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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lessmann
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die Drohungen des Angeklagten bezeugen kann.«
    Sir Orlando überging die Bemerkung und fuhr ungerührt fort. »Habt Ihr den Angeklagten noch zu anderer Zeit Drohungen gegen Sir John aussprechen hören?«
    Thomas Masters zögerte sichtlich verunsichert. Offenbar hatte er es versäumt, sich seine Aussage vorher genau zu überlegen.
    »Habt Ihr den Angeklagten nach seiner Bestrafung überhaupt wiedergesehen?«, hakte Trelawney nach.
    »N … nein.«
    »Aber Ihr wusstet, wo er sich aufhielt?«
    »Ja, Sir John hatte Erkundigungen eingezogen. Er wollte den Burschen im Auge behalten.«
    »Als Ihr von Sir Johns Tod erfuhrt, habt Ihr Euch sofort zu dem Haus begeben, in dem der Angeklagte wohnte. Warum tatet Ihr das? Hattet Ihr Hinweise darauf, dass er der Täter war?«
    »Als ich hörte, dass ein Ire in der Nähe gesehen worden war, wusste ich sofort, dass nur er Sir John ermordet haben konnte. Ich sagte bereits, dass er ihm Rache geschworen hatte.«
    »Und Ihr nahmt das Gesetz selbst in die Hand, anstatt Euren Verdacht einem Friedensrichter anzuvertrauen?«
    »Es ist nicht ungesetzlich, einen Verdächtigen selbst zu verhaften, Mylord.«
    »Nein, aber in das Haus eines unbescholtenen Bürgers einzudringen, einen Unbeteiligten zu verletzen und den Verdächtigen beinahe totzuschlagen ist ungesetzlich. Habt Ihr sonst noch etwas vorzutragen, Sir?«
    »Nein, Mylord«, erwiderte Masters ergrimmt. Er wollte sich entfernen, doch Breandán protestierte. »Mylord, ich habe Fragen an den Zeugen.«
    »Stellt Eure Fragen, Angeklagter.«
    Mit einem deutlichen Ausdruck des Trotzes wandte sich der Ire an den Kaufmann. »Ihr wusstet also, wo ich wohnte?«
    »Ja, von Anfang an.«
    »Wusstet Ihr auch, wo ich mich an jenem Morgen aufhalten würde, als ich auf Sir John Deane traf?«
    »Ihr meint, ob ich wusste, dass Ihr die Nächte im Bett dieser französischen Dirne verbringt? Nein, ich wusste es nicht.«
    »Und Deane? Wusste er es?«
    »Nein, ich glaube nicht. Er hätte es mir gegenüber erwähnt.«
    »Habt Ihr eine Ahnung, was er zu so früher Stunde auf dem Strand tat?«
    In Masters’ Gesicht zuckte es. Er sah verwirrt aus. Jeremy, der ihn mit Adleraugen beobachtete, erkannte, dass auch er es nicht wusste. »Nein«, gestand er. »Es ist mir ein Rätsel.«
    »War Sir John immer ohne Begleitung unterwegs?«, fragte Breandán.
    »Nein, niemals. Er hatte immer einen Diener oder seine Freunde bei sich. Niemand hätte ihm etwas anhaben können.«
    »Warum war er dann an jenem Morgen allein?«
    »Ich weiß es nicht!«, rief Thomas Masters, die Beherrschung verlierend, aus. Es war offensichtlich, dass ihn Deanes Versäumnis, ihn einzuweihen, zutiefst gekränkt hatte. »Aber wenn er wusste, dass er Euch dort treffen würde, war es heller Wahnsinn, allein zu gehen.«
    Jeremy neigte den Kopf zu Alan hinüber, der neben ihm saß. »Breandán schlägt sich hervorragend. Aber leider wissen wir immer noch nicht, weshalb Deane dort war.«
    Der Gerichtsschreiber rief jetzt den Nachtwächter auf, der erzählte, wie er in der Nähe des Verbrechens auf den Angeklagten getroffen war. Ihm folgte Sir Henry Crowder, der Magistrat, der Breandán verhaftet und verhört hatte. Sein Protokoll zu Rate ziehend, gab er die Aussage des Beschuldigten wieder, die sich mit dem Bericht des Dieners deckte.
    »Hat der Angeklagte Euch mitgeteilt, weshalb er auf Sir John Deane losging, Master Ratsherr?«, fragte Richter Tyrrell.
    »Nein, er weigerte sich, dazu eine Erklärung abzugeben.«
    »Aber er gab zu, Sir John entwaffnet und geschlagen zu haben?«
    »Ja. Er schwor jedoch, dass er ihn nicht mit dem Degen erstochen habe.«
    Als Breandán an der Reihe war, fragte er den Friedensrichter: »Master Ratsherr, habe ich während des Verhörs zu irgendeiner Zeit gestanden, Deane ermordet zu haben?«
    »Nein, das habt Ihr nicht.«
    »Und bin ich jemals von dem Bericht meiner Auseinandersetzung mit ihm abgewichen?«
    »Nein, in keiner Einzelheit.«
    »Würdet Ihr nach Euren Erfahrungen als Magistrat nicht erwarten, dass ein Schuldiger sich durch Widersprüchlichkeiten in seiner Geschichte verrät?«
    »Meistens ist das so. Aber wenn jemand an seiner Aussage festhält, beweist das unter Umständen nur seine Durchtriebenheit, aber nicht unbedingt seine Unschuld.«
    Die Zuschauer brachen in Gelächter aus, und Sir Orlando sah sich gezwungen, den Ausrufer anzuweisen, für Ruhe zu sorgen. Als er sich wieder verständlich machen konnte, forderte Trelawney den Gefangenen auf, seine

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