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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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Verteidigung zu beginnen. Breandán erzählte, wie er auf dem Strand dem Ratsherrn begegnet war.
    Da unterbrach ihn der Recorder und fragte ironisch: »Ihr habt eben Eure Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, dass Sir John zu so früher Stunde unterwegs war. Was aber tatet Ihr zu dieser unchristlichen Zeit auf der Straße?«
    »Ich war auf dem Weg zu Meister Ridgeways Chirurgenstube auf der Paternoster Row, wo ich arbeite, Sir«, erklärte der Ire bereitwillig.
    »Und woher kamt Ihr?«
    »Von Hartford House, Sir.«
    »Das Lady St. Clair gehört?«
    »Ja.«
    »Und was tatet Ihr da?«
    Breandán starrte den Recorder mit versteinertem Gesicht an, ohne etwas zu erwidern.
    »Angeklagter, beantwortet die Frage!«, forderte ihn der Recorder auf.
    »Das geht Euch nichts an, Mylord!«, entgegnete Breandán gereizt.
    »Ach, das geht mich nichts an! Ihr steht hier vor Gericht, Kerl. Alles, was mit dem Mord an dem ehrenwerten Sir John Deane zu tun hat, geht uns etwas an. Habt Ihr also bei dieser Lady gelegen, wie man es sich überall erzählt?«
    »Mylord, das kann ich Euch nicht sagen. Seine Majestät würde nicht dulden, dass diese Sache in der Öffentlichkeit ausgebreitet wird.«
    Der Recorder verstummte. Breandán hatte das einzige Mittel benutzt, das den Stadtrichter zum Schweigen bringen konnte. All diese Männer vor ihm waren immer noch die Richter des Königs. Er setzte sie ein, und er konnte sie auch wieder des Amtes entheben. Es war nicht klug, das Missfallen Seiner Majestät zu erregen.
    Sir Orlando bemühte sich, die peinliche Situation zu retten, und wies den Angeklagten an, in seinem Bericht fortzufahren. Doch kurz darauf wurde der Ire erneut unterbrochen, diesmal vom Lord Mayor. »Ihr sagt, Ratsherr Deane habe Euch provoziert. Aber Ihr versäumt es, zu erläutern, wie er das tat.«
    »Mylord, er gab verletzende Schimpfworte von sich«, erklärte Breandán.
    »Nun, welcher Art? Wie sollen die Gentlemen der Jury beurteilen, ob die Beleidigung ausreichend war, um Eure Forderung nach Genugtuung zu rechtfertigen, wenn Ihr Sir Johns Worte nicht wiederholt?«
    »Er verletzte die Ehre einer Dame und weigerte sich, die Beleidigungen zurückzunehmen. Es war mein gutes Recht, in ihrem Namen Genugtuung zu fordern.«
    »Um welche Dame ging es? Etwa um Lady St. Clair?«
    »Ja.«
    »Wie kann man die Ehre einer Frau verletzen, die gar keine besitzt …«
    Bevor der Lord Mayor weitersprechen konnte, fuhr ihm Richter Trelawney über den Mund: »Mylord, in Anbetracht der Tatsache, dass die besagte Dame hier anwesend ist und Eure Worte an Majestätsbeleidigung grenzen, ersuche ich Euch, diesen Punkt der Befragung fallen zu lassen.« Der Lord Mayor lief rot an, sah aber ein, dass der Vorsitzende Recht hatte.
    »Fahrt fort, Angeklagter«, sagte Trelawney.
    Breandán berichtete, wie er mit Sir John Deane gekämpft hatte. »Ich wollte nichts anderes, als dass er die Schmähungen zurücknimmt. Hätte ich die Absicht gehabt, ihn zu ermorden, hätte ich ihn mit meiner Pistole vom Pferd schießen können. Warum sollte ich ihm waffenlos gegenübertreten, wenn ich ihn töten wollte?«
    »Ihr habt Sir John schon einmal entwaffnet«, warf der Recorder ein. »Zumindest habt Ihr dies bei Eurer letzten Verhandlung behauptet.«
    »Damals besaß ich keine Waffe und musste mich meiner Haut wehren. Dieses Mal hatte ich eine Pistole. Dass ich sie nicht benutzte, beweist, dass ich nicht beabsichtigte, den Ratsherrn umzubringen.«
    »Vielleicht nicht zu Anfang. Aber während Ihr mit ihm kämpftet, könnte Eure Wut so groß geworden sein, dass Ihr jegliche Hemmung verlort und ihn erstacht, als er schon am Boden lag«, wandte Sir Orlando ein.
    »Nein, Mylord, ich schwöre Euch, ich bin unschuldig«, beteuerte Breandán. »Ich habe Deane nicht ermordet. Die einzige Schuld, die ich gestehe, ist die, dass ich ihn in seiner Hilflosigkeit liegen ließ und davonging. Ich habe ihn seinem Mörder ausgeliefert. Aber ich hätte ihn nicht allein gelassen, wenn ich gewusst hätte, dass er in Gefahr war.«
    »Ihr behauptet also, ein anderer habe Sir John umgebracht?«, fragte Trelawney. »Könnt Ihr uns sagen, wer?«
    »Ich wünschte, ich könnte es, Mylord. Aber ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Habt Ihr Zeugen, die ihn gesehen haben?«
    »Nein, Mylord.«
    »Wisst Ihr sonst irgendetwas über diesen Unbekannten?«
    Breandán schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Nein, Mylord.«
    Wieder entstand Getuschel unter den Schaulustigen. Sir Orlando ließ einen

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