dies erwies sich als mühsam, denn er wollte nicht schlucken. Gaumen und Rachen waren durch die Entzündung schmerzempfindlich geworden. Mit unendlicher Geduld probierte es der Jesuit wieder und wieder, bis Trelawney wenigstens einen Teil des Rotweins getrunken hatte.
    Die Vorbereitungen für das Bad gingen ihm dagegen zu langsam voran. Die Stirn des Richters glühte, und die Apathie war einer Phase des Fieberdeliriums gewichen, in der er albtraumhafte Ängste durchlebte, sich unruhig hin und her warf und ab und zu gequälte Schreie ausstieß. Schließlich nahm Jeremy einer mit frischer Wäsche beladenen Magd eines der Laken ab, tauchte es in den erst eine Handbreit gefüllten Waschzuber und legte das nasse Tuch mit Alans Hilfe neben dem Körper des Richters auf das Bett. Gemeinsam hoben sie den Besinnungslosen darauf und wickelten ihn rundum in das tropfende Laken ein, wobei nur das Gesicht und die Füße frei blieben. Durch das Leintuch in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, hörte Trelawney auf zu toben.
    Als der Zuber gefüllt war, prüfte Jeremy mit der Hand die Temperatur des Wassers. Es durfte weder zu kühl noch zu warm sein. »Gut, legen wir ihn hinein«, sagte er dann.
    Zusammen mit Alan und dem Kammerdiener Malory trug er den nackten Körper zum Bad und tauchte ihn behutsam ins Wasser. Jeremy hielt dem Richter den Kopf, während Alan ihn gründlich wusch. Zwei Dienstmädchen wechselten derweil die Bettwäsche und entfernten Kissen und Vorhänge. Die Lakaien brachten die Binsenmatten hinaus, die den Holzfußboden bedeckten.
    Nach einer Weile gab der Priester seinen Helfern einen Wink. Sie hoben den Kranken aus dem Wasser, trockneten ihn mit einem sauberen Leintuch ab und legten ihn in das frisch bezogene Bett. Besorgt fühlte Jeremy Trelawneys Herzschlag und fand ihn zu seiner Beruhigung immer noch kräftig. Gleichwohl gab er ihm zur Stärkung noch etwas Wein zu trinken.
    »Habt Ihr Sauermilch im Haus?«, wandte er sich kurz darauf an den Kammerdiener, der nicht mehr vom Lager seines Herrn wich.
    »Ich glaube, ja. Ich werde sofort nachsehen«, antwortete Malory eifrig.
    Alan beugte sich fasziniert über den Kranken, der ganz ruhig lag. Er atmete jetzt tiefer und entspannter als vorher. »Es geht ihm besser«, stieß er voller Freude hervor.
    »Zügelt Euren Enthusiasmus, Alan, das war erst der Anfang. Uns steht eine anstrengende Nacht bevor«, belehrte ihn Jeremy lächelnd.
    Den Lakaien, die den

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